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Würzburg
Spätstart mit Ausstellung "Komm in mein Boot"
Sandflecken oder Landkarte? Emil Sorge pflegt die Uneindeutigkeit.
Foto: Joachim Fildhaut | Sandflecken oder Landkarte? Emil Sorge pflegt die Uneindeutigkeit.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 07.09.2020 02:10 Uhr

Die Bilder umfangen einen wie eine sanfte Woge. Kein Wunder, sie zeigen ja Gewässer. Der Künstler Emil Sorge aus Stolberg bei Aachen lädt zu diesem Bad im Schiff des Kunstvereins Würzburg ein und die Bullaugen des Ex-Lastkahns gehören wieder einmal schön mit zur Schau.

Dieser sofortige Gesamteindruck, mit dem die Exponate den Eintretenden begrüßen, rührt nicht allein vom Thema Wasser. Auch die Technik erscheint auf den ersten Blick einheitlich, als hätten wir es mit Holzschnitten zu tun. Haben wir aber nicht, in keinem einzigen Fall, erweist sich beim näheren Hingucken. Die vielen Reliefs sind zwar ausgestemmte Platten, haben aber höchstens in Einzelfällen mal zu einem Abdruck gedient, verrät der 63-jährige Absolvent der Kunstakademie von Düsseldorf am Rhein.

Die Bearbeitung dieser Holzplatten korrespondiert mit einem wiederkehrenden Motiv, den Spanten halbfertiger oder abgewrackter Boote. Von denen wiederum führt ein kurzer Weg zu dem aufgeschweißten Tanker einer Werft in Chittagong. Der ist freilich gemalt, ebenso wie die Reminiszenzen an Canaletto gegenüber, direkt neben japanischen Wasserfällen, die ihrerseits nun wieder als Holzreliefs auftreten.

Darstellung des Meeres fehlt

Meist hängen die Bilder in kleinen Werkgruppen, so dass der Betrachter zwischen den ständigen Querverweisen und Kontrastierungen auch mal zur Ruhe kommt; Emil Sorge hat sich schon sehr gut selbst kuratiert. Nur eins kommt direkt und in klassischer Darstellungsweise überraschend überhaupt nicht vor: das Meer.

Nun ja, gleich beim Eintritt rechts hängt eine Art Seekarte der Ägäis, aber einen weiten, waagerechten, fernen Horizont sieht man nirgends. Nur einzelne sehr kleine Bildpartien, eingezwängt zwischen mal besser, mal schwerer identifizierbare Gegenstände, erlauben einen kurzen Ausblick. Genauso die große ebene Wasseroberfläche des Plakatmotivs: Sie ist dicht an dicht mit Treibgut vollgestopft. So zeigen sich die Seestücke als solche nur indirekt – das aber verteilt auf das ganze Spektrum von U-Boot bis Umweltschutz.

Coronabedingt fielen die ersten zwei Ausstellungen dieses Jahres auf der Arte Noah ins Wasser. Dann gastierte – durchaus ehrenhaft – zunächst der Berufsverband Bildender Künstler in der schwimmenden Ausstellungshalle. Mit "Komm in mein Boot" gelang dem Kunstverein ein fulminanter Spätstart.

Die Ausstellung ist bis 30. September donnerstags bis samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 12 bis 18 Uhr, geöffnet.

Holzschnitt wurde Relief wurde Schiff. Im Hintergrund: der Main.
Foto: Joachim Fildhaut | Holzschnitt wurde Relief wurde Schiff. Im Hintergrund: der Main.
 
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