Würzburg ist der unangefochtene Spitzenreiter – nur leider ist das für die Bürger keine gute Nachricht. Denn in den vergangenen fünf Jahren sind die Mieten in der Stadt um satte 34 Prozent gestiegen, das teilte der Hamburger Wohnforscher Stefan Lehnert dem Stadtrat mit. Damit ist Würzburg in puncto Mietpreisdynamik die Nummer eins unter den deutschen Großstädten. Im Schnitt kostet der Quadratmeter hier derzeit 8,86 Euro Netto, ohne Nebenkosten. Da die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den kommenden Jahren weiter steigen wird, hat der Stadtrat jetzt einem Handlungskonzept zugestimmt.
„Der Stadtrat gibt damit eine strategische Willenserklärung ab“, verdeutlicht Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Um eine Übersicht zu bekommen, wie es um den Wohnraum in der Stadt steht, hatte die Stadt einen externen Gutachter beauftragt. Ende 2014 hat das Hamburger Institut „Gewos“ mit der Sammlung von Daten und der Befragung von Fachleuten und Unternehmen angefangen. Im Februar haben die Wohnforscher ihr 205 Seiten starkes „Handlungskonzept Wohnen für die Stadt Würzburg“ im Umwelt-und Planungsausschuss vorgestellt, jetzt kam das Projekt in den Stadtrat.
„Unser Konzept gibt keine klaren Vorgaben“, sagt Wohnforscher Stefan Lehnert. Es sei an der Stadt, die gelieferten Daten, Prognosen und Vorschläge in die Praxis umzusetzen. So müsse etwa entschieden werden, wie Freiflächen künftig genutzt werden soll, ob man Häuser aufstocken oder mehr Sozialbau erschaffen wolle. Auch das Thema Wohnraum für Flüchtlinge soll auf die Agenda geschrieben werden.
Die Bearbeitung der Fragen übernimmt jetzt ein so genannter „Lenkungskreis Wohnen“ , der aus Vertretern der Politik, der Wohnungswirtschaft, Interessensverbänden sowie der Verwaltung zusammengesetzt wird. Je nach behandeltem Thema sollen auch Experten aus anderen Bereichen sowie Bürgermeister aus dem Umland zu Sitzungen hinzugezogen werden.