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Würzburg
So arbeiten Missionare heute
Eine 26-Jährige reiste mit einem Schiff um die Welt, um zu missionieren. Doch auch in Deutschland lassen sich Menschen einiges einfallen, um ihren Glauben zu verbreiten.
Viola Muck vor dem Missionsschiff "Logos Hope".
Foto: Naibi Aguilera | Viola Muck vor dem Missionsschiff "Logos Hope".
Rebecca Wolfer
Rebecca Wolfer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:02 Uhr

Viola Muck hatte gerade angefangen, als Krankenschwester zu arbeiten – doch dann entschied sie sich dafür, ihren Job zu kündigen und auf einem Missionsschiff um die Welt zu reisen. "Mich hat es gereizt, alle Sicherheiten, die ich zuhause hatte, loszulassen", sagt die 26-Jährige aus Neustadt/Aisch,  "außerdem wollte ich gerne die Liebe weitergeben, die ich von meinen Eltern und Freunden erfahren hatte." Als Missionar hätte sie sich damals nie bezeichnet: "In Deutschland wird das Wort sehr negativ aufgefasst, als würde man jemandem etwas aufzwingen."

Das sei auf dem Schiff nicht der Fall gewesen: "Unser Motto war 'Bring knowledge, help and hope' – wir wollen also Bildung, Hilfe und Hoffnung bringen", erklärt Viola, die seit Oktober wieder in Deutschland ist und nun in Würzburg wohnt. Das Schiff reist um die Welt und legt dazwischen für mehrere Wochen an Häfen an. Dort verkaufen die Freiwilligen unter anderem christliche Literatur,  veranstalten Events, um über Hygiene oder Aids aufzuklären, oder arbeiten in der Stadt und helfen lokalen Organisationen bei medizinischen Einsätzen und kleinen Bauprojekten.

Alle Mitarbeiter auf dem Schiff sind Christen, die allerdings verschiedenen Konfessionen angehören. "Die gemeinnützige Organisation, die dahinter steht, "Operation Mobilisation", gehört keiner Kirche an", sagt Viola, die sich mit 16 Jahren evangelisch-freikirchlich taufen ließ, "nur so können wir vor Ort mit verschiedenen Institutionen zusammenarbeiten."

"Für mich bedeutet Mission, meinen Glauben mitzuteilen, aber nicht aufzudrängen."
Viola Muck

Während ihrer Arbeit reden die Missionare viel mit Menschen: "Für mich bedeutet Mission, meinen Glauben mitzuteilen, aber nicht aufzudrängen", sagt Viola. Sie wolle eher Beziehungen aufbauen und Glaubensfragen von Menschen beantworten. "Natürlich ist mein Ziel, dass die Leute Jesus lieben lernen. Aber ich kann auch nur ein kleiner Teil des Weges sein und sie zum Beispiel zum Gottesdienst einladen."   

Kulturelles Training vor Ort 

Als Missionar im Außeneinsatz sei es eine Herausforderung, sich auf die unterschiedlichen Kulturen von Südostasien bis Südamerika einzulassen: "Wir bekommen neben Sicherheitstrainings und Sprachkursen auch kulturelles Training", erklärt Viola. Über das Leben in den Ländern informieren meistens die Freiwilligen, die vor dem Schiff angekommen sind, um die Einreise und Veranstaltungen vorzubereiten.

Trotz der Vorbereitung war es manchmal kompliziert, in einem anderen Land zu missionieren: Zum Beispiel durfte das Team in manchen muslimischen Ländern keine christliche Literatur verkaufen. "Dort haben wir uns eher darauf konzentriert, durch unser Verhalten und die Hilfe vor Ort ein Beispiel zu sein."

