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Würzburg
„Sprachkritik“ in der Stadtbücherei
Dr. Holger Klatte bei seinem Vortrag.
Foto: Simon Bausewein | Dr. Holger Klatte bei seinem Vortrag.
Pressemitteilung
 |  aktualisiert: 01.01.2024 02:38 Uhr

Vor Kurzem hatte Simon Bausewein, der Leiter der Region Würzburg des Vereins Deutsche Sprache e. V. (VDS), zu einem öffentlichen Vortrag im Dauthendey-Saal der Stadtbücherei eingeladen. Dazu war der Geschäftsführer des VDS, Dr. Holger Klatte, von Kamen (im Ruhrgebiet) nach Würzburg gereist. Sein Thema: "Per Du, auf Englisch und der Aufstieg des Dativs. Tendenzen im Gegenwartsdeutschen". "Veränderungen im Sprachgebrauch können wir im Laufe eines Menschenlebens deutlich erkennen", erklärte Klatte, der selbst ein Studium der Sprachwissenschaften an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg absolviert hat. Auch wenn wir heute noch Texte aus der Goethe-Zeit gut verstehen können, finden wir viele Unterschiede im Sprachgebrauch zu damals. Klatte beschränkte sich bei seinem Vortrag auf drei Bereiche, in denen sprachliche Veränderungen sichtbar sind. So nehme die Anrede "Du" seit Jahren sogar in der geschäftlichen Korrespondenz zu. "Wir sollten aber den Grund dafür hinterfragen, wenn mich mein Bankberater plötzlich duzt", sagte Klatte. Zu den Veränderungen des Deutschen gehört auch laut Klatte die "Flut an Fremdwörtern aus dem Englischen". Er belegte, dass die Zahl der sogenannten Anglizismen seit einigen Jahrzehnten stark zugenommen hat, stellte aber fest, dass es für viele englische Wörter bessere deutsche Entsprechungen gebe. "So war in der Corona-Zeit fast nur vom Home-Schooling die Rede. Heute hat sich Distanzunterricht dafür durchgesetzt", gab Klatte als Beispiel. Sein letztes Thema, bevor der Vortragsabend in eine ausführliche Diskussion mit zahlreichen Wortbeiträgen der rund 30 Zuhörer mündete, war das langsame Verschwinden von Genitivformen wie in "wegen dem Schnee kamen viele Lehrer nicht zur Schule". Klatte erklärte, dass der Ersatz des Genitivs zum Wandel der deutschen Grammatik gehöre, der sich seit vielen Jahrhunderten vollzieht. Deswegen sei Kritik an der Art und Weise, wie wir sprechen, berechtigt, aber nicht immer handele es sich dabei um Fehler oder Unkenntnis der Sprecher, so Klatte.

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