Sie haben mit Ausdauer, aber auch viel Freude an der Musik geübt. So ist es immer vor der Sommerserenade der Sing- und Spielgemeinschaft Ochsenfurt (SSO). Chorleiterin Olga Jakob ist zufrieden mit den Proben. Dieses Mal sind die Frauen und Männer des Chores jedoch besonders aufgeregt, denn es steht das Jubiläumskonzert zum 75-jährigen Bestehen der SSO an.
Ochsenfurt im Jahre 1948. Viele Heimatvertriebene und Evakuierte fanden nach dem Krieg hier eine neue Heimat. Normalität kehrte ein und die Menschen sehnten sich nach Geselligkeit und kulturellem Angebot. Etwa 50 Gleichgesinnte trafen sich am 17. September 1948 im Gasthof Kaiser und gründeten die Sing- und Spielgemeinschaft Ochsenfurt. Die Chorproben fanden damals jeden Freitag im Gasthaus zur Sonne statt.
Unter den Mitgliedern entwickelte sich ein besonders enger Zusammenhalt, obwohl sie aus den unterschiedlichsten Gegenden stammten. Sie hatten Verständnis für einander und ihr oberster Grundsatz war: Kunst kennt kein Privileg. In den Anfängen wirkten Heinz Freudenberg und Günther Franz entscheidend mit. Der erste Auftritt der SSO war im April 1949 beim 50. Gründungsfest der Liedertafel Goßmannsdorf. In diesem Jahr fanden auch ein gemütliches Beisammensein mit Musik, Tanz und Gesang und der erste Faschingsball in der Turnhalle statt.
Die Spielgruppe hatte mit vielen Aufführungen großen Erfolg
Die Spielgruppe der SSO hatte mit vielen Aufführungen großen Erfolg und machte ihrem Namen alle Ehre. Immer neue Stücke wurden eingeübt und es gab bis 1995 Aufführungen, wobei die Schauspielerin Antje Pilz eine große Rolle spielte. Zum gemischten Chor und dem Laienspiel kam 1952 die Instrumentalmusik hinzu. Aus dem Schüler-Orchester, das von Franz Ansorge geleitet wurde, entstand das SSO-Orchester. Unter der Leitung von Anton Wöhr, Fritz Sachse und Ronald Lintner (Orchesterleitung) wurden bekannte Werke aufgeführt wie Carl Orffs "Carmina Burana" und "Die Schöpfung", ein Oratorium von Joseph Haydn. Fritz Sachs hat das Orchester über zehn Jahre geleitet. Nach seinem Tod konnte kein Nachfolger gefunden werden, sodass das vereinseigene Orchester aufgegeben werden musste.
Ohne Orchester wurden Aufführungen schwierig. Doch Chorleiter Anton Wöhr gelang es, ein großes Konzert zu veranstalten. Im A-capella-Gesang wurden Volkslieder aus nahezu allen benachbarten Völkern Europas dargeboten. Gerade rechtzeitig zum 20-jährigen Bestehen der SSO fand sich mit Kirchenmusikdirektor a.D. Wilhelm Alexander Schneider ein neuer Chorleiter. Beim Jubiläumskonzert fand seine eigene Schöpfung "Bin ich nicht ein schöner Waidmann" für Chor und zwei Trompeten ihre Uraufführung.
Es folgte ein jährlicher Wechsel in der Chorleitung. 1976 übernahm dann Manfred Lindner und blieb bis zum Jahr 2009. In dieser Zeit fanden viele erfolgreiche Konzerte in Ochsenfurt und auch bei befreundeten Chören statt. Der Chor der SSO beteiligte sich auch im jährlichen Wechsel mit dem Liederkranz an öffentlichen Feierstunden.
Vor 24 Jahren übernahm Olga Jakob die Chorleitung
Vor 24 Jahren übernahm Olga Jakob, die ein abgeschlossenes Studium (Sopranistin, Chorleitung, Klavier) hat, die Chorleitung. Sie legt großen Wert auf Stimmbildung und fordert die Mitglieder, weshalb immer neues Liedgut erarbeitet wird. Auch zwei Konzertreisen in ihren Geburtsort Lublijana wurden organisiert und der dortige Chor trat zusammen mit der SSO in Ochsenfurt auf.
Immer wieder wurden und werden gemeinsame Auftritte mit anderen Chören wie denen aus Frickenhausen oder Iphofen organisiert. Und auch beim Chorprojekt der Stadt Ochsenfurt waren die Mitglieder der SSO dabei. 2018 wurde mit insgesamt 200 Sängerinnen und Sängern der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg und Solisten "Carmina Burana" aufgeführt.
Für das Jubiläumskonzert anlässlich des 75-jährigen Bestehens der SSO wird der Chor eine Uraufführung präsentieren - das "Brückenlied", ein Gedicht von Johannes Schick, das von Prof. Wolfgang Kurz im Auftrage der SSO vertont wurde. Das Jubiläumskonzert findet am Samstag, 29. Juli, um 19 Uhr im Ehrenhof des Spitals statt. Bei schlechtem Wetter wird das Konzert in die Spitalkirche verlegt.