
Mit einem musikalischen Höhepunkt von besonderer Qualität begeisterte der diesjährige Würzburger Hafensommer das Publikum am Ende der ersten Veranstaltungswoche. Das Format "Songs an einem Sommerabend" war zum zweiten Mal in Folge ins Programm integriert und bescherte dem Festival ein ganz anderes, aber genauso begeisterungsfähiges Publikum und eine bis auf den allerletzten Platz besetzte Freitreppe vor der schwimmenden Bühne im Alten Hafen.
Das traditionsreiche, von dem persönlich anwesenden Würzburger BR-Radiomoderator Ado Schlier begründete und 30 Jahre auf Schloß Banz beheimatete Liedermacherformat, hatte in seinen bisherigen 35 Ausgaben nicht nur viele Stars der Szene zu Gast: Immer wieder hat es auch jungen Songpoeten mit Auftritten bei den "Songs" Bekanntheit verschafft und damit manche Karriere in Schwung gebracht. Mit dem "Walther-von-der-Vogelweide-Preis" für junge Liedermacher hat diese Nachwuchsförderung ein für die Öffentlichkeit noch sichtbareres Zeichen gefunden.
Eine "Ode an die Weinkönigin"
Und so waren es die drei Preisträger des Jahres 2023, die den ersten Teil dieses extralangen Hafensommer-Abends bestritten. Vom langjährigen Moderator Matthias Brodowy mit einem Begrüßungssong bestens eingeführt, eröffnete Sven Garrecht mit der für seinen Stil typischen, schelmisch-verschmitzten "Ode an die Weinkönigin" den Abend - passender hätte der Auftakt vor dem Hintergrund der Weinberge kaum sein können.
Melancholischer präsentierte sich der Südtiroler Christian Moling in der erdigen Sprache seines Wipptaler Dialekts: in dunkel-sanftem Timbre erzählte er Alltagsgeschichten seiner Heimat - gleichermaßen ergreifend wie verzaubernd. Auch aus dem Alltag schöpft die junge Songpoetin Marie Diot, aber völlig anders im Stil: schnoddrig und frech, charmant und direkt, mit viel Wortwitz und beißender Ironie.
Allay Taylor mit Preis ausgezeichnet
Klare Worte gegen Nationalismus fand der Mainzer Klavierkabarettist Lars Reichow zu Beginn des zweiten Teils. In internationales Flair tauchte die Grande Dame des französoschen Chansons, die Akkordeonistin Lydie Auvray, bei untergehender Sonne die Hafensommernbühne, ehe der britische Songwriter Allan Taylor den zahlreichen Highlights die Krone aufsetzte. Schlichtweg grandios, wie er mit einfachen, aber perfekten Gitarrenklängen, sonorer Stimme und tiefgründiger Lebensweisheit in seinen Songs Einblicke in sein der Musik gewidmetes Leben gewährte. Und deshalb für sein Lebenswerk völlig zurecht mit dem "Walter-von-der-Vogelweide-Preis in Gold" ausgezeichnet wurde.