
Würzburg war vor seiner Zerstörung ein architektonisches Gesamtkunstwerk. Ein "nach Norden verirrtes Florenz" hat der französische Dichter Paul Claudel die Stadt genannt. Nach dem Bombenangriff des 16. März 1945, der rund 3600 Menschen tötete und weite Teile Würzburgs in Schutt und Asche legte, war davon fast nichts übrig.
Oder doch? Tatsächlich gab es zum Beispiel noch zahlreiche erhaltene Fassaden von Häusern, die im Innern zerstört worden waren. Fassaden von Ruinen, die noch viele Jahre oder jahrzehntelang das Stadtbild prägten, bis sie abgerissen oder – im seltenen Idealfall – restauriert wurden.
Denkmalschützer, Dichter und Fotograf: Heiner Reitberger kämpfte gegen den Verlust
Es sind diese Reste das alten, nicht ganz verlorenen Würzburg, denen sich der Denkmalschützer, Dichter und Maler Heiner Reitberger, geboren 1923 und 1998 gestorben, annahm.
Als Mitarbeiter der Main-Post kämpfte Reitberger unter dem Pseudonym "Kolonat" mit seinen Artikeln jahrzehntelang für die Erhaltung von Fassaden und Gebäuden Häusern gekämpft. Und er dokumentierte sie mit rund 2500 quadratischen Schwarzweißfotos, aufgenommen von 1949 bis 1967.
Mit den Bildern und seinen Artikeln führte Heiner Reitberger beredte Klage: Darüber, dass mit dem Fortschreiten des Wiederaufbaus historische Fassaden oder ganze Häuser verschwanden, deren Erhalt ihm möglich schien.

Jetzt ist im Foyer des Mozartareals in der Würzburger Hofstraße eine Auswahl von rund 100 dieser nachdenklich stimmenden historischen Fotografien zu sehen. Die beiden Kunsthistoriker Petra Maidt, die Vorsitzende der Heiner-Reitberger-Stiftung, und Kuno Mieskes haben eine Ausstellung zusammengestellt. Ihr Titel: "Verlorene Schönheiten".
"Verlorene Schönheiten": Fotografien von Heiner Reitberger, im Foyer des Mozartareals, Hofstraße in Würzburg. Zu sehen Mo. bis Fr. von 8 bis 20 Uhr. Ein Begleitheft (78 Seiten, 10 Euro) mit ausführlichen Bildbeschreibungen ist vor Ort, im Mozartfest-Kartenbüro, im Museum im Kulturspeicher sowie den Buchhandlungen Knodt, dreizehneinhalb, Neuer Weg und Schöningh erhältlich. Führungen auf Anfrage, Kontakt: info@reitberger-stiftung.de. Ein Termin für einen öffentlichen Rundgang steht fest: Am 18. März führt Petra Maidt um 17 Uhr durch die Ausstellung.
März 1945 noch sonst so zerstört wurde, weil man einen auf modern machen wollte. Völlig kompromiss- und rücksichtslos wurden wiederaufbauwürdige und -fähige Häuser zerstört. Wer aber denkt, dass wir heute weiter sind und uns unserem Erbe würdig erweisen, wer täuscht sich. Ob es der unwürdige Umgang mit dem Wohngebäude Ecke Seinsheimstraße/Frauenlandstraße ist, oder die erhaltenswürdige Barock-Ruine Ecke Laufergasse/Alte Kasernstraße, deren Ende anscheinend schon besiegelt ist. Oder was ist da der neueste Stand @redaktion?
nur heißt heute der Diktator nicht Adolf Hitler, sondern Wladimir Putin. Genau der gleiche Typ. Gibt es eigentlich noch mehr solche Bilder vom damaligen Würzburg oder evtl. eine Ausstellung davon?