Die Verleihung einer besonderen Auszeichnung veranlasste die Gemeinde Thüngersheim zu einer besonderen Feier in einem besonderen Jahr: Obwohl bereits im November letzten Jahres erfolgt, galt ein festlicher Empfang im Innenhof der WeinKulturGaden anlässlich der Verleihung der "Silbernen Halbkugel" durch das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz all jenen, die mit den historischen Gaden in Verbindung stehen.
Das diesjährige Ortsjubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes vor 925 Jahren bot nach Überzeugung von Bürgermeister Michael Röhm (Bürgerbewegung, BüBew) dafür den gebührenden Anlass. Für die adäquate musikalische Begleitung von Klassik bis Modern sorgte das Saxophon-Duo Sofia Fuß und Lutz Koppetsch.
Um durch das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz ausgezeichnet werden zu können, bedarf es eines Vorschlag von nicht direkt an einem Projekt Beteiligten. "Der Vorschlag zur Auszeichnung der WeinKulturGaden erfolgte tatsächlich durch Diplom-Ingenieur Hans-Christof Haas, Oberkonservator und Gebietsreferent A IV Bau- und Kunstdenkmalpflege beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege – ohne Wissen der Gemeinde", informierte Bürgermeister Michael Röhm zu den Hintergründen.
Ehrenamtliches Engagement wurde gewürdigt
Die Jury des Deutschen Nationalkomitees würdigte mit der Verleihung des Deutschen Denkmalschutzpreises sowohl die vorbildlichen Bemühungen um leerstehende und verfallene landwirtschaftliche Nebengebäude von Denkmalwert und ortsbildprägender Bedeutung, wie auch das ehrenamtliche Engagement und das Beleben der Gaden durch den Förderverein. Die offizielle Verleihung erfolgte bereits im November letzten Jahres in den Mozartsälen in Hamburg.
Rückblickend ging Manfred Grüner von der Regierung von Unterfranken auf die Historie des einst abfällig als "altes Gerutsch" bezeichneten Ensembles ein. Am Anfang des Erfolges der Gaden seien die beiden Altbürgermeister Wilhelm Remling (1996 bis 2008) und Markus Höfling (2008 bis 2020) sowie Stadtplaner Klaus Schulz gestanden. Mit ihnen sei ein Vielfaches von Zufällen, Engagement und Enthusiasmus zusammengekommen.
Im Gespräch mit dieser Redaktion erinnerte sich Altbürgermeister Wilhelm Remling an "das alles entscheidende Treffen schlechthin mit dem damaligen Haushaltsvorsitzenden im bayerischen Landtag, Manfred Ach und Kultus-Staatsminister Hans Zehetmair in Thüngersheim. Die Gaden standen zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Abriss. Aber innerhalb nur einer Woche nach unserem Ortstermin lag die Zusage zur Unterstützung der Staatsregierung zum Erhalt der Gaden vor", erinnerte sich Remling.
Mehr als 130 Veranstaltungen und 700 Öffnungstage
Was mit der Sanierung des Ensembles und dem vielfachen kulturellen Betrieb folgte, war und ist bis heute eine phänomenale Erfolgsgeschichte. In Assoziation zu den vertretenen beiden Terroir f "Wein und Mythologie" sowie "Wein und Wissenschaft" stellte Weinprinzessin Theresa Galz die Gaden auf gleiche Ebene als dritten magischen Ort in Thüngersheim.
Heiko Paeth verwies auf die Eröffnung und Geburtsstunde der Gaden vor fast auf den Tag genau acht Jahren. Das Projekt WeinKulturGaden war angetreten mit dem Anspruch, ein gewichtiges Element zum bestehenden kulturellen Angebot beizusteuern. Inzwischen blicken die Gaden auf mehr als 130 Veranstaltungen und Ausstellungen an über 700 Öffnungstagen zurück. Als Indikatoren des Erfolgs nannte Paeth neben dem Helfer-Team und kontinuierlicher Vorstandsbesetzung eine vervierfachte Mitgliederzahl des Fördervereins. "Lange Wartelisten von überregionalen Künstlerinnen und Künstlern, die sich initiativ bewerben, motivieren uns weiterzumachen und noch besser zu werden", versprach Paeth.
Bereits in vergangenen Jahren mehrmals ausgezeichnet
Durch die verliehene Auszeichnung erfahre das gesamte Ensemble, aber auch genau jenes bürgerschaftliche Engagement Anerkennung, so Ulrike Wendland, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz zu den immensen Bemühungen des Fördervereins.
Nach Auszeichnung der Gaden im Jahr 2015 durch den Bund Deutscher Architekten, den Josef-Binder-Award in Wien im Jahr 2016 und 2017 die Verleihung der Denkmalschutzmedaille des Bayerischen Kultusministeriums ist die "Silberne Halbkugel" allerdings nicht nur dem Objekt WeinKulturGaden gewidmet, sondern insbesondere auch dem Kulturort und damit dem gleichnamigen Verein und dessen Mitgliedern zur Belebung der Räume. Röhms Dank galt neben dem Förderverein mit seinem Vorsitzenden Heiko Paeth auch den Gaden-Hüterinnen und -Hütern, ohne die das Objekt längst nicht das wäre was es ist.