
Die meisten Würzburger Skateboarder sind jung. Sehr jung sogar – denn bei der dritten Stadtmeisterschaft an diesem Wochenende treten alle „Rollbrettbegeisterten“ über 30 in der Kategorie „Senioren“ an. Und dennoch: Skateboarden hat in Würzburg Tradition. Von den Anfängen ihres Sports, der mehr ist als ein Sport, erzählen zwei Würzburger Skater der ersten und zweiten Generation kurz vor der Einweihung des neuen, 475 000 Euro teuren Skateparks am Samstag.
Christian Fritz, Jahrgang 1965, hat Ende der 70er Jahre mit dem Skateboarden begonnen: „Wir waren eine feste Clique von etwa zehn Jungs“, sagt er. „Getroffen haben wir uns immer nach der Schule entweder am Marktplatz oder am Dominkanerplatz.“ Am Samstag und Sonntag fuhren die Jungs dann mit dem Bus zur Frankenwarte. Dort tobten sie sich in einem alten Löschwasserbecken aus, das später zugeschüttet wurde. „Von der Frankenwarte kann man die Umrisse noch sehen“, sagt Fritz. Auch für Verpflegung war gesorgt, denn ganz in der Nähe bot ein Café guten Apfelstrudel an, und in alten Baracken konnten die Jungs grillen und sich bei Regen unterstellen.
Ein besonderes Highlight“: das Fahren bergabwärts Richtung Stadt. „Bis zum Nikolaushof sind wir stehend gefahren. Dann haben wir uns auf die Bretter gesetzt.“
Die Bretter, das waren anfangs echte Unikate. Denn die Jungs bauten ihre „Boards“ noch selbst. Das Material haben sie sich im Baumarkt besorgt. Der Grund: Die aus sieben Holzschichten bestehenden Bretter waren damals noch unbezahlbar. „Das war eine richtige Investition“, ergänzt Emanuel Thurneysen, Jahrgang 1974, der Inhaber des Skate- und Snowboardshops „Blowout“. Und deswegen reparierten die Skater auch ihre Bretter selbst, so gut es eben ging.
Kaum vermeiden ließ sich das Klappern der Rollen. Damit provozierten die Skater Reaktionen ruheliebender Würzburger: „Wir waren die Todfeinde der alten Leute“, erinnert sich Fritz.
Um die Kinder und Jugendlichen von der Straße wegzubringen, ergriff die Stadt die Initiative. So gab am 7. Juli 1979 der damalige Oberbürgermeister Klaus Zeitler unter der Friedensbrücke die erste Würzburger Skateboardbahn frei. Die 20 auf 20 Meter messende Anlage war die erste ihrer Art in Nordbayern und hatte rund 80 000 DM gekostet.
Aber bereits drei Jahre später stellte sich nicht nur bei Fritz „Herzschmerz“ ein, als Ende 1982 die Betonfertigteile des „Abflusshindernisses“ für das Mainhochwasser entfernt wurden. Sie verrotteten dann langsam unweit des Klosters Himmelspforten – in der Nähe des heutigen Skateparks auf dem alten Autowaschplatz an der Mainaustraße.
Damals begann dann die lange „parklose" Zeit. In den 80er und Anfang der 90er Jahre trafen sich die Skater vorzugsweise am Hubland. „Wir waren jeden Tag 50, 60 Skater", berichtet Emanuel Thurneysen. Dann schossen die Skater „downhill“ Richtung Marktplatz: „Um uns haben sich regelmäßig Trauben von Mädels gebildet, die uns mit dem Bus in die Stadt nachgefahren sind.“ Die Mädels waren für die Skater allerdings nicht interessant, denn die coolen Jungs hatten nur ein Ziel: Skaten, Skaten, Skaten. „Wie im Fieber“, erinnert sich Thurneysen. Verjagt wurden die Skater, wenn sie in Parkhäusern unterwegs waren.
Anfang der 90er Jahre hätten sich die Skater wohl kaum vorstellen können, dass 30 Jahre nach dem Ende der ersten Skateboardbahn die Stadt Würzburg mit Hilfe des Bundes einen attraktiven Skatepark errichten lässt. „Wir wären alle echt gerne wieder jung“, sagt Thurneysen. Dann könnten auch die Skater der ersten und zweiten Generation im Park die gleichen Kunststücke („Tricks“) stehen wie die Jungen.
Ja, das war damals richtig gefährlich.