"Familienmensch, Kaufmann, Innovator", so beschreibt Jürgen Fischer seinen Vater Siegfried. Sechzig Jahre lang hat "Fred" die Erfolgsgeschichte des Heidingsfelder Entsorgungsunternehmen Karl Fischer & Söhne GmbH maßgeblich geprägt. An diesem Dienstag feiert er seinen 80. Geburtstag. Höchste Zeit also, zu gratulieren, und zurück zu blicken auf ein Stück Würzburger Wirtschaftswunder.
Alles beginnt in Ochsenfurt am Main, wahlweise bekannt als "Oxford". Hier wird Siegfried, das erste von vier Kindern von Luise und Karl Fischer Junior, am 27. Oktober 1940 geboren. Ihm wird das Geschäft rund um Abfälle in die Wiege gelegt, denn Karl Senior, Siegfrieds Großvater, hat den Handel mit "Eisen, Lumpen, Knochen und Papier" im Jahr 1918 gegründet.
Als 21-Jähriger lernt Siegfried ein hübsches Mädchen aus Estenfeld beim Tanzen kennen: seine Gerlinde. Am 18. August 1962 heiratet das frisch verliebte Paar in der Adalberokirche. Jedoch trifft sie im gleichen Jahr ein Schicksalsschlag: Karl Junior stirbt überraschend, sodass Siegfried früh Verantwortung im Betrieb übernehmen muss. Diese Anfangsjahre schätzt Jürgen als die schwersten in der Laufbahn seines Vaters ein — schlaflose Nächte inklusive. Ohne Gerlinde, die als Buchhalterin entscheidenden Anteil am Wachstum der Firma hat, wäre Siegfried dem Druck so manchen Kredites womöglich erlegen. Aber die beiden schaffen es.
Bald expandiert nicht nur das Unternehmen, auch privat gibt es Zuwachs im Hause Fischer. So kommen die Kinder Jürgen — der heutige Geschäftsführer — und wenig später Silke, die nun Lehrerin ist, zur Welt. Mitte der Siebziger Jahre platzt das alte Firmengelände im Köchleinsweg schließlich aus allen Nähten. Ein Umzug muss her. So erwirbt man in der Winterhäuser Straße ein für damalige Verhältnisse "gigantisch großes Grundstück", das nur wenige Jahre später wiederum zu klein ist und durch Zukäufe vergrößert werden muss.
In einer Zeit, als "Recycling" für die meisten noch ein Fremdwort ist, zeigt sich Siegfried immer wieder als vorausschauend. Als einer, dem "die Umweltbewegung in die Karten gespielt" hat. So installiert er zum Beispiel die Altglascontainer in Würzburg. Weitere Meilensteine folgen: die Gründung der Würo Papierverwertung, später die Zertifizierung zum Entsorgungsfachbetrieb.
Erholung sucht der heutige Seniorchef auf der "Ranch", einem Wochenendgrundstück am Geisberg, beim Kegeln oder auf den unzähligen Reisen, die er am liebsten mit Wanderrucksack antritt. Außerdem ist er in der Kirchengemeinde St. Laurentius sowie in der Fasenachtsgilde Giemaul aktiv.
Was sich Siegfried zum Geburtstag wünsche? Jürgen überlegt. "Viele Urenkel! Einen hat er schon, der zweite ist unterwegs." Aufgrund der Corona-Pandemie sei aktuell nur eine Feier im engsten Kreis möglich — wenn überhaupt. Jedoch wird auch Gerlinde bald 80, sodass man im nächsten Sommer einen gemeinsamen 160. Geburtstag feiern möchte, dann hoffentlich im großen Stil.