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Kleinrinderfeld
"Siebenertag" in Kleinrinderfeld: Die Feldgeschworenen, ein wichtiges, historisches Ehrenamt
Hinter ihrem Erkennungszeichen und den Aalbachtaler Franken liefen die Feldgeschworenen in einem langen Festzug von der Kirche zur Turnhalle in Kleinrinderfeld.
Foto: Matthias Ernst | Hinter ihrem Erkennungszeichen und den Aalbachtaler Franken liefen die Feldgeschworenen in einem langen Festzug von der Kirche zur Turnhalle in Kleinrinderfeld.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 24.05.2024 02:53 Uhr

Seit 1904 gibt es die "Feldgeschworenenvereinigung Würzburg links des Mains", doch das Feldgeschworenenwesen an sich ist schon wesentlich älter. Man geht davon aus, dass bereits im Frankenreich von Karl dem Großen, Anfang des 8. Jahrhunderts, rechtschaffene und beleumundete Männer sich um die Grenzen eines Grundstücks oder einer Gemarkung kümmerten. Die "Siebener", wie sie auch bezeichnet werden, genossen bereits im Mittelalter ein hohes Ansehen in der Bevölkerung, schließlich waren sie als Richter und Rechtssprecher im ganzen Land anerkannt.

Heutzutage gibt es die Feldgeschworenen nur noch in Bayern, Rheinland-Pfalz und Teilen von Thüringen, berichtete Vorsitzender Norbert Jesberger auf der Jahresversammlung der Siebener in Kleinrinderfeld. Im Jahr 2016 – und darauf ist man hier besonders stolz – erkannten die Vereinten Nationen das Siebenerwesen als immaterielles Kulturgut der Menschheit an. Oft wird es auch als "ältestes Ehrenamt" in Bayern bezeichnet.

Zum vierten Mal nach 1927, 1961 und 1986 fand der "Siebenertag" in der kleinen Gemeinde statt. In einem Ort mit Tradition und Zukunft, wie es Bürgermeister Harald Engbrecht in seinem Grußwort in der Turnhalle nannte. "Als normaler Bürger nimmt man euch nicht wahr. Die Mehrzahl unserer Bürgerinnen und Bürger kennen die Feldgeschworenen nur noch aus Zeitungsberichten", fuhr er fort.

Und doch ist die ehrenamtliche Arbeit trotz moderner Digitaltechnik nach wie vor wichtig. Das verdeutlichten auch alle Festredner, darunter mit Oliver Treptau der Leiter des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Würzburg und sein Stellvertreter Herbert Schmidt. Die Zusammenarbeit mit den Siebenern vor Ort klappe hervorragend. "Wir sind Partner", stellte sich der Behördenleiter auf eine Stufe mit den Ehrenamtlichen.

Das hatte auch schon Landrat Thomas Eberth getan, der alle neu hinzugekommenen Feldgeschworenen persönlich mit Handschlag und der Erkennungsnadel in den Kreis der etwa 230 Siebener der Vereinigung links des Mains im Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Martin aufgenommen hatte. Dort hatte Pfarrvikar Frank Elsässer mit Unterstützung der Allbachtaler Franken einen Gottesdienst abgehalten. "Die Menschen verlassen sich gerne auf die Feldgeschworenen", lobte er die meist jahrzehntelange Arbeit der Männer und Frauen. Sie alle sind "in der Rechtspflege ehrenamtlich tätig", attestierte Bezirkstagesvizepräsidentin Eva Maria Linsenbreder den Anwesenden, ebenso wie der Landtagsabgeordnete Felix von Zobel, der darauf hinwies, dass das Feldgeschworenenwesen ein fränkisches Kulturgut sei, das bewahrt werden müsse. "Wir im ländlichen Raum brauchen Sie, liebe Feldgeschworene", unterstrich Landrat Eberth die Wertigkeit.

Neu aufgenommene Feldgeschworene und besondere Ehrungen

Die neu aufgenommenen Feldgeschworenen sind: Oskar Müller, Ekkehard Grimm, Klaus Dörr, Ramona Grimm (alle Kleinrinderfeld), Hans Fiederling (Waldbrunn), Edgar Metz, Wendelin Roth, Bernhard Rockenemaier (alle Mädelhofen), Thomas Oestreicher, Christian Darlapp (beide Reichenberg), Wolfgang Pfeuffer, Markus Thorwarth, Martin Thorwarth und Harald Sengfelder (alle Fuchsstadt).

Besondere Ehrungen gab es für: Arno Götzelmann (Altertheim), Erwin Kemmer (Holzkirchhausen) für 30 Jahre, Martin Mark, Werner Ziegler, Armin Popp (alle Kirchheim), Kilian Rügamer (Hettstadt), Manfred Binder (Fuchsstadt), Gerhard Holtröhr (Neubrunn), Klaus Josberger (Margetshöchheim) für 25 Jahre, Werner Kresser (Albertshausen), Gerd Hessenauer (Erlabrunn) für 40 Jahre, Otto Fuchs (Rossbrunn), Edmund Genheimer (Höchberg), Heinrich Pfeuffer (Lindflur), Hermann Bauer (Geroldshausen), Wilhelm Schwab (Albertshausen) für 50 Jahre und Josef Krämer (Kirchheim) für 60 Jahre.

Obmann Norbert Jeßberger (Dritter von links) und Landrat Thomas Eberth (Zweiter von rechts) nahmen per Handschlag viele neue Mitglieder in die Gemeinschaft der Feldgeschworenen auf.
Foto: Matthias Ernst | Obmann Norbert Jeßberger (Dritter von links) und Landrat Thomas Eberth (Zweiter von rechts) nahmen per Handschlag viele neue Mitglieder in die Gemeinschaft der Feldgeschworenen auf.
Hinter ihrem Erkennungszeichen und den Aalbachtaler Franken liefen die Feldgeschworenen in einem langen Festzug von der Kirche zur Turnhalle in Kleinrinderfeld.
Foto: Matthias Ernst | Hinter ihrem Erkennungszeichen und den Aalbachtaler Franken liefen die Feldgeschworenen in einem langen Festzug von der Kirche zur Turnhalle in Kleinrinderfeld.
Obmann Norbert Jeßberger wies auf die Bedeutung des Feldgeschworenen-Wesens in seiner Begrüßungsansprache hin.
Foto: Matthias Ernst | Obmann Norbert Jeßberger wies auf die Bedeutung des Feldgeschworenen-Wesens in seiner Begrüßungsansprache hin.
Hinter ihrem Erkennungszeichen und den Aalbachtaler Franken liefen die Feldgeschworenen in einem langen Festzug von der Kirche zur Turnhalle in Kleinrinderfeld, begleitet von Vertretern aus Politik und örtlichen Vereinen.
Foto: Matthias Ernst | Hinter ihrem Erkennungszeichen und den Aalbachtaler Franken liefen die Feldgeschworenen in einem langen Festzug von der Kirche zur Turnhalle in Kleinrinderfeld, begleitet von Vertretern aus Politik und örtlichen ...
Gastgeber Kleinrinderfelds Bürgermeister Harald Engbrecht stellte seinen Ort den vielen Feldgeschworenen sehr plastisch vor.
Foto: Matthias Ernst | Gastgeber Kleinrinderfelds Bürgermeister Harald Engbrecht stellte seinen Ort den vielen Feldgeschworenen sehr plastisch vor.
 
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