Egal ob Deutsch-Aufsatz, Matheschulaufgabe oder Französisch-Referat: Wer gut in der Schule sein will, muss sich konzentrieren können und aufmerksam sein. Wissenschaftler sagen, dass sich Schüler besser konzentrieren können, wenn sie regelmäßig gut essen.
Brigitte Baumeister und Christine Zehnter von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung sind Ansprechpartnerinnen für alle Kitas und Schulen und für die Verantwortlichen in Sachen Mittagsverpflegung in Unterfranken. Sie kennen die Trends und auch die Probleme.
Sie feiern dieses Jahr zehn Jahre Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung. Wie hat sich das Essensangebot in Schulen und Kindergärten in den letzten zehn Jahren verändert?
Brigitte Baumeister: Ein warmes Mittagessen wird immer häufiger, in Unterfranken in allen Schulen mit Ganztagsangebot und in etwa 80 Prozent aller Kitas, angeboten. Immer mehr Kitas wollen mittlerweile auch selbst kochen, dabei unterstützen wir sie, dabei werden mehr regionale Produkte, teilweise auch Bio-Produkte verwendet. Insgesamt rückt die Mittagsverpflegung stärker in den Fokus, gerade in der Kita. Den Verantwortlichen ist es immer wichtiger, ein gutes Essen anzubieten, auch wenn der Preis immer wieder Thema ist.
Viele Kitas wollen selbst kochen. Was ist dabei der Vorteil?
Baumeister: Der Vorteil dabei ist, dass alles frisch zubereitet wird, dass man die Herkunft der Lebensmittel mitbestimmen kann, kaum Warmhaltezeiten hat und die Kinder auch mal beim Kochen mithelfen können. Kinder lernen dadurch auch den Wert der Lebensmittel besser schätzen. Und in der Kita duftet es verführerisch nach Essen – wie daheim.
Was sind die Lieblingsgerichte der Kinder?
Christine Zehnter: Oft denkt man, dass Pizza, Pasta und Pommes ganz oben stehen. Kinder essen genauso gerne Linsensuppe oder Kartoffeln mit Spinat und Ei. Die Abwechslung ist wichtig. Wenn Kinder von Anfang an eine ausgewogene Ernährung gewöhnt sind, fällt es ihnen später leichter, gesund und abwechslungsreich zu essen und sie haben gute Essgewohnheiten für das ganze Leben gelernt.
Welche Trends gibt es bei der Mittagsverpflegung?
Baumeister: Bei Jugendlichen beobachten wir, dass sie stark neue Ernährungstrends wie vegetarisches und veganes Essen, Snacks nachfragen. Gerade Mädchen wollen gerne einen Wrap, einen Salat, ein Müsli oder etwas Asiatisches, am besten zum Mitnehmen also „to go“. Jungs greifen lieber zum Burger oder Döner. Viele Jugendliche wollen auch ihre Individualität ausleben und das essen, was sie wollen. Sie weichen in Supermärkte oder Bäckereien in die Nachbarschaft aus. Ein pfiffiges Snackangebot in der eigenen Mensa kann helfen, dass zumindest ein Teil dieser Schüler diese häufiger besuchen.
Wie kann man Kindern gesundes Essen schmackhaft machen?
Zehnter: Es gibt kein „gesundes“ oder „ungesundes“ Essen, die Menge und die Häufigkeit machen es aus. Abwechslungsreich und ausgewogen, das ist die Devise. Etwas, was gut riecht, aussieht und schmeckt, isst jeder gern. Nehmen wir ein Beispiel: Vollkornnudeln sind anfangs vielleicht gewöhnungsbedürftig, daher versteckt man sie zuerst in Lasagne oder Tomatensoße. Kinder gewöhnen sich schnell an den Geschmack. Gemüse wie Karotten, Kohlrabi oder Sellerie mögen Kindern gerne als Rohkost-Sticks, auch Obst wird in Kita und in Schule (und daheim) lieber geschnitten als im Ganzen genommen.
Wie kann man gute Essgewohnheiten lernen?
Baumeister: Natürlich dienen bei der Ernährung zunächst einmal die Eltern als Vorbilder. Sie können gute Ernährung vorleben und praktizieren. Wenn zu Hause zum Beispiel regelmäßig Gemüse, Obst, Kartoffeln oder Vollkorn und Milchprodukte auf dem Tisch stehen und Mineralwasser statt Cola getrunken wird – dann ist das für Kinder völlig normal.
Trotzdem sind deutsche Kinder zu dick. Warum?
Baumeister: Es ist ja meist nicht das Mittagessen, das dick macht, sondern es ist das, was man zusätzlich oder nebenbei isst und trinkt. Zum Beispiel enthalten Limonade, Eistee, Cola viel Energie in Form von Zucker.
Warum gibt es keine verbindlichen Standards für die Schulverpflegung?
Zehnter: Wir haben seit 2017 bayerische Leitlinien für die Kita- und die Schulverpflegung. Diese geben Empfehlungen, sind in Bayern aber keine verbindlichen Standards. Bei der Ausschreibung für eine Mittagsverpflegung kann jede Kita oder Schule in Zusammenarbeit mit dem Träger festlegen, welche Kriterien sie bei ihrer Mittagsverpflegung einhalten wollen. Es wäre wunderbar, wenn es in jeder Schule eine Art „Mensa-Ausschuss“ geben würde mit Vertretern der Schulleitung, der Lehrkräfte, der Sachaufwandsträger, der Elternschaft und der Schüler, die gemeinsam das Paket Schulverpflegung schnüren.
Wie wird die Schulverpflegung in zehn Jahren aussehen?
Baumeister: In vielen Ländern, wie zum Beispiel in Frankreich, ist Schulverpflegung selbstverständlich für alle Beteiligten. Es wird noch Zeit brauchen, bis wir so weit sind. Auf dem Weg dahin wünschen wir uns für unsere Kinder und Jugendlichen aller Altersgruppen ein vielseitiges und genussvolles Angebot, zu bezahlbaren Preisen (das Thema Subventionen und Mehrwertsteuer ist immer wieder im Gespräch) und dass Essen in einer angenehmen Atmosphäre und mit nettem Personal stattfinden kann. Die Wertschätzung steigt, wenn Kinder und Jugendliche auch selbst kochen können.