Im Stadtrat verteidigte Ordnungs- und Umweltrefrent Wolfgang Kleiner am Donnerstagnachmittag die Umsiedlung von 120 Tauben nach Darmstadt. Wie berichtet, hat eine Fachfirma im Auftrag der Stadt von Januar bis Juli auf dem Dach des Kaufhofs Tauben eingefangen und nach Darmstadt gebracht, wo sie nach vier Wochen frei gelassen wurden.
„Am Falkenhaus sieht es jetzt aus wie geleckt“, beschreibt Kleiner den Erfolg der Aktion, die rechtens und tierschutzkonform sei. Ihm läge persönlich daran, dass die Tiere ordentlich behandelt würden.
In einer schriftlichen Antwort hatte Kleiner vor einigen Tagen erklärt, dass der Taubenschlag auf dem Kaufhofdach inzwischen still gelegt wurde. Im Stadtrat führte er jetzt jedoch dessen Weiterbenutzung aus. Wie in anderen von der Stadt eingerichteten Taubenschlägern, würden dort brütenden Vögeln die Eier weggenommen werden. Laut Kleiner hat der Bau des Schlages etwa die Hälfte der 7000 Euro teuren Tauben-Umsiedlung gekostet.
Offen blieb allerdings, ob die Verfrachtung von Tauben langfristig erfolgreich ist. Danach fragte Linken-Stadtrat Sebastian Roth: „Warum lässt man die Tauben nach vier Wochen wieder frei, dann fliegen sie doch wieder zurück?“ Kleiner sagte dazu, dass die 120 Vögel in Darmstadt beringt wurden. „Dann kann man feststellen, wenn sie wieder zurückkommen.“ Experten hatten auf Anfrage der Main-Post außerdem erklärt, dass in einem Taubenschwarm mehr Junge aufgezogen werden, wenn alte Tiere verschwinden.
Außer Roth und Silke Trost (Grüne), die sich den Schlag auf dem Kaufhofdach anschauen möchte, sagte in der öffentlichen Sitzung kein Mitglied des Stadtrats etwas zu der „Tauben-Umsiedlung“. Oberbürgermeister Christian Schuchardt meinte es sei notwendig, einen Umgang mit der Taubenpopulation zu finden, der „artgerecht und zielführend“ ist.