Die Ochsenfurter SPD hatte am Tag der ersten Reichstagswahl, an denen Frauen in Deutschland teilnehmen konnten, die Ochsenfurterinnen zu einem Frauenfrühstück in das Altstadtcafè eingeladen. Die Ortsvorsitzende Ingrid Stryjksi begrüßte eingangs die Frauen, die zahlreich der Einladung gefolgt waren, heißt es in einer Meldung des Ortsvereins.
Anschließend erinnerte Stryjksi an Maria Juchacz von der SPD, die als erste Frau im neu gewählten Reichstag das Wort ergreifen konnte. Im Anschluss ging Kreisrätin Sibylle Gernert in einem Rückblick auf die Zeit vor 100 Jahren ein: Als der Rat der Volksbeauftragten – zusammengesetzt aus SPD und USPD-Vertretern – das allgemeine Wahlrecht für Frauen einführte, war dem ein langer Kampf für die Gleichheit der Frauen vorausgegangen. Die „bürgerlichen“ Anhängerinnen des Frauenwahlrechts hatten sich im 19. Jahrhundert darum bemüht. Aber keine Partei aus dem „bürgerlichen“ Felde unterstützte diese Forderung. Die bürgerliche Frauenbewegung lehnte es nach der Gründung der SPD 1863 ab, die proletarische Frauenbewegung zu akzeptieren bzw. befand deren Forderung nach dem allgemeinen Wahlrecht als zu radikal.
August Bebel, der spätere SPD-Vorsitzende – aber hat sich seit 1875 für dieses Wahlrecht der Frauen eingesetzt und seine Partei auch dafür 1891 gewonnen. 1895 legte die SPD im Reichstag einen entsprechenden Gesetzesentwurf vor und erntete Heiterkeit. Erst mit der Revolution 1918 konnten die Sozialdemokraten ihre Vorstellungen durchsetzen: Das allgemeine Frauenwahlrecht.
Sibylle Gernert betonte, dass die Gleichberechtigung der Frauen bis heute eine politische Herausforderung geblieben sei, der sich die SPD immer wieder aufs Neue stelle. Im Anschluss an den offiziellen Teil ergab sich an den Tischen eine rege Unterhaltung über die heutige Situation der Frauen in Deutschland beziehungsweise in Europa, heißt es abschließend in der Mitteilung.
