Im zweiten Anlauf hat's schließlich geklappt. Am Montag hat der Kreistag in nichtöffentlicher Sitzung den Verkauf des Kreisaltenheims in Aub beschlossen. Die Stadt hatte ihr ursprüngliches Angebot von 170 000 Euro noch einmal um 20 000 Euro nachgebessert, so dass die Immobilie nun für 190 000 Euro den Besitzer wechselt.
Leicht hat es sich der Landkreis nicht gemacht, das Seniorenheim Gollachtal in Aub nun zu verkaufen. Nicht nur einmal hatte Landrat Eberhard Nuß darüber fraktionsintern mit den Kreisräten gesprochen. Das Problem dabei, der Landkreis hatte ein Gutachten vorliegen, das den Verkehrswert für das 4000 Quadratmeter große Grundstück samt Gebäude auf etwa 900 000 Euro bezifferte – ein Betrag, den die Stadt Aub niemals hätte bezahlen können.
Problem Nummer zwei: Es gab ein zweites Kaufangebot. Eines, das wesentlich höher ausfiel, als das der Stadt Aub. Ein in der Region bekannter Investor wollte im ehemaligen Seniorenheim Gollachtal Wohnraum für Flüchtlinge schaffen. Angesichts der zunehmenden Zahl an Menschen, die in Deutschland Asyl bekommen, sicher ein diskutabler Vorschlag.
Doch Landrat Nuß wollte keine weiteren Flüchtlinge in Aub unterbringen. Auch nicht 2015, als Notunterkünfte dringend gesucht wurden und sich Aub als optimale Unterkunft angeboten hätte. „Gerecht wäre das aber nicht gewesen“, sagt Nuß. Denn Aub habe mit 83 Plätzen in der Gemeinschaftsunterkunft der Regierung im Schloss schon mehr Flüchtlinge zu betreuen als andere Landkreisgemeinden. Nuß setzte darüber hinaus bei der Aufnahme von Flüchtlingen auch auf die Freiwilligkeit der Gemeinden.
Bleibt nur noch die Frage des Preises offen. Zu hoch war vielen Kreisräten der Unterschied zwischen Verkehrswert von 900 000 Euro und Kaufangebot von nun 190 000 Euro. Die Kreis-Verwaltung sollte nun auf Wunsch der Fraktionssprecher prüfen, ob das Verkehrswertgutachten auch handwerklich einwandfrei ist. Für eine gewisse Zeit wurde das Kreisaltenheim dann auch über das Immobilienportal der Sparkasse bundesweit zum Kauf angeboten. Allerdings war die Nachfrage äußerst gering, so Verwaltungsleiter Dieter Krug. Der Verkehrswert an sich sei auch richtig ermittelt worden, allerdings versicherten Experten, dass eine solche Immobilie im südlichen Landkreis Würzburg niemals einen derart hohen Preis erzielen würde.
„Der Kreistag hat sich entschieden, den ländlichen Raum zu fördern.“ Einer kleinen Gemeinde, die finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, sollte die Möglichkeit bekommen, sich zu entwickeln, begründete Nuß die Entscheidung, nicht an den mehr bietenden Investor zu verkaufen. Freilich habe es aber auch unter den Kreisräten Stimmen gegeben, die im ehemaligen Seniorenwohnheim Potenzial für Wohnraum sahen.
Was die Stadt Aub nun mit ihrer neuen Immobilie vorhat, stehe noch nicht fest, sagt Klug. Räume für die Sozialstation würden gebraucht oder Behandlungsräume für einen Arzt. Vielleicht entsteht auch ein Gemeindezentrum.
Eines ist aber sich, teuer verkaufen können die Auber das Seniorenzentrum nicht. Den Gewinn müssen sie dann nämlich an den Landkreis abführen.