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TAUBERRETTERSHEIM
Spaß mit Schlamm und Spanferkel
Von unserem Redaktionsmitglied Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 23.06.2013 17:03 Uhr

Ein Schlammbad im Schneematsch, null Grad und nasse Klamotten hören sich eigentlich nicht nach Spaß an. Ist es aber. Das finden zumindest die Mitglieder des Taubertal Racing Teams, die alljährlich ins österreichische Eisenerz fahren, um dort an einem weltbekannten Motorradrennen teilzunehmen. Das Erzbergrodeo – für die rund 20 Fahrer aus Tauberrettersheim und Umgebung ist das nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch eine Riesen-Gaudi.

„Das fing bei uns vor vier Jahren an“, sagt Christian Michel aus Tauberrettersheim, der sich um die Organisation kümmert. Damals waren nur ein paar Fahrer aus dem Taubertal nach Österreich aufgebrochen. In den folgenden Jahren wurden es immer mehr, und beim diesjährigen Rennen Ende Mai nahmen 17 Fahrer teil. Begleitet werden sie stets von Freunden und Helfern, so dass sich in diesem Jahr mehr als 30 Tauberfranken auf die Reise machten.

Leider hatte der lange Winter auch das 4800-Einwohnerstädtchen Eisenerz noch fest im Griff. Entsprechend sahen Campingplatz und Rennstrecken aus. Eisenerz im Norden der Steiermark wird dominiert vom stufenförmigen Erzberg, wo der größte Eisenerz-Tagebau Mitteleuropas stattfindet. Auf den Berggipfel führt in endlosen Kehren eine Schotterpiste. Hier findet an den ersten beiden Tagen das Qualifikationsrennen statt. Es gilt, mit dem Motorrad schnellstmöglich dort hinaufzubrettern.

Stürze und Unfälle seien dabei keine Seltenheit, sagt Harald Scherer aus Assamstadt, der aus dem Taubertal Racing Team der Qualifikation am nächsten kam und sie um nur vier Sekunden verpasste. „Die 20 Euro, für die man eine Bergungsversicherung abschließen kann, sind auf jeden Fall gut angelegtes Geld“, schmunzelt der 27-Jährige. Ohne Helm, Stiefel und Brustpanzer darf gar nicht erst gestartet werden. Es ist eine harte Sportart, die Geschicklichkeit und Kraft erfordert. Das rund 100 Kilo schwere Motocrossrad muss durch Wasserlöcher navigiert werden, Steilhänge müssen in einem Zug erklommen, Kurven gemeistert und Felsbrocken überwunden werden.

Wer in diesem Jahr den Erzberg in Angriff nahm, stand mit klatschnassen Stiefeln im 20 Zentimeter tiefen Neuschnee. Wegen des schlechten Wetters durfte am zweiten Tag gar nicht mehr gestartet werden. Auch einige der Tauberfranken waren davon betroffen. Dass es deshalb keiner bis ins Hauptrennen schaffte, bekümmerte beim Taubertal Racing Team aber niemanden sonderlich. Man widmete sich stattdessen den Freuden des Lagerlebens.

Das Team legt in Sachen Annehmlichkeiten das ganz große Gedeck auf. Ein Lkw wird zum Transport der Motorräder gemietet, Ersatzteile für die Maschinen müssen mit, Bierbänke, ein Kühlschrank, Proviant in Mengen und noch so Einiges mehr. Wenn das große Aufenthaltszelt steht, wird ein kleines Bäumchen gehisst und stilecht Richtfest gefeiert.

Christian Michel muss schon zwei Wochen vor dem Rennen mit den Vorbereitungen beginnen. Dafür leben die Motocrossfans dann aber auch in Saus und Braus. „Ich habe aus einem Fass einen Pizzaofen gebaut“, verrät Christian Michel. Ein paar Böden hingeschweißt, oben ein Rohr eingebaut, unten Holz angezündet, und fertig ist der Camping-Ofen.

„Damit haben wir auch unsere Klamotten getrocknet und das Zelt geheizt“, sagt Jule Leckert. Die 22-Jährige aus Lauda ist gelernte Zweiradmechanikerin und damit im Lager des Taubertal Racing Teams höchst willkommen. Und noch einen Luxus leistet sich die Gruppe: einen eigenen Koch. Florian Michel, der Bruder von Christian Michel, schreckt nicht einmal vor der Zubereitung von Spanferkel zurück. „Da ist ja nichts dabei“, meint er bescheiden. „Das kommt auf den Spieß und brät dann mehrere Stunden lang.“

Was sich die Gruppe ebenfalls in keinem Jahr entgehen lässt, ist der traditionelle Umzug durch den Ort – der „Sturm auf Eisenerz“. Die Fahrer rollen mit ihren Maschinen durch das Städtchen. Der Fantasie sind bei der Kostümwahl keine Grenzen gesetzt. Dieses Jahr wurde sogar ein Teilnehmer im Bananenkostüm gesichtet. „Es gibt dort ziemlich viele Verrückte“, sagt Bastian Raupp. „Aber alle kommen gut miteinander aus.“ Auch Michael Vogel hat Spaß am Feiern auf dem Zeltplatz. Für ihn wie für alle anderen aus dem Team steht schon jetzt fest, dass es nicht die letzte Fahrt nach Eisenerz war.

Das Erzbergrodeo

Das erste Endurorennen in Eisenerz fand 1995 statt. In den vergangenen 19 Jahren starteten mehr als 21 000 Teilnehmer aus über 40 Nationen am Erzberg. Fast 450 000 Zuschauer reisten in diesen Jahren an.

Im Jahr 2013 starteten 1500 Fahrer, davon 17 Frauen. Das Erzbergrodeo ist inzwischen die größte Offroad-Motorradveranstaltung der Welt.

Auch Prominenz startet beim Rennen auf den „unbezwingbaren Berg“: 2013 nahm der österreichische Schauspieler Tobias Moretti zum zweiten Mal teil.

Nur etwas für Hartgesottene:  Am Erzbergrodeo in Österreich nehmen seit einigen Jahren auch Fahrer aus dem Taubertal teil.
Foto: Michael Vogel | Nur etwas für Hartgesottene: Am Erzbergrodeo in Österreich nehmen seit einigen Jahren auch Fahrer aus dem Taubertal teil.
 
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