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HETTSTADT
So wird der Traum vom Fliegen Wirklichkeit
Der Flugschein: Lizenz für die Luft       -  Mal wieder Stau auf der Autobahn und nichts geht voran. Wie schön wäre es da, sich ins eigene Flugzeug zu setzen und allen anderen Autofahrern einfach davonzufliegen? Einer, für den diese Vorstellung nicht nur Wunsch ist, sondern tatsächlich auch möglich wäre, ist Peter Wiggen. Und er sagt: „Im Prinzip kann fast jeder Fliegen lernen, aber man muss dafür auch etwas tun“. Der 67-Jährige weiß wovon er spricht. Seit 1995 ist er Fluglehrer und hilft seitdem Flugbegeisterten sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen – egal ob im Segelflieger, im Motorsegler, im Motorflieger oder im Ultraleichtflugzeug. Seine Schüler unterrichtet Peter Wiggen, der selbst seit 51 Jahren fliegt, vorwiegend auf den Flugplätzen in Hettstadt (Lkr. Würzburg), Haßfurt oder Schweinfurt. Dort begann beim Aero-Club auch die Fluglehrerkarriere des Grafenrheinfelders, der bis 2005 außerdem erster Vorsitzender des Vereins war. Als vor einigen Jahren schließlich in Hettstadt ein Fluglehrer gesucht wurde, sagte Peter Wiggen zu, „und so ähnlich kam das dann auch in Haßfurt“. Seitdem pendelt er zwischen den drei Flugplätzen oder kooperiert mit anderen Vereinen und ist unermüdlich im Einsatz. Das Thema Fliegen hat den 67-Jährigen bereits seit seiner Kindheit fasziniert, insbesondere die gesamte Technologie, die das Fliegen erst möglich macht. „Ich habe bereits als Kind Modellflugzeuge gebaut“, erinnert er sich. Schon mit 16 Jahren habe er mit dem Segelfliegen begonnen. Nachdem er sein Ingenieurstudium beendet hatte und auch das Haus für die Familie gebaut war, blieb wieder mehr Zeit für das Hobby und es folgten der Motorsegelschein, der Motorflugschein und zu guter Letzt die Fluglehrerlizenz. In Hettstadt sind es aktuell acht Schüler, die er zusammen mit seinem Kollegen Hans–Adam Stangl ausbildet. Zusätzlich gibt der Ingenieur im Ruhestand vhs-Kurse rund um das Thema Fliegen. Solche Schnupperkurse sind aus seiner Erfahrung für viele der „letzte Kick“, um sich schließlich in der Flugschule anzumelden. Die Motivation, das Fliegen zu lernen, ist vielfältig. Vor allem die Jüngeren sagen schlicht und einfach „ich will das Fliegen lernen“, sagt Wiggen, während für ältere Teilnehmer das Fliegen oft ein schon lang gehegter Traum sei. Und diesen erfüllen sich auf dem Flugplatz nicht nur Unternehmer oder Vorstandsvorsitzende, sondern auch Schüler, Azubis oder Handwerker. „Eine kunterbunte Mischung“, wie es Peter Wiggen beschreibt. Und so unterschiedlich die Herkunft seiner Flugschüler auch sein mag: „Im Flugzeug sind sie alle gleich, egal woher sie kommen oder was sie beruflich machen.“ Denn beim Check-Up der Flugzeuge, beim Tanken oder beim Saubermachen der Maschinen müssen laut Fluglehrer alle seine Schüler ausnahmslos mitanpacken. Keine Ausnahmen gibt es aber nicht nur auf dem Flugplatz, sondern auch bei der Flugprüfung, denn auch die ist für alle gleich. Und dafür ist vor allem Pauken angesagt. Die Flugtheorie besteht bei jedem Flugschein aus insgesamt neun verschiedenen Fächern, die alle bestanden werden müssen. Geprüft werden unter anderem die Schwerpunkte Luftrecht, Meteorologie, Kommunikation mit Flugfunksprechzeugnis oder Flugleistung und -Planung. So kommen am Ende 100 Theoriestunden zusammen. Die Flugsaison erstreckt sich in Hettstadt zwar über das gesamte Jahr, jedoch werden wetterbedingt insbesondere die Wintermonate für die Theoriekurse genutzt. An Praxisstunden kommen je nach Schein noch einmal bis zu 45 Flugstunden dazu. „Unter vier Wochen geht da nichts“, sagt der Fluglehrer. Beim Motorfliegen wartet auf die Schüler schließlich eine Vorprüfung in der Flugschule, auf die sie sich mit einem 1700 Fragen umfassenden Katalog vorbereiten können. In der Prüfung müssen dann 40 Fragen pro Fach beantworten werden. 