Die Rektorin der Grundschule Kist, Susanne Grammel, hat eine Lesung mit der Ochsenfurter Bundestagsabgeordneten Simone Barrientos (Linkspartei) abgesagt. Begründung: Wenn Barrientos als einzige Politikerin auftrete, sei die politische Neutralität nicht gewahrt.
Teilnahme wurde bereits im November vereinbart
Initiatorin der Lesung war die Stiftung Lesen aus Mainz, die sich dafür einsetzt, "dass jedes Kind und jeder Erwachsene in Deutschland über die notwendige Lese- und Medienkompetenz verfügt und Lesefreude entwickelt". Unter anderem fördert sie über das Programm "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung" Leseclubs an Schulen.
Im Oktober fragte die Stiftung Barrientos, wie alle Bundestagsabgeordneten, an, ob sie das Programm unterstützen wolle und schlug ihr Leseclubs in der Region vor, darunter die Grundschule Kist. Mitte November vereinbarten Grammel und Barrientos den Auftritt.
Kein politischer Druck von der Gemeinde
Jetzt sagt die Rektorin, "weil die Gemeinde keinen Vertreter schicken konnte, wäre die Neutralität nicht gewährleistet gewesen". Würden verschiedene Politiker gleichzeitig kommen, wäre das für sie in Ordnung, "kommt nur eine aus einer Partei, ist das nicht in Ordnung".
Kists zweiter Bürgermeister Horst Siedler (SPD), erklärt auf Nachfrage, Grammel habe ihn am Donnerstag, 21. Februar angefragt, ob er "gegebenenfalls" zur Lesung am Mittwoch, 27. Februar, ein Grußwort halten könne. Er habe den Eindruck gehabt, das sei nicht so wichtig. Von Seiten der Gemeinde "kam mit Sicherheit kein politischer Druck" auf die Rektorin und er "wüsste nicht, dass überhaupt jemand was gesagt hat".
Rektorin verstrickt sich in Widersprüche
Fünf Tage vor der Lesung schrieb Rektorin Grammel der Abgeordneten, sie müsse den Termin absagen nach "Rücksprache mit der Gemeinde und meinem Dienstvorgesetzten". Dieser Redaktion versicherte sie hingegen, die Absage sei "einzig und allein ihre Entscheidung" gewesen.
Thomas Kleinebrink, Pressesprecher der Stiftung Lesen, bezeichnet den Vorgang als "absolute Ausnahme" und als "natürlich nicht schön". Politiker zeigten mit Besuchen der Leseclubs, dass sie sich für das Lesen starkmachen. Die Stiftung begrüße das. Ein "parteipolitischer Einfluss" sei "nicht gegeben. Warum der vor Ort vermutet werde, wisse er nicht.
Barrientos wollte den Kindern beim Vorlesen zuhören
Barrientos sagt, sie habe "kein Interesse daran, die Schule anzuschwärzen, die so einen wunderbaren Leseclub macht". Ihre Aufgabe wäre gewesen, für Aufmerksamkeit für die Leseclubs zu sorgen. Sie hätte von ihrem Leseverhalten als Kind erzählt und davon, was Bücher für sie bedeuten, und sich ansonsten "vollständig auf deren Regie eingelassen". Sie habe den Kindern beim Vorlesen lauschen wollen oder aus einem Buch vorgelesen, das die Kinder ihr geben.
Ihr Wunsch wäre, "dass man das ganz einfach vom Kopf auf die Füße stellt und demnächst mal eine schöne Veranstaltung in Kist zum Thema Lesen macht."
ob die Rektor/innen auch solche Probleme mit der politischen Neutralität haben, wenn sich jemand von der CSU zum Vorlesen ankündigt...
Wer das Schulamt in Würzburg näher kennengelernt hat,weiß wer hier das Sagen hat!
Bemitleidenswerte Rektorin!