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Würzburg
Sinn & Religion: Danken – wofür?
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 04.10.2019 02:10 Uhr

Zu jeder Zeit bekommen wir durch die unterschiedlichsten Medien das Aktuellste des Tages frei Haus geliefert. Meist lösen sich dabei nur bedenkliche Neuigkeiten aus Politik und Wirtschaft und Katastrophenmeldungen ab. Positive, erfreuliche Berichte sind eher die Seltenheit. Passiert tatsächlich so wenig Schönes in der Welt? Scheinbar sind gute Nachrichten einfach nicht interessant genug, um darüber zu berichten. Wenn, dann muss es schon etwas besonders Aufregendes und Großes sein wie sportliche Höhepunkte, royale Ereignisse aus aller Welt oder andere superlative Events.

Wie wäre es, selbst einmal am Ende des Tages seine persönliche Tagesschau zu machen oder zu überlegen, welche Tagesthemen bei mir heute aktuell waren? Vielleicht geht es uns dann auch so, dass sich ganz schnell die unschönen, ärgerlichen Ereignisse des Tages in den Vordergrund drängen: Die Straßenbahn/den Bus verpasst, Ärger in der Arbeit, nicht das geschafft, was man alles machen wollte, an der Kasse im Supermarkt geht nichts voran, das Wetter war wieder mal nicht wie gewünscht, die Kinder oder der Partner/in waren nervig ….

Und wo sind die positiven Nachrichten des Tages? Die wunderschön bunten Herbstblumen, die Tasse mit heißem, duftenden Tee oder Kaffee, das nette Gespräch in der Mittagspause, ein Kartengruß im Briefkasten, die Einladung zu einem Spaziergang, die spontane Hilfe eines/r Kollegen/in ….

Wie oft gehen auch bei uns diese vielen kleinen alltäglichen Wunder unter, werden nicht gesehen, werden einfach vergessen. Viele dieser Glücksmomente werden uns aber immer wieder geschenkt! Ohne dass wir etwas dazu tun mussten, ohne Voraussetzung oder unseren Einsatz, einfach so.

Sich nicht erst am Abend dieser Erlebnisse zu erinnern, sondern bewusst schon während des Tages diese stärkenden Augenblicke dankbar zu genießen, wäre das nicht besser? Die Geschichte eines unbekannten Verfassers lädt dazu ein:

Es war einmal ein Bauer, der steckte jeden Morgen eine Handvoll Bohnen in seine linke Hosentasche. Immer, wenn er während des Tages etwas Schönes erlebt hatte, wenn ihm etwas Freude bereitet oder er einen Glücksmoment empfunden hatte, nahm er eine Bohne aus der linken Hosentasche und gab sie in die rechte. Am Anfang kam das nicht so oft vor. Aber von Tag zu Tag wurden es mehr Bohnen, die von der linken in die rechte Hosentasche wanderten. Der Duft der frischen Morgenluft, der Gesang der Amsel auf dem Dachfirst, das Lachen seiner Kinder, das nette Gespräch mit einem Nachbarn – immer wanderte eine Bohne von der linken in die rechte Tasche. Bevor er am Abend zu Bett ging, zählte er die Bohnen in seiner rechten Hosentasche. Und bei jeder Bohne konnte er sich an das positive Erlebnis erinnern. Zufrieden und glücklich schlief er ein – auch dann, wenn er einmal nur eine Bohne in seiner rechten Hosentasche hatte.

Danken – wofür? Es wird sich sicherlich manches finden lassen, das wir „erarbeitet“ haben, was uns aber auch ohne unser Zutun geschenkt wurde.

Eva Bracharz-Streib ist Pastoralreferentin in der Pfarreiengemeinschaft Würzburg St. Elisabeth, Heiligkreuz und St. Burkard.

 
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