76 Prozent davon müssen richtig sein. Die Theoriehauptprüfung findet dann im Nürnberger Luftamt am PC statt. Ein Sonderfall ist das Fach Navigation, das anhand von konkreten Flugszenarien geprüft wird, erklärt Peter Wiggen. So werde getestet, wie vorausschauend der Pilot agiert oder wie er sich im Ernstfall verhält. Denn trotz eingebauten GPS-Systems: „Bei uns wird noch auf Sicht geflogen.“ Erst nach der bestandenen Theorieprüfung wird in der Praxis „über Land gegangen“. Hier fliegt der Prüfling einen Kurs, den er schon vorher auf Papier ausgearbeitet und dem Prüfer präsentiert hat. Spontane Kursänderungen durch den Flugprüfer während der Prüfung sind auch möglich. Und dabei darf keine Hektik oder Unruhe im Cockpit aufkommen. Zusätzlich stehen drei unterschiedliche Landeanflüge, Kurvenflüge und sogar ein simulierter Motorausfall auf dem Programm. In Hettstadt kann man sowohl die Internationale Privatpilotenlizenz (PPL(A) SEP) als auch die EU-Privatpilotenlizenz (LAPL(A) SEP) erwerben. Bei so viel Vorbereitung ist es keine Überraschung, dass es im Schnitt rund zwei Jahre dauern kann, bis man den eigenen Flugschein endlich in den Händen hält. „Die Lizenz behält man ein Leben lang“, so Wiggen, „man muss aber je nach Alter immer wieder zum Fliegerarzt“. Denn durch Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes „kann es mit der Zulassung schon schwierig werden“. Zudem muss die Lizenz alle zwei Jahre bei einem Auffrischungsflug mit einem Fluglehrer verlängert werden: „Man muss eben in Übung bleiben“, sagt Peter Wiggen. Finanziell schlägt ein Flugschein je nach Flugzeugart (Ultraleicht, Segel oder Motor) mit allem drum und dran mit 3000 bis 6000 Euro zu Buche. Die internationale Fluglizenz liegt bei rund 10 000 Euro. Segelfliegen kann man schon ab 14 Jahren, die Lizenz gibt es ab 16 Jahren. Für den Motorflugschein kann man sich ab 15 Jahren anmelden, die Lizenz erhält man ab 17. In Hettstadt fliegt der Verein Fluggruppe Hermann Köhl zum Selbstkostenpreis mit vereinseigenen Flugzeugen. Der Verein wurde 1960 gegründet. Seitdem wurden laut Vereinsmitteilung über 400 Piloten erfolgreich ausgebildet. Momentan gibt es in Hettstadt rund 100 Vereinsmitglieder, davon sind gut 60 aktive Pilotinnen und Piloten. Da das Fluggelände dem Verein gehört, fallen keine Landegebühren an. Bei den Flugstunden wird laut Peter Wiggen nur die tatsächliche Zeit in der Luft berechnet. Und die wird für ihn so schnell nicht enden: „Man möchte natürlich so lange fliegen wie es geht“, sagt er über sein liebstes Hobby, „das ist meine Ambition und ein Teil meines Lebens“. Auf die Frage, welche Form des Fliegens er am liebsten mag, sagt er nach kurzem Überlegen: „Mein Herz schlägt für Segel- und Motorfliegen“. Wobei er das klassische Motorfliegen eher als eine praktische Möglichkeit sieht, um schnell von A nach B zu kommen. „Wenn ich aber ein bisschen Zeit in der Luft genießen will, dann gehe ich Segelfliegen. Das ist dann Entspannung.“ Und dafür nehme er sich auch genügend Zeit. Und wer weiß, vielleicht fliegt Peter Wiggen dabei auch manchmal oben am Himmel über die Autobahn hinweg und freut sich darüber, dass er selbst gerade nicht im Stau stehen muss.
| Mal wieder Stau auf der Autobahn und nichts geht voran. Wie schön wäre es da, sich ins eigene Flugzeug zu setzen und allen anderen Autofahrern einfach davonzufliegen?
Lena Müller       -  Lena Müller
Lena Müller
 |  aktualisiert: 27.04.2023 05:26 Uhr

