
Das Frankenlied spielend hat die Musikgemeinschaft Sommerhausen die Gäste der Literarischen Weinprobe aus dem Foyer in den Bürgersaal gelockt. Denn es gibt neue "Ständerle und Sprüchle". Der Historische Burschenverein und die CSU Sommerhausen haben gemeinsam mit der Musikgemeinschaft eingeladen. An Kirchweih-Montag sei der Termin auf dem Dreschplatz ausgemacht worden – und hatte damit, so CSU-Ortsvorsitzender Stefan Diroll, eigentlich kaum Chancen, dass er Bestand haben würde.
Allerdings: Mundart, Geselligkeit und Weinfreuden, kurz die fränkische Lebensart, wie Altlandrat Eberhard Nuß zusammenfasst, haben sich durchgesetzt. Der marschiert als Landkreistrommler ein und haut wie erwartet auf die Pauke. Seine Verbundenheit mit Sommerhausen scheint groß, auch mit der adeligen Verwandtschaft im Schloss. "Ich bin mit Kaiserschnitt auf die Welt gekommen", posaunt er später, "bin Eberhard von Kopf bis Fuß".
Achte Weine werden vorgestellt
"Literarisch, das dürft ihr wörtlich nehmen. Das kommt von Liter!", schwört er das Publikum auf seine Art literarischer Weinprobe ein. Das Pensum ist fordernd, weil keiner der Weinverkoster gleichzeitig lachen, klatschen, singen, schunkeln und Wein trinken kann, obwohl die Abfolge fein orchestriert ist. Acht aktuelle Weine stellt Winzerin Pauline Steinmann, die ehemalige Sommerhäuser Weinprinzessin vor, darunter so poetisch klingende Namen wie Pink Fleur und Schwarzer Peter. Sie weiß was die jeweiligen Reben können und zack: zur 2022er Silvaner Spätlese Alte Reben trocken wird eine Brotzeit serviert.
Dass Traditionen wie diese, die fränkischen Wirtshäuser und überhaupt die "fränkische Lebensart" mit ihrer Gewitztheit nicht verloren gehen, ist das Credo des Abends in Mundart. "Ich hab‘ vorgekocht", ist folglich die Strategie "der Oma", denn der eigene Leichenschmaus soll Stil haben: "Man kriegt doch Hunger, wenn man am Grab a wenig geflennt hat". Maximilian Krieger aus Sommerhausen, Hans Walter aus Rimpar, Wilhelm Volpert aus Haßfurt und Hermann Hehn aus Bütthard – Nuß legt seine Quellen fränkischen Humors offen und münzt sie auf Sommerhausen um.
Empfehlung für das Chorsingen
Er schiebt Bürgermeister, Weinbaupräsident, Pfarrer, Burschen-Willi und anderen Akteuren Geschichten unter, über die Altbürgermeister Fritz Steinmann lachend resümiert: "Das ist schöner wie eine Prunksitzung!". Die Parallele wird offensichtlich wenn die derben Pointen mit einem "Auwauwauw …" kommentiert werden. Allerdings huldigt man nicht dem Fasching, sondern Sommerhausen.
Es sind Trinksprüche, die sich so schön reimen, dass man sie glaubt, Szenen mit dem Doktor und dem Pfarrer – die unerwartete Wendungen nehmen. Und ganz viel Empfehlung für das Chorsingen, das Nuß zu seiner persönlichen Passion gemacht hat. Einfach mitmachen, auch wenn es ein gemischter Chor sein sollte: "die einen können singen, die anderen nicht!" Außerdem kann es zu Hause auch taugen, um die schöne Wohnung nebenan zu bekommen. Nuß verkündet, im Ruhestand bei nichts Hochgeistigem mehr mitmischen zu wollen, bei Weinproben sehr wohl. Der Landrat a.D. ist in seinem Element, feuert an "Genießt euer Leben, wenn ihr Pech habt, ist es euer einziges."
Schon am 8. März gibt es im Bürgersaal des Rathauses die nächste Weinprobe. Bei der Jungweinprobe des Obst-, Wein- und Gartenbauvereins geht es dann wieder um Potential und Nuance. Die ehemalige Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer stellt ab 19 Uhr den Jahrgang 2023 vor.
Kartenvorverkauf ab sofort im Gasthaus Goldener Ochsen.