Über 16 Jahre war Werner Wagenhöfer der Chef des Staatsarchivs Würzburg in der Residenz. So lange wird sich sein Nachfolger, Archivoberrat Klaus Rupprecht, nicht in diesem fürstlichen Bau um das „Gedächtnis der Region“ kümmern können. Das Archiv soll ja bekanntlich nach Kitzingen umziehen.
Bei der offiziellen Verabschiedung Wagenhöfers und und Amtsübergabe an Rupprecht ließ es sich der ehemalige Archivdirektor nicht nehmen, seine Meinung zu dem von Bayerns Heimatminister Markus Söder beschlossenen Ortswechsel zu sagen. Schließlich könne er sich jetzt ohne Angst vor disziplinären und sonstigen Konsequenzen freimütig äußern, weil er nicht mehr an dienstliche Weisungen gebunden sei.
Fastnachtsmuseum statt Fürstensaal
Das Thema Staatsarchiv-Verlagerung ist nur nach außen hin vom Tisch. Innen, so scheint es, brodelt es nach wie vor. Süffisant meinte Werner Wagenhöfer zum Beispiel, dass das Staatsarchiv höchstwahrscheinlich das letzte Mal in den Fürstensaal der Residenz geladen habe. In Kitzingen biete sich dann als Veranstaltungsort und „was ich persönlich für folgerichtiger halte, entsprechende Räumlichkeiten im Deutschen Fastnachtsmuseum“ an.
Die Belegschaft des Staatsarchivs bezeichnete er als „Schatz“, den sein Nachfolger gut bewahren und pflegen sollte.
Ein Teil dieses Schatzes, Erwin Jäcklein, las eine Rede des verhinderten Personalreferenten Steffen Kleinheinz vor. Er betonte, die Maßnahme aus München „hat uns alle im Haus schwer getroffen“ und „ist nicht nur bei uns auf großes Unverständnis gestoßen“.
Verlagerung würde viele auch mit Wehmut erfüllen
Die Generaldirektorin der Staatlichen Archive, Margit Ksoll-Marcon, die aus München angereist war, formulierte es zurückhaltender mit schwer nachvollziehbaren Einflüssen von außen und bezeichnete es als große Aufgabe, das Staatsarchiv nach Kitzingen umzusiedeln. Paul Beinhofer, Regierungspräsident von Unterfranken, meinte, dass die Entscheidung über die Verlagerung viele auch mit Wehmut erfüllen würde. Es sei in Bayern aber einzigartig, dass das Archiv seit 252 Jahren seinen Standort nicht verlassen hat.
Große Herausforderungen in den kommenden Jahren
Der neue Staatsarchivleiter, Klaus Rupprecht, hob die „großen Herausforderungen“ in den kommenden Jahren hervor. Seit 1. November ist er im Amt und habe mit großer Freude festgestellt, „dass hier in Würzburg eine Mannschaft mit gutem Zusammenhalt und hoher Arbeitsmotivation vorhanden ist“.
Rupprecht kommt vom Staatsarchiv Bamberg, kennt Würzburg aber bereits seit langem. Er war am Siebold- und Riemenschneidergymnasium tätig. Zudem „ist unser zweites Kind in Würzburg geboren – das alles verbindet“.
Großes Dankeschön für Archivoberrätin Ingrid Heeg-Engelhart
Der neue Leiter beschrieb seine Faszination für den Beruf des Archivars. Der Funke sei bereits während seines Studiums entzündet worden, als er in seinem Heimatdorf Guttenberg in Oberfranken das dortige Adelsarchiv geordnet hat.
Einen großes Dankeschön gab im Fürstensaal auch für Archivoberrätin die Ingrid Heeg-Engelhart. Sie hat in den vergangenen Monaten übergangsweise die Behörde geleitet.
Die Entscheidung der Verlagerung ist rational nicht nachvollziehbar.