Mal wieder Stau auf der Autobahn und nichts geht voran. Wie schön wäre es da, sich ins eigene Flugzeug zu setzen und allen anderen Autofahrern einfach davonzufliegen? Einer, für den diese Vorstellung nicht nur Wunsch ist, sondern tatsächlich auch möglich wäre, ist Peter Wiggen.

Und er sagt: „Im Prinzip kann fast jeder Fliegen lernen, aber man muss dafür auch etwas tun“. Der 67-Jährige weiß wovon er spricht. Seit 1995 ist er Fluglehrer und hilft seitdem Flugbegeisterten sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen – egal ob im Segelflieger, im Motorsegler, im Motorflieger oder im Ultraleichtflugzeug.

Unermüdlicher Einsatz auf den Flugplätzen der Region

Seine Schüler unterrichtet Peter Wiggen, der selbst seit 51 Jahren fliegt, vorwiegend auf den Flugplätzen in Hettstadt (Lkr. Würzburg), Haßfurt oder Schweinfurt.

Dort begann beim Aero-Club auch die Fluglehrerkarriere des Grafenrheinfelders, der bis 2005 außerdem erster Vorsitzender des Vereins war. Als vor einigen Jahren schließlich in Hettstadt ein Fluglehrer gesucht wurde, sagte Peter Wiggen zu, „und so ähnlich kam das dann auch in Haßfurt“. Seitdem pendelt er zwischen den drei Flugplätzen oder kooperiert mit anderen Vereinen und ist unermüdlich im Einsatz.

Schnupperkurse entfachen den Wunsch Fliegen zu lernen

Das Thema Fliegen hat den 67-Jährigen bereits seit seiner Kindheit fasziniert, insbesondere die gesamte Technologie, die das Fliegen erst möglich macht. „Ich habe bereits als Kind Modellflugzeuge gebaut“, erinnert er sich. Schon mit 16 Jahren habe er mit dem Segelfliegen begonnen.
 

Reicht der Sprit? Vor dem Start muss jeder Pilot prüfen, ob der Tank voll genug ist.
Foto: Thomas Obermeier | Reicht der Sprit? Vor dem Start muss jeder Pilot prüfen, ob der Tank voll genug ist.

Nachdem er sein Ingenieurstudium beendet hatte und auch das Haus für die Familie gebaut war, blieb wieder mehr Zeit für das Hobby und es folgten der Motorsegelschein, der Motorflugschein und zu guter Letzt die Fluglehrerlizenz. In Hettstadt sind es aktuell acht Schüler, die er zusammen mit seinem Kollegen Hans–Adam Stangl ausbildet. Zusätzlich gibt der Ingenieur im Ruhestand vhs-Kurse rund um das Thema Fliegen. Solche Schnupperkurse sind aus seiner Erfahrung für viele der „letzte Kick“, um sich schließlich in der Flugschule anzumelden.

„Im Flugzeug sind alle gleich“

Die Motivation, das Fliegen zu lernen, ist vielfältig. Vor allem die Jüngeren sagen schlicht und einfach „ich will das Fliegen lernen“, sagt Wiggen, während für ältere Teilnehmer das Fliegen oft ein schon lang gehegter Traum sei.

Und diesen erfüllen sich auf dem Flugplatz nicht nur Unternehmer oder Vorstandsvorsitzende, sondern auch Schüler, Azubis oder Handwerker. „Eine kunterbunte Mischung“, wie es Peter Wiggen beschreibt. Und so unterschiedlich die Herkunft seiner Flugschüler auch sein mag: „Im Flugzeug sind sie alle gleich, egal woher sie kommen oder was sie beruflich machen.“ Denn beim Check-Up der Flugzeuge, beim Tanken oder beim Saubermachen der Maschinen müssen laut Fluglehrer alle seine Schüler ausnahmslos mitanpacken.

100 Theoriestunden müssen absolviert werden

Keine Ausnahmen gibt es aber nicht nur auf dem Flugplatz, sondern auch bei der Flugprüfung, denn auch die ist für alle gleich. Und dafür ist vor allem Pauken angesagt. Die Flugtheorie besteht bei jedem Flugschein aus insgesamt neun verschiedenen Fächern, die alle bestanden werden müssen. Geprüft werden unter anderem die Schwerpunkte Luftrecht, Meteorologie, Kommunikation mit Flugfunksprechzeugnis oder Flugleistung und -Planung. So kommen am Ende 100 Theoriestunden zusammen.

Hektik oder Unruhe habem im Cockpit nichts verloren

Die Flugsaison erstreckt sich in Hettstadt zwar über das gesamte Jahr, jedoch werden wetterbedingt insbesondere die Wintermonate für die Theoriekurse genutzt. An Praxisstunden kommen je nach Schein noch einmal bis zu 45 Flugstunden dazu. „Unter vier Wochen geht da nichts“, sagt der Fluglehrer. Beim Motorfliegen wartet auf die Schüler schließlich eine Vorprüfung in der Flugschule, auf die sie sich mit einem 1700 Fragen umfassenden Katalog vorbereiten können. In der Prüfung müssen dann 40 Fragen pro Fach beantworten werden. 76 Prozent davon müssen richtig sein. Die Theoriehauptprüfung findet dann im Nürnberger Luftamt am PC statt.

Ein Sonderfall ist das Fach Navigation, das anhand von konkreten Flugszenarien geprüft wird, erklärt Peter Wiggen. So werde getestet, wie vorausschauend der Pilot agiert oder wie er sich im Ernstfall verhält. Denn trotz eingebauten GPS-Systems: „Bei uns wird noch auf Sicht geflogen.“
 

Auf dem Flugplatz in Hettstadt gibt es einen Turm für die Luftaufsicht.
Foto: Thomas Obermeier | Auf dem Flugplatz in Hettstadt gibt es einen Turm für die Luftaufsicht.

Erst nach der bestandenen Theorieprüfung wird in der Praxis „über Land gegangen“. Hier fliegt der Prüfling einen Kurs, den er schon vorher auf Papier ausgearbeitet und dem Prüfer präsentiert hat. Spontane Kursänderungen durch den Flugprüfer während der Prüfung sind auch möglich. Und dabei darf keine Hektik oder Unruhe im Cockpit aufkommen.

Bis man seinen Flugschein in den Händen hält kann es zwei Jahre dauern

Zusätzlich stehen drei unterschiedliche Landeanflüge, Kurvenflüge und sogar ein simulierter Motorausfall auf dem Programm. In Hettstadt kann man sowohl die Internationale Privatpilotenlizenz (PPL(A) SEP) als auch die EU-Privatpilotenlizenz (LAPL(A) SEP) erwerben. Bei so viel Vorbereitung ist es keine Überraschung, dass es im Schnitt rund zwei Jahre dauern kann, bis man den eigenen Flugschein endlich in den Händen hält.

„Die Lizenz behält man ein Leben lang“, so Wiggen, „man muss aber je nach Alter immer wieder zum Fliegerarzt“. Denn durch Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes „kann es mit der Zulassung schon schwierig werden“. Zudem muss die Lizenz alle zwei Jahre bei einem Auffrischungsflug mit einem Fluglehrer verlängert werden: „Man muss eben in Übung bleiben“, sagt Peter Wiggen.

Finanziell schlägt ein Flugschein je nach Flugzeugart (Ultraleicht, Segel oder Motor) mit allem drum und dran mit 3000 bis 6000 Euro zu Buche. Die internationale Fluglizenz liegt bei rund 10 000 Euro. Segelfliegen kann man schon ab 14 Jahren, die Lizenz gibt es ab 16 Jahren. Für den Motorflugschein kann man sich ab 15 Jahren anmelden, die Lizenz erhält man ab 17.

Flugstunden: Nur die tatsächliche Zeit in der Luft wird berechnet

In Hettstadt fliegt der Verein Fluggruppe Hermann Köhl zum Selbstkostenpreis mit vereinseigenen Flugzeugen. Der Verein wurde 1960 gegründet. Seitdem wurden laut Vereinsmitteilung über 400 Piloten erfolgreich ausgebildet. Momentan gibt es in Hettstadt rund 100 Vereinsmitglieder, davon sind gut 60 aktive Pilotinnen und Piloten.

Da das Fluggelände dem Verein gehört, fallen keine Landegebühren an. Bei den Flugstunden wird laut Peter Wiggen nur die tatsächliche Zeit in der Luft berechnet.

Zeit in der Luft verbringen – das ist Entspannung

Und die wird für ihn so schnell nicht enden: „Man möchte natürlich so lange fliegen wie es geht“, sagt er über sein liebstes Hobby, „das ist meine Ambition und ein Teil meines Lebens“. Auf die Frage, welche Form des Fliegens er am liebsten mag, sagt er nach kurzem Überlegen: „Mein Herz schlägt für Segel- und Motorfliegen“. Wobei er das klassische Motorfliegen eher als eine praktische Möglichkeit sieht, um schnell von A nach B zu kommen. „Wenn ich aber ein bisschen Zeit in der Luft genießen will, dann gehe ich Segelfliegen. Das ist dann Entspannung.“ Und dafür nehme er sich auch genügend Zeit.
 

Der Flugschein: Lizenz für die Luft       -  Mal wieder Stau auf der Autobahn und nichts geht voran. Wie schön wäre es da, sich ins eigene Flugzeug zu setzen und allen anderen Autofahrern einfach davonzufliegen? Einer, für den diese Vorstellung nicht nur Wunsch ist, sondern tatsächlich auch möglich wäre, ist Peter Wiggen. Und er sagt: „Im Prinzip kann fast jeder Fliegen lernen, aber man muss dafür auch etwas tun“. Der 67-Jährige weiß wovon er spricht. Seit 1995 ist er Fluglehrer und hilft seitdem Flugbegeisterten sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen – egal ob im Segelflieger, im Motorsegler, im Motorflieger oder im Ultraleichtflugzeug. Seine Schüler unterrichtet Peter Wiggen, der selbst seit 51 Jahren fliegt, vorwiegend auf den Flugplätzen in Hettstadt (Lkr. Würzburg), Haßfurt oder Schweinfurt. Dort begann beim Aero-Club auch die Fluglehrerkarriere des Grafenrheinfelders, der bis 2005 außerdem erster Vorsitzender des Vereins war. Als vor einigen Jahren schließlich in Hettstadt ein Fluglehrer gesucht wurde, sagte Peter Wiggen zu, „und so ähnlich kam das dann auch in Haßfurt“. Seitdem pendelt er zwischen den drei Flugplätzen oder kooperiert mit anderen Vereinen und ist unermüdlich im Einsatz. Das Thema Fliegen hat den 67-Jährigen bereits seit seiner Kindheit fasziniert, insbesondere die gesamte Technologie, die das Fliegen erst möglich macht. „Ich habe bereits als Kind Modellflugzeuge gebaut“, erinnert er sich. Schon mit 16 Jahren habe er mit dem Segelfliegen begonnen. Nachdem er sein Ingenieurstudium beendet hatte und auch das Haus für die Familie gebaut war, blieb wieder mehr Zeit für das Hobby und es folgten der Motorsegelschein, der Motorflugschein und zu guter Letzt die Fluglehrerlizenz. In Hettstadt sind es aktuell acht Schüler, die er zusammen mit seinem Kollegen Hans–Adam Stangl ausbildet. Zusätzlich gibt der Ingenieur im Ruhestand vhs-Kurse rund um das Thema Fliegen. Solche Schnupperkurse sind aus seiner Erfahrung für viele der „letzte Kick“, um sich schließlich in der Flugschule anzumelden. Die Motivation, das Fliegen zu lernen, ist vielfältig. Vor allem die Jüngeren sagen schlicht und einfach „ich will das Fliegen lernen“, sagt Wiggen, während für ältere Teilnehmer das Fliegen oft ein schon lang gehegter Traum sei. Und diesen erfüllen sich auf dem Flugplatz nicht nur Unternehmer oder Vorstandsvorsitzende, sondern auch Schüler, Azubis oder Handwerker. „Eine kunterbunte Mischung“, wie es Peter Wiggen beschreibt. Und so unterschiedlich die Herkunft seiner Flugschüler auch sein mag: „Im Flugzeug sind sie alle gleich, egal woher sie kommen oder was sie beruflich machen.“ Denn beim Check-Up der Flugzeuge, beim Tanken oder beim Saubermachen der Maschinen müssen laut Fluglehrer alle seine Schüler ausnahmslos mitanpacken. Keine Ausnahmen gibt es aber nicht nur auf dem Flugplatz, sondern auch bei der Flugprüfung, denn auch die ist für alle gleich. Und dafür ist vor allem Pauken angesagt. Die Flugtheorie besteht bei jedem Flugschein aus insgesamt neun verschiedenen Fächern, die alle bestanden werden müssen. Geprüft werden unter anderem die Schwerpunkte Luftrecht, Meteorologie, Kommunikation mit Flugfunksprechzeugnis oder Flugleistung und -Planung. So kommen am Ende 100 Theoriestunden zusammen. Die Flugsaison erstreckt sich in Hettstadt zwar über das gesamte Jahr, jedoch werden wetterbedingt insbesondere die Wintermonate für die Theoriekurse genutzt. An Praxisstunden kommen je nach Schein noch einmal bis zu 45 Flugstunden dazu. „Unter vier Wochen geht da nichts“, sagt der Fluglehrer. Beim Motorfliegen wartet auf die Schüler schließlich eine Vorprüfung in der Flugschule, auf die sie sich mit einem 1700 Fragen umfassenden Katalog vorbereiten können. In der Prüfung müssen dann 40 Fragen pro Fach beantworten werden. 76 Prozent davon müssen richtig sein. Die Theoriehauptprüfung findet dann im Nürnberger Luftamt am PC statt. Ein Sonderfall ist das Fach Navigation, das anhand von konkreten Flugszenarien geprüft wird, erklärt Peter Wiggen. So werde getestet, wie vorausschauend der Pilot agiert oder wie er sich im Ernstfall verhält. Denn trotz eingebauten GPS-Systems: „Bei uns wird noch auf Sicht geflogen.“ Erst nach der bestandenen Theorieprüfung wird in der Praxis „über Land gegangen“. Hier fliegt der Prüfling einen Kurs, den er schon vorher auf Papier ausgearbeitet und dem Prüfer präsentiert hat. Spontane Kursänderungen durch den Flugprüfer während der Prüfung sind auch möglich. Und dabei darf keine Hektik oder Unruhe im Cockpit aufkommen. Zusätzlich stehen drei unterschiedliche Landeanflüge, Kurvenflüge und sogar ein simulierter Motorausfall auf dem Programm. In Hettstadt kann man sowohl die Internationale Privatpilotenlizenz (PPL(A) SEP) als auch die EU-Privatpilotenlizenz (LAPL(A) SEP) erwerben. Bei so viel Vorbereitung ist es keine Überraschung, dass es im Schnitt rund zwei Jahre dauern kann, bis man den eigenen Flugschein endlich in den Händen hält. „Die Lizenz behält man ein Leben lang“, so Wiggen, „man muss aber je nach Alter immer wieder zum Fliegerarzt“. Denn durch Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes „kann es mit der Zulassung schon schwierig werden“. Zudem muss die Lizenz alle zwei Jahre bei einem Auffrischungsflug mit einem Fluglehrer verlängert werden: „Man muss eben in Übung bleiben“, sagt Peter Wiggen. Finanziell schlägt ein Flugschein je nach Flugzeugart (Ultraleicht, Segel oder Motor) mit allem drum und dran mit 3000 bis 6000 Euro zu Buche. Die internationale Fluglizenz liegt bei rund 10 000 Euro. Segelfliegen kann man schon ab 14 Jahren, die Lizenz gibt es ab 16 Jahren. Für den Motorflugschein kann man sich ab 15 Jahren anmelden, die Lizenz erhält man ab 17. In Hettstadt fliegt der Verein Fluggruppe Hermann Köhl zum Selbstkostenpreis mit vereinseigenen Flugzeugen. Der Verein wurde 1960 gegründet. Seitdem wurden laut Vereinsmitteilung über 400 Piloten erfolgreich ausgebildet. Momentan gibt es in Hettstadt rund 100 Vereinsmitglieder, davon sind gut 60 aktive Pilotinnen und Piloten. Da das Fluggelände dem Verein gehört, fallen keine Landegebühren an. Bei den Flugstunden wird laut Peter Wiggen nur die tatsächliche Zeit in der Luft berechnet. Und die wird für ihn so schnell nicht enden: „Man möchte natürlich so lange fliegen wie es geht“, sagt er über sein liebstes Hobby, „das ist meine Ambition und ein Teil meines Lebens“. Auf die Frage, welche Form des Fliegens er am liebsten mag, sagt er nach kurzem Überlegen: „Mein Herz schlägt für Segel- und Motorfliegen“. Wobei er das klassische Motorfliegen eher als eine praktische Möglichkeit sieht, um schnell von A nach B zu kommen. „Wenn ich aber ein bisschen Zeit in der Luft genießen will, dann gehe ich Segelfliegen. Das ist dann Entspannung.“ Und dafür nehme er sich auch genügend Zeit. Und wer weiß, vielleicht fliegt Peter Wiggen dabei auch manchmal oben am Himmel über die Autobahn hinweg und freut sich darüber, dass er selbst gerade nicht im Stau stehen muss.
| Mal wieder Stau auf der Autobahn und nichts geht voran. Wie schön wäre es da, sich ins eigene Flugzeug zu setzen und allen anderen Autofahrern einfach davonzufliegen?

Und wer weiß, vielleicht fliegt Peter Wiggen dabei auch manchmal oben am Himmel über die Autobahn hinweg und freut sich darüber, dass er selbst gerade nicht im Stau stehen muss.

Kurse und Fliegen lernen in der Region

Flugbegeisterte und alle, die es werden wollen, können in den Herbstkursen der Volkshochschulen mehr über das Thema Fliegen lernen.

Die vhs Würzburg bietet den Kurs „Flug über Würzburg: ein luftiges Hobby“an. Die Termine: Dienstag und Donnerstag, 17. und 19. Oktober, und Dienstag, 24. Oktober, jeweils von 19 bis 21.15 Uhr. Anmeldung: www.vhs-wuerzburg.info

An der vhs Schweinfurt kann der Kurs „Luftfahrt in Schweinfurt: Theorie und Technik“besucht werden. Termine: Montags, 23. Oktober und, 6. November, sowie freitags, 13. und 20. November, jeweils von 19 bis 21.15 Uhr. Informationen und Anmeldung unter: www.vhs-schweinfurt.de

Die vhs Haßfurt bietet einen Kurs „Fliegen lernen in Haßfurt“ an: am Montag, 23. Oktober, von 19 bis 21.15 Uhr. Infos: www.vbw-hassfurt.de In der Region gibt es etliche Flugplätze und Vereine, bei denen man das Fliegen lernen kann: AC Schweinfurt (Segelflug, Motorsegler) MFC Haßfurt (Motorflug, Ultraleicht) FGHK Hettstadt (Motorflug) LSC Kitzingen (Segel-, Motorflug, Motorsegler) LSC Karlstadt (Segel-, Motorflug, Ultraleicht) FSG Hammelburg (Segel-, Motorflug) FSV Grabfeld (Segelflug, Ultraleicht, Motorsegler) AC Bad Neustadt (Segelflug, Motorflug) FSC Altfeld (Segelflug) FSC Giebelstadt (Segelflug, Motorsegler) LSV Wertheim (Ultraleichtflug) Rhönflug Bad Brückenau (Segelflug) SFG Bad Kissingen (Segelflug, Motorsegler) AC Bad Königshofen (Segelflug, Motorsegler) FSC Würzburg (Segelflug, Motorsegler, Motorflug, Ultraleicht) FSV Mellrichstadt (Segelflug) SFG Ostheim v.d. Rhön (Segelflug) FSC Ebern (Ultraleicht) MFC Ochsenfurt (Motorflug) FSC Miltenberg (Motorflug, Ultraleicht).

Hand am Steuerhorn: Ein Pilot muss viele Anzeigen und Displays im Blick haben.
Foto: Thomas Obermeier | Hand am Steuerhorn: Ein Pilot muss viele Anzeigen und Displays im Blick haben.
 
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