Sucht man eine Sportart, die möglichst viele Facetten abdeckt, wird man sicher bei der brasilianischen Kampfkunst Capoeira fündig. Früher praktiziert von afrikanischen Sklaven im kolonialisierten Brasilien, entwickelt sich der Sport am Ende des 20. Jahrhunderts zu einer immer populäreren Freizeitbeschäftigung in Deutschland. Capoeira umfasst Elemente aus dem Bereich Kampfsport, Akrobatik, Tanz, Musik, Kultur und Gemeinschaft.
Ursprünge des Vereins liegen im Würzburger Hochschulsport
Dass man dieser Kampfkunst auch in der Stadt Würzburg nachgehen kann, ist vor allem dem Capoeira Kampfkunst Würzburg e. V. zu verdanken. Der Vorstand besteht aktuell aus der 1. Vorsitzenden Annika Kreikenbohm, ihrer Stellvertreterin Carolin Gunesch, Kassenwart Willi Mantei und Beisitzerin Leonie Beckers. Sie gründeten den Verein erst vor gut zwei Jahren, in dieser Zeit konnte man aber schon einige Projekte erfolgreich auf den Weg bringen. Dafür wurden sie nun im Rahmen der Main-Post-Aktion "Vorstand des Jahres" mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert, gestiftet von der Sparkasse Mainfranken Würzburg.
Die Ursprünge des Vereins liegen im Hochschulsport der Universität Würzburg. Hier war Capoeira bereits länger im Angebot und so wurden viele der Vorstandsmitglieder auf den Sport aufmerksam. Fasziniert wurden sie durch die Verbindung von Kampfkunst und der gleichzeitigen Ästhetik des kontaktlosen Kampftanzes. Im Fokus des Capoeira steht nicht das Verletzen oder Besiegen des Gegners sondern das gemeinsame "Spielen", wie es von den Athleten genannt wird.
Zunächst mussten organisatorische Hürden aus dem Weg geräumt werden
Die Vereinsgründung war für die Vorsitzende Annika Kreikenbohm notwendig, um vor allem organisatorische Hürden aus dem Weg zu räumen. "Als e. V. kommt man einfacher an Hallen, Versicherungsfragen können so abgeklärt werden und auch ein Jugendtraining kann man dann anbieten. Es war wichtig, schnell eine Struktur aufzustellen", erklärt sie. Aktuell zählt der Verein 37 Erwachsene und fünf Kinder zu seinen Mitgliedern. Bei den organisierten Workshops sind auch schonmal bis zu 40 Interessierte da.
Ein großes Herzensprojekt des Vorstands ist die Inklusion von körperlich benachteiligten Menschen. Der Verein will ihnen über den Sport Bewegung näherbringen und Berührungsängste abbauen. Durch das gemeinsame Training werden sowohl bei den körperlich Beeinträchtigen als auch bei den nicht-behinderten Sportlern Barrieren in den Köpfen abgebaut. Der Verein arbeitet unter anderem mit dem Förderzentrum für körperliche und motorische Entwicklung Würzburg (ZfK) zusammen. In Zukunft will man auch Projekte mit der Lebenshilfe umsetzen. Das langfristige Ziel ist eine eigene Behindertensport-Gruppe innerhalb des Vereins.
Um solche Dinge einmal erreichen zu können, möchte der Verein weiter wachsen. "Capoeira ist immer noch eine Randsportart und als Behindertensport noch überhaupt nicht etabliert. Wir müssen Werbung machen und Leute darauf aufmerksam machen. Dann können wir weitere Events in diese Richtung organisieren", fasst Annika Kreikenbohm die nächsten Anliegen zusammen.
Bei der Main-Post-Aktion "Vorstand des Jahres" wurden für das Jahr 2022 außer dem Vorstand des Capoeira Kampfkunst e.V. drei weitere Vorstände von Sportvereinen und außerdem "Gute Seelen" im Verein geehrt. Die Aktion wird in Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg und dem Landratsamt organisiert, die Preisgelder stiftet die Sparkasse Mainfranken Würzburg.
Alle geehrten Vorstände und die "Guten Seelen" stellt diese Redaktion in den nächsten Tagen in gesonderten Beiträgen ausführlich vor.
Was mich beim Wort Inklusion allerdings verwirrt, ist Folgendes: "Das langfristige Ziel ist eine eigene Behindertensport-Gruppe innerhalb des Vereins."