Seit genau 100 Jahren war es im Besitz der Familie Schwarzmann, am vergangenen Donnerstag hat das Hotel Stadt Mainz in der Semmelstraße den Eigentümer gewechselt. Die Schwestern Anneliese und Margarete Schwarzmann haben ihr Haus verkauft. "Es war an der Zeit, einmal etwas kürzer zu treten", sagen sie unisono. In der Familie gab es niemanden, der es übernehmen konnte, so blieb den 71 und 75 Jahre alten Schwestern nur der Verkauf. "Wir bleiben aber im Haus", sagen sie, das sei mit dem Käufer so abgesprochen.
"Die Stadt Mainz bleibt erhalten und wird genauso weitergeführt wie bisher", versichert Margarete Schwarzmann eindringlich. Allerdings werden Hotel und Restaurant vom neuen Käufer verpachtet, es gebe auch bereits aussichtsreiche Interessenten, so dass vielleicht schon im November das Restaurant wieder eröffnet werden könne. Denn zuerst werde der neue Eigentümer die Küche erneuern und den Brandschutz auf den aktuellen Stand bringen . "Das hätten wir nicht mehr leisten können, das ist ein Segen, dass er es übernommen hat", sagen die Schwestern und scheinen beruhigt, dass es mit dem Haus weiter geht. "Wir bringen den neuen Pächtern dann auch unsere Adressen und Kunden", versichern beide und hoffen, dass auch vor dem Verkauf entlassenes Personal wieder angestellt werden kann. "Die Leute sind zum Teil seit 30 Jahren bei uns und kennen sich ja aus", erläuterte Anneliese Schwarzmann.
Käufer sind Würzburger Geschäftsleute. "Wir wollen das Haus in seinem alten Stil wiederbeleben und weiter betreiben", nennt einer von ihnen den Beweggrund für den Kauf am Telefon. Seinen Namen möchten er aber nicht genannt haben.
Die Wände in den Gasträumen hängen voll mit Erinnerungen
Die Wände in den Gasträumen hängen voll mit Erinnerungen. Nach dem Tod des Vaters hatte Anneliese das Haus 1983 übernommen. Wer war seitdem nicht alles zu Gast. 1996 die große afrikanische Sängerin Miriam Makeba zum Beispiel. "Der hat es so gut gefallen, dass sie für uns gesungen hat", berichtet Margarete Schwarzmann. Eine kaiserliche Hoheit aus Äthiopien und auch Mutter Beimer aus der Lindenstraße alias Marie-Luise Marjan übernachteten in der Stadt Mainz. "Und auch der Sepp Maier hat bei uns geschlafen", sagt Margarete. Sie blättert durch das Gästebuch des Hotels, einen eine Handbreit dicken Wälzer. " Und das ist schon Gästebuch Nummer zwei", sagt sie lächelnd.
Aber auch viele Würzburger und Menschen aus der Umgebung zählten die Schwestern zu ihren Gästen. Aus manchen wurden Freunde fürs Leben, die immer wieder kamen und noch kommen. Köche aus Japan und aus Suhl wurden zusätzlich zu den eigenen Leuten im Haus ausgebildet.
Anneliese Schwarzmann reiste selbst nach Japan und brachte dort 1986 japanischen Frauen in der Partnerstadt Otsu die fränkische Küche näher. "Die Welt kennt uns, und wir kennen die Welt", sagt sie selbstbewusst. "Noch heute kommen fast täglich Anfragen von überall her." Fast wie aufs Stichwort kommt eine junge Japanerin, ein Hotelgast, in den Raum und liest aus dem Handy eine Übersetzung vor: "Danke für die Einladung zum Mittagessen, ich gehe jetzt Sightseeing." Die Schwestern lächeln und danken ebenfalls. Es scheint wirklich so, die ganze Welt kennt die Stadt Mainz.
Dass es jetzt so bleiben kann, soll noch gefeiert werden. "Aber noch nicht jetzt", sagt Anneliese Schwarzmann. "Das tun wir im Sommer bei guten Freunden."