Viele Menschen in Deutschland fasten regelmäßig, nicht nur während der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern. Und meist sind es Frauen. Ein- bis zweimal im Jahr verzichten sie für eine Woche auf feste Nahrung und ernähren sich von Wasser, Tee, Fruchtsaft, Gemüsebrühe und aus den körpereigenen Vorräten. Selbstkasteiung? Die Schilderungen erfahrener Anhänger der Heilfastenkur hören sich anders an: Sie sprechen von tiefer Zufriedenheit, von unbeschwerter Leichtigkeit und neuer Energie. Eine Pionierin auf dem Gebiet des Heilfastens ist Monika Ströbel aus Würzburg. Die Gesundheitspädagogin bietet seit 30 Jahren Heilfastenkurse in ganz Unterfranken an.
Monika Ströbel: Ich wollte ein Angebot für Frauen machen, damit sie einfach mal raus kommen und was für sich tun können. Dann habe ich das Fasten zuerst selbst in verschiedenen Versionen ausprobiert und im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt.
Ströbel: Zu meinen Kursen kommen fast nur Frauen. Nur ab und zu ist mal ein Mann dabei. Männern fällt es oft viel schwerer.
Ströbel: Fasten ist seit Jahrtausenden in jeder Religion verankert. Für gläubige Christen beginnt die Fastenzeit am Aschermittwoch und endet am Ostersonnabend. Dabei hat man auf Fleisch und Wurst und Süßigkeiten verzichtet. Laut Bibel hat sich auch Jesus mehrfach zum Fasten in die Wüste zurückgezogen. Auch Buddha kannte das Fasten. Dabei ging es wohl mehr um die geistige Klärung, als um Pfunde abzuspecken.
Ströbel: Heilfasten ist ein ganzheitlicher Ansatz. Man geht in die Reduktion, um das Maß wieder zu finden. Es gibt das Fasten nach Otto Buchinger, bei dem man nur eine klare Gemüsebrühe trinkt und das Fasten nach Franz Xaver Mayr, bei dem man dreimal am Tag ein Brötchen, das in Milch getunkt wird isst. Diese beiden Wege mag ich nicht. Dieser Entzug ist für viele Menschen zu heftig und Milcheiweiß und Laktose halte ich nicht für sinnvoll beim Entschlacken.
Ströbel: Viele Frauen kommen zunächst zu mir, weil Sie Pfunde loswerden wollen. Doch beim Heilfasten geht es ja um weit mehr: Es geht um eine seelische und geistige Klärung verbunden mit körperlichem Entschlacken. Die reduzierte Nahrungsaufnahme verstärkt das Loslassen. Ich persönlich bevorzuge das Fasten nach Hildegard von Bingen.
Ströbel: Bei dem Fasten ging es der Äbtissin Hildegard von Bingen um die Konzentration nach Innen. Körper, Geist und Seele werden geklärt. So kann ein Zugang zur Seele gefunden werden und der Mensch kommt in Einklang mit sich selbst. Heilfasten nach Hildegard von Bingen ist ein sanftes Fasten, ein- bis zweimal täglich gibt es eine sogenannte Fastensuppe. Hier werden Dinkelkörner mit Gemüse und Gewürzen abgekocht. Dazu gibt es frische Kräuter, im Frühling sogar Bärlauch. Die Brühe enthält genug Spurenelemente um den Elektrolyt-Haushalt in Balance zu halten. Der Vorteil: Die Leute bekommen etwas zu Essen. Auch morgens dürfen Sie einen Dinkelzwieback knabbern. Die Suppe darf auch variiert werden oder durch Schleimsuppe ersetzt werden.
Ströbel: Nur wer körperlich fit ist, darf zu Hause fasten. Am besten man spricht vorher kurz mit dem Hausarzt. Wer sich gerade von einer Operation oder schweren Erkrankung erholt, schwanger ist oder ein Kind stillt, sollte überhaupt nicht fasten.
Ströbel: Jede Fastenkur basiert auf der Zufuhr von ausreichend viel Flüssigkeit in Form von Wasser und Kräutertees. Vor Beginn des Heilfastens sollte eine ausgewogene Vorbereitungszeit einkalkuliert werden. In dieser Zeit rate ich, auf Fleisch und Wurstwaren zu verzichten und weniger Kaffee zu trinken. Stattdessen viel Obst und Gemüse, Dinkel sowie jeden Tag eine Handvoll rohes Sauerkraut und einen Apfel essen. Das entlastet und bereitet den Darm gut vor. Auch der Ausstieg aus dem Fasten ist sanft. Hildegard-Fasten ist quasi eine Drei-Wochen-Kur.
Ströbel: Ja, das ist ein Muss. Glaubersalz mag ich nicht so besonders, ich bevorzuge Einläufe. Es ist gut, wenn man vorher Sauerkrautsaft trinkt oder eingeweichte Trockenfrüchte isst.
Ströbel: Sