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Würzburg
So sah Würzburg nach der Bombennacht aus: Historische Fotos von verlorenen Schönheiten und verschwundenen Fassaden
Nach dem 16. März 1945 war das alte Würzburg weitgehend verloren. Jetzt zeigt eine Ausstellung mit Fotos von Heiner Reitberger, was den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte.
Der Würzburger Heiner Reiterberger dokumentierte Fassaden von Ruinen: In der Domerschulstraße fotografierte er 1950 den romanischen Torbogen, der kurz danach der verbreiterten Straße weichen musste. Der Blick geht zum Bruderhof und zum Würzburger Dom.
Foto: Heiner Reitberger | Der Würzburger Heiner Reiterberger dokumentierte Fassaden von Ruinen: In der Domerschulstraße fotografierte er 1950 den romanischen Torbogen, der kurz danach der verbreiterten Straße weichen musste.
Roland Flade
 |  aktualisiert: 30.01.2025 02:41 Uhr

Würzburg war vor seiner Zerstörung ein architektonisches Gesamtkunstwerk. Ein "nach Norden verirrtes Florenz" hat der französische Dichter Paul Claudel die Stadt genannt. Nach dem Bombenangriff des 16. März 1945, der rund 3600 Menschen tötete und weite Teile Würzburgs in Schutt und Asche legte, war davon fast nichts übrig.

Oder doch? Tatsächlich gab es zum Beispiel noch zahlreiche erhaltene Fassaden von Häusern, die im Innern zerstört worden waren. Fassaden von Ruinen, die noch viele Jahre oder jahrzehntelang das Stadtbild prägten, bis sie abgerissen oder – im seltenen Idealfall – restauriert wurden.

Denkmalschützer, Dichter und Fotograf: Heiner Reitberger kämpfte gegen den Verlust

Es sind diese Reste das alten, nicht ganz verlorenen Würzburg, denen sich der Denkmalschützer, Dichter und Maler Heiner Reitberger, geboren 1923 und 1998 gestorben, annahm.

Fotoserie

Als Mitarbeiter der Main-Post kämpfte Reitberger unter dem Pseudonym "Kolonat" mit seinen Artikeln jahrzehntelang für die Erhaltung von Fassaden und Gebäuden Häusern gekämpft. Und er dokumentierte sie mit rund 2500 quadratischen Schwarzweißfotos, aufgenommen von 1949 bis 1967.

Mit den Bildern und seinen Artikeln führte Heiner Reitberger beredte Klage: Darüber, dass mit dem Fortschreiten des Wiederaufbaus historische Fassaden oder ganze Häuser verschwanden, deren Erhalt ihm möglich schien.

Heiner Reitberger (1923-1998) war Literat, Maler, Kunstkrititker und Denkmalschützer. Er setzt sich nach dem Zweiten Weltkrieg stark für das historische Erbe seiner massiv zerstörten Heimatstadt Würzburg ein.
Foto: Norbert Schwarzott | Heiner Reitberger (1923-1998) war Literat, Maler, Kunstkrititker und Denkmalschützer. Er setzt sich nach dem Zweiten Weltkrieg stark für das historische Erbe seiner massiv zerstörten Heimatstadt Würzburg ein.

Jetzt ist im Foyer des Mozartareals in der Würzburger Hofstraße eine Auswahl von rund 100 dieser nachdenklich stimmenden historischen Fotografien zu sehen. Die beiden Kunsthistoriker Petra Maidt, die Vorsitzende der Heiner-Reitberger-Stiftung, und Kuno Mieskes haben eine Ausstellung zusammengestellt. Ihr Titel: "Verlorene Schönheiten".

"Verlorene Schönheiten": Fotografien von Heiner Reitberger, im Foyer des Mozartareals, Hofstraße in Würzburg. Zu sehen Mo. bis Fr. von 8 bis 20 Uhr. Ein Begleitheft (78 Seiten, 10 Euro) mit ausführlichen Bildbeschreibungen ist vor Ort, im Mozartfest-Kartenbüro, im Museum im Kulturspeicher sowie den Buchhandlungen Knodt, dreizehneinhalb, Neuer Weg und Schöningh erhältlich. Führungen auf Anfrage, Kontakt: info@reitberger-stiftung.de. Ein Termin für einen öffentlichen Rundgang steht fest: Am 18. März führt Petra Maidt um 17 Uhr durch die Ausstellung.

 
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  • Fabian König
    Es ist teilweise echt zum Heulen, was in den Jahrzehnten nach dem 16.
    März 1945 noch sonst so zerstört wurde, weil man einen auf modern machen wollte. Völlig kompromiss- und rücksichtslos wurden wiederaufbauwürdige und -fähige Häuser zerstört. Wer aber denkt, dass wir heute weiter sind und uns unserem Erbe würdig erweisen, wer täuscht sich. Ob es der unwürdige Umgang mit dem Wohngebäude Ecke Seinsheimstraße/Frauenlandstraße ist, oder die erhaltenswürdige Barock-Ruine Ecke Laufergasse/Alte Kasernstraße, deren Ende anscheinend schon besiegelt ist. Oder was ist da der neueste Stand @redaktion?
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  • Klaus B. Fiederling
    hier wird diese traurige und düstere Vergangenheit von Würzburg nach der Brandnacht des 16. März wieder wach. Dieses Jahr sind es genau 80 Jahre nach diesem unsäglichen 2. Weltkrieg der für Deutschland leider in Schutt und Asche endete, eben durch solche Diktatoren wie Hitler und Co ausgelöst wurden. Leider sind wir 80 Jahre später nicht viel gescheiter worden, wieder tobt ein unsäglicher Krieg in der Ukraine. Wie wird dieser ausgehn?
    nur heißt heute der Diktator nicht Adolf Hitler, sondern Wladimir Putin. Genau der gleiche Typ. Gibt es eigentlich noch mehr solche Bilder vom damaligen Würzburg oder evtl. eine Ausstellung davon?
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