Die Sparda-Bank war über lange Zeit quasi eine reine Direktbank ohne eine Filiale. Von Eisenbahnern zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet, wurde das Geld an Schaltern in Bahnhöfen ausgezahlt – in Würzburg etwa in der Nähe der Schließfächer. Erst 1979 entstand die Filiale am Haugerring (und in anderen Städten). Nach ziemlich genau 40 Jahren wird auch dieser Standort bald Geschichte sein.
"Wir eröffnen voraussichtlich Ende März unsere neue 'Filiale der Zukunft' am Barbarossaplatz", kündigte der für Würzburg zuständige Vertriebsleiter Ruthard Särmann während des diesjährigen Bilanz-Pressegesprächs der Sparda-Bank an. Die Nähe zum Bahnhof sei für viele Pendler nach wie vor wichtig, ergänzt Vorstandsmitglied Markus Lehnemann. "Inmitten der Fußgängerzone sind wir nun noch präsenter, zumal wir künftig auch in den Abendstunden und am Samstag geöffnet haben werden." Dabei hat die Zahl der Filialbesuche auch bei Nordbayerns größter Genossenschaftsbank in den letzten Jahren deutlich abgenommen.
Starke Nachfrage nach Baukrediten
"Doch vielen Menschen geht es darum, dass sie uns theoretisch besuchen könnten. Es gibt ein steigendes Sicherheitsbedürfnis", berichtete Lehnemann. Tatsächlich werden mittlerweile sogar die beratungsintensiven und mit hohen Summen unterlegten Baufinanzierungen vermehrt ohne Filialbesuch abgeschlossen. "Immer mehr Kunden lassen sich per Video beraten und wickeln den Rest dann auf dem E-Mail- und Postweg ab", so Särmann. Die Baufinanzierung ist im vergangenen Jahr regelrecht explodiert, wie aus den Zahlen der Sparda-Bank Nürnberg für 2018 hervorgeht. So nahm die Summe der zugesagten Baukredite für den Standort Würzburg, zu dem auch die Landkreise Kitzingen und Main-Spessart gehören, um 53,9 Prozent auf 75,1 Millionen Euro zu.
"Dafür haben verschiedene Treiber gesorgt", fügte Lehnemann an. Die niedrigen Zinsen seien nur ein Faktor gewesen. "So haben wir vor rund eineinhalb Jahren mit der Genossenschaftsfinanzierung begonnen." Dahinter stehen beispielsweise solche Kooperative, die gemeinnützig bauen. Das können dann schon mal Projekte in einer Größenordnung von 10 Millionen Euro sein. Auch die privaten Häuslebauer greifen bei der Sparda-Bank kräftig zu. Lehnemann und Särmann führen das nicht zuletzt auf das neu aufgestellte Kompetenzzentrum "Bauen, Wohnen und Finanzieren" zurück – und auf die ebenfalls gestiegenen Vermittlungen anderer Immobilienfinanzierer.
Investmentgeschäft geht zurück
Zu schaffen machte der sozial sehr engagierten Sparda-Bank und ihren Einlagekunden dagegen neben den niedrigen Zinsen die negativen Entwicklungen an den Finanzmärkten im vergangenen Jahr. So ging das Investmentgeschäft am Standort Würzburg um 12,3 Prozent zurück. Das sei eine typische Reaktion, erläuterte Lehnemann: "Dabei macht es ja durchaus Sinn bei niedrigeren Kursen zu investieren, etwa über Sparpläne." Auch mit der Zunahme der Girokonten ist das Vorstandsmitglied nicht ganz zufrieden, auch wenn trotz harten Wettbewerbs in der Gesamtbank 2018 9239 (2017: 10 638) Konten hinzugekommen sind. Damit hat die Genossenschaft mit nunmehr 222 926 Mitgliedern einen neuen Höchststand erreicht. Der Marktanteil der Bank liegt bei circa zehn Prozent. "Wir streben auf Dauer 15 Prozent an", bemerkte Lehnemann, den auch ein guter Jahresstart optimistisch stimmt.