Mit einem kulturellen Abend im Kulturspeicher, dem Besuch jüdischer Stätten in der Stadt und einem Abschlussabend im Bürgerspital ging am Sonntag der einwöchige Besuch ehemaliger jüdischer Bürger Würzburgs zu Ende. Für die Holocaust-Überlebenden, die zum Teil auch Verwandte und Nachklommen mit dabei hatten, hatte die Stadt Würzburg ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Jetzt heißt es für die Gäste, das Erlebte zu verarbeiten und zu Hause darüber zu berichten.
Am letzten Besuchstag hatte sich am Sonntagmorgen eine kleine Gruppe, zu der auch Rabbi Nathan Bamberger sowie die KZ-Überlebenden Herbert Mai und Fred Zeilberger gehörten, am jüdischen Friedhof in Lengfeld getroffen. Oberbürgermeister Georg Rosenthal begleitete die Gäste.
Schon beim Betreten des Friedhofs fiel ihnen auf, dass sich manches geändert hat. Gleich nach dem Eingang befindet sich das Gräberfeld der russischen Juden, die als Kontingentflüchtlinge in den letzten Jahren nach Würzburg kamen. Die Gräber sind mit bunten Blumen geschmückt. „Das haben die deutschen Juden nicht getan“, stellt Zeilberger dazu fest.
Rabbi Bamberger fiel ein kleines Häuschen am Rande auf. Dort seien früher die Urnen von Juden aufbewahrt worden. Und Bamberger erzählt, dass Urnenbeisetzungen bei Juden seit Auschwitz nicht mehr stattgefunden hätten.
Bekannte Namen entdeckt
Fred Zeilberger besucht das Grab seines Großvaters Alexander Minetz, der von 1868 bis 1941 lebte. Seine Frau wurde nach seinem Tod im Jahr 1943 deportiert. Rabbi Bamberger fällt das Grab der Familie Seligsberger auf. Er erinnert sich, dass sie früher in Würzburg eine große Teppich Handlung besessen hätten, „die zweitgrößte in ganz Deutschland“ erzählt er. Eine Gedenktafel neben dem Grabstein gibt Auskunft darüber, dass die Familienmitglieder in Auschwitz und Sobibor von den Nationalsozialisten ermordet worden.
Während des Rundgangs wurde so mancher bekannte Name entdeckt und vor allem Rabbi Bamberger war immer wieder gefragt, um die hebräischen Inschriften zu entziffern.
Weitere Gruppen besuchten auch noch die jüdischen Friedhöfe in Höchberg und Heidingsfeld. Am Nachmittag wurden dann gemeinsam mit der evangelischen Dekanin Edda Weise und dem katholischen Dekan Jürgen Vorndran jüdische Stätten in der Stadt besucht.