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Würzburg
Siebenbürger Kultur in Unterfranken: Die neue Heimat Würzburg
Student Leon Lichtenauer mit Christa Zahn auf dem Siebenbürgischen Abend.
Foto: Jens Holzer | Student Leon Lichtenauer mit Christa Zahn auf dem Siebenbürgischen Abend.
Raphael Schlimbach
 |  aktualisiert: 08.03.2024 02:49 Uhr

Es ist „Siebenbürger Abend“ auf dem Haus der Studentenverbindung Markomannia. Organisiert wurde die Veranstaltung von Christa Zahn. Sie ist nicht nur die „Faxin“, also die gute Seele des Markomannenhauses, sondern auch Kulturreferentin in der Würzburger Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. In dieser Rolle verbindet sie an diesem Abend zwei Dinge: Das Schwelgen in Gedanken an früher, und das gemeinsame Feiern im Hier und Jetzt der neuen Heimat in Unterfranken.

Christa Zahns Geburtsort liegt in Rumänien, etwa 1400 Kilometer entfernt von Würzburg. Wie viele Landsleute kam sie Anfang der 1990er Jahre nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Diktatur des Nicolae Ceaușescu nach Deutschland. Schließlich sei die Kultur der Siebenbürger Sachsen, die teils schon im Mittelalter ins heutige Rumänien auswanderten, immer deutsch geblieben. „Ich bin mit zwölf Jahren hergekommen. Wir wollten damals unsere Kultur hier weiterführen, wo viele von uns schon Verwandte hatten.“

Tanzen ist ein wichtiger Teil der sächsischen Kultur. Die Würzburger Kreisgruppe zeigt ihr Können oft bei verschiedenen Feiern und Festen.
Foto: Jens Holzer | Tanzen ist ein wichtiger Teil der sächsischen Kultur. Die Würzburger Kreisgruppe zeigt ihr Können oft bei verschiedenen Feiern und Festen.

Auch die wirtschaftlichen Perspektiven seien in Deutschland ganz anders gewesen als in Rumänien. Leicht gefallen sei vielen die Reise aber nicht. Die Ausreise nach Deutschland sei zum Teil eine Fahrt in die Heimat, zum anderen eine Reise ins Ungewisse gewesen. „Als Kind in Rumänien konnte ich mir anhören, he ihr Touristen, was macht ihr hier, geht nach Deutschland. Als wir in Deutschland ankamen hieß es dann, ihr Ausländer, geht doch zurück nach Rumänien“, erzählt Zahn.   

Der Wert der Gemeinschaft

Was vielen den Übergang erleichtert hätte, sind siebenbürgische Kulturvereine, wie die Würzburger Kreisgruppe, die bereits seit Ende der 1970er Jahre bestehe. „Die vielen Gemeinschaften sind ein Stück Heimat“, erklärt Zahn. Nicht nur, dass sie in der Kreisgruppe alte Klassenkollegen und Nachbarn aus Rumänien treffe: „Die Gemeinschaft hatten wir schon in der alten Heimat. Da waren wir auch drauf angewiesen. Es gab halt wenig und aus dem Wenigen mussten wir gemeinsam was machen. Das haben wir hier fortgeführt.“ Chöre, Tanzgruppen, traditionelles Essen. Die Erinnerung an damals wird aufrechterhalten.

Gleichzeitig sei es den Sachsen wichtig, sich in Deutschland nicht abzugrenzen: „Wir marschieren in unseren Trachten im Kilianiumzug mit. Wir wollen in der Öffentlichkeit sein, nicht nur unter uns.“ Auch in der Tanzgruppe, die Zahn als Kulturreferentin ihres Vereins betreut, würden jung und alt, Sachsen und Nichtsachsen zusammen trainieren.

Die Standarte der Würzburger Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.
Foto: Jens Holzer | Die Standarte der Würzburger Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.

Junge Leute für die alte Heimat begeistern

Um die alte mit der neuen Heimat zu verbinden, habe Zahn vor zwölf Jahren auch den ersten von bislang drei Siebenbürger Abenden auf dem Haus der Würzburger Markomannen organisiert. „Alle tragen Trachten, wir die siebenbürgische, die Studenten eine süddeutsche, wir singen zusammen, auch die Frankenhymne, die verbindet uns ja alle.“ Zwischen ihrem Verein und der katholischen Verbindung sehe sie viele Parallelen: „Es geht um Zusammenhalt und Freundschaft fürs Leben. Es geht um gemeinsames Feiern und Tradition.“ 

Junge Leute für die alte Heimat zu begeistern sei nicht immer einfach. „Unsere Kinder, die hier geboren sind, bekennen sich im besten Fall zu ihren Wurzeln, aber längst nicht alle“, erzählt Zahn. Sie glaubt, um die siebenbürgische Kultur zu erhalten, brauche es gelebte Traditionen, in der Familie und nach außen. Hoffnung mache ihr aber, dass in ihrer Tanzgruppe nun auch wieder junge Menschen aktiv seien, die auch Interesse am Vereinsleben hätten. Oder eben der Wunsch junger Studenten aus Würzburg, mal wieder einen gemeinsamen Tanzabend zu organisieren.

 
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