
Die Zahlen sind eindeutig, findet Gudrun Reinders, Vorsitzende des FC Würzburger Kickers Mädchen- & Frauenfußball: "Mädchen sind seltener Mitglieder in Sportvereinen und schaffen seltener den Weg in den Leistungssport." Daran soll ein Projekt, das von Politik, Bildung und Wirtschaft unterstützt wird, künftig etwas ändern. Gemeinsam mit der Grundschule Heuchelhof wird der SC Heuchelhof ein offenes Ganztagsangebot mit dem Schwerpunkt für Mädchen völlig neu ins Leben gerufen. Die Trägerschaft übernimmt der Verein "Erleben, Arbeiten und Lernen" (EAL).
Das bayernweit einzigartige Projekt wird Würzburger Stadtteil ab dem Schuljahr 2020/21 angeboten. Sportlich talentierte Mädchen der Heuchelhofer Grundschule, von der ersten bis zur vierten Klasse, erhalten dann an fünf Nachmittagen in der Woche in der Nachmittagsbetreuung eine besondere sportliche Förderung. Die Grundschülerinnen sollen dabei in der Entfaltung ihres sportlichen Talents unterstützt und durch diese gezielte Förderung in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden.
Das offene Ganztagsangebot wird Platz für bis zu 25 Mädchen bieten, deren Tagesablauf auf dem Gelände des SC Heuchelhof mit einem gesunden Mittagsessen beginnen soll, bevor es weiter geht mit einem betreuten Lernen durch Studentinnen der Universität Würzburg sowie mit sportartübergreifenden Trainings durch Leistungssportlerinnen. "Wir wollen den Mädchen Vorbilder mit auf den Weg geben, die ihnen zeigen, dass sie auch als Mädchen im Sport erfolgreich sein können", erklärt Reinders, Inhaber des Lehrstuhls Empirische Bildungsforschung an der Universität Würzburg und Vorstand beim SC Würzburg Heuchelhof.
Ideales Umfeld
Angetan vom Projekt ist auch Würzburgs Bürgermeisterin Judith Jörg, die in ihrem Amt gleichermaßen für Schule und Sport zuständig ist: "Das Konzept zur sportlichen Förderung als gemeinsame Aufgabe von Schule und Sportverein ist in dieser Form ganz besonders." Sie ist überzeugt davon, dass die Kinder am Heuchelhof mit der Grundschule, dem Verein und den Möglichkeiten am Sportpark Heuchelhof ein ideales Umfeld vorfinden. "Wir haben so viele begabte Mädchen, die nicht immer die Möglichkeit erhalten, ihre Fähigkeiten zu zeigen", findet Jörg. Das soll sich im Stadtteil nun ändern.
Die Förderung des Mädchen- und Frauensports steht beim SC Heuchelhof nicht erst seit dem Zusammenschluss der Fußballerinnen mit den FC Würzburger Kickers im Vordergrund. Die erste Mannschaft der "Kickers-Frauen" spielt seit dieser Spielzeit in der 2. Frauen-Bundesliga. Ziel ist es, mittelfristig in die Bundesliga aufzusteigen. Nachwuchs für den Leistungssport könnte künftig auch aus dem neuesten Projekt kommen, das ein "besonderer Kraftakt" ist, der nur durch eine gute Vernetzung engagierter Partner möglich wird, wie die Initiatoren in ihrer Pressemitteilung schreiben.
Neben dem SC Heuchelhof, der Grundschule Heuchelhof, der EAL haben sich auch die Universität und "zahlreiche Unterstützer aus der Region" für das Projekt begeistern lassen. Für die Erziehung eines Kindes würde es bekanntlich ein ganzes Dorf brauchen, so Heinz Reinders, und für die 25 Mädchen, die ab dem neuen Schuljahr das Förderprojekt durchlaufen dürfen, braucht eben eine ganze Stadt.