Gefährlich wurde es für Viola nie. Sie habe allerdings auch versucht, in allen Ländern darauf zu achten, niemanden zu verurteilen: "Ich war zum Beispiel geschockt vom Sextourismus auf den Philippinen. Es war schrecklich zu sehen, wie die Frauen darunter leiden", erzählt sie, "aber ich habe kein Recht, darüber zu urteilen. Natürlich habe ich meine Meinung dazu und die würde ich auch sagen, wenn jemand danach fragt – aber immer in einem nicht-richtenden Tonfall." 

Missionieren in Deutschland

Viola ist jetzt wieder in Deutschland und arbeitet als Krankenschwester an der Würzburger Uniklinik. Beendet ist die Mission für sie dadurch nicht: "Man kann überall ein Beispiel sein, egal ob das im Ausland oder hier ist", sagt sie. In anderen Ländern sei es manchmal einfacher, da dort weniger Ablehnung gegen Missionare herrsche als in Deutschland.  "Vielleicht muss ich hier etwas mutiger sein", sagt Viola, "aber erstmal freue ich mich darauf, neue Leute zu treffen und auch von ihnen etwas zu lernen." 

Claretiner-Missionar Pater Callistus ist der Leiter der deutschen Provinz.
Foto: Rebecca Wolfer | Claretiner-Missionar Pater Callistus ist der Leiter der deutschen Provinz.

Manche Christen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Mission in Deutschland: zum Beispiel die Claretiner-Missionare, eine Ordensgemeinschaft, deren Leitung der deutschen Provinz sich in Würzburg befindet. Früher wurden viele deutsche Claretiner ins Ausland entsendet, um dort Gemeinden aufzubauen – vor allem in die Demokratische Republik Kongo, nach Indien und nach Sri Lanka.

Krippenausstellung oder Flughafen-Seelsorge 

Heute sind keine deutschen Claretiner mehr im Außendienst. Im Gegenteil: Mitbrüder aus Indien oder Sri Lanka kommen sogar nach Deutschland, um bei der Mission zu helfen. Der Hauptauftrag des Ordens sei momentan nicht mehr, den Glauben in andere Länder zu bringen, sondern ihn im eigentlich christlich geprägten Deutschland wieder aufleben zu lassen. So erklärt es Pater Callistus Joseph, der Leiter der deutschen Provinz, der selbst aus Sri Lanka kommt. Er glaubt, dass die Mitbrüder aus anderen Ländern die sogenannte "Neuevangelisierung" vorantreiben können: "Ich denke, dass wir die Freude, die vom Evangelium ausgeht, gut verbreiten", sagt er. 

Mit ihrer Arbeit versuchen die Brüder vor allem, Orte zu schaffen, an denen die Menschen Gott begegnen können: Zum Beispiel in Mühlberg in Brandenburg, seit 2000 ein Missions-Standort der Claretiner. Dort sind nur sehr wenige Menschen getauft. "Wir haben in Mühlberg unter anderem eine Krippenausstellung aufgebaut und den Menschen erklärt, warum Jesus wichtig ist", sagt Pater Callistus. Außerdem seien Claretiner in Frankfurt als Flughafen-Seelsorger im Dienst, haben ein Jugendhaus in Weißenhorn bei Ulm aufgebaut oder veranstalten Kartenspiel-Abende, an denen sie über den christlichen Glauben reden.  

"Wir warten darauf, dass die Leute zu uns in die Kirchen kommen –dabei sollten wir zu den Leuten gehen."
Pater Callistus Joseph

"Mission bedeutet für mich, das Projekt von Jesus lebendig zu halten: für jede Person offen zu sein und dafür zu sorgen, dass sie sich im Reich Gottes wohlfühlt", erklärt Pater Callistus. Er sagt, dass jeder Christ durch sein Verhalten missionieren kann: "Viele Menschen in Deutschland nehmen die Nächstenliebe sehr ernst, sie engagieren sich und helfen anderen." Bei diesem Engagement sollten Missionare laut Pater Callistus die Menschen begleiten: "Wir warten immer darauf, dass die Leute zu uns in die Kirche kommen", sagt er, "dabei sollten wir zu den Leuten gehen."  

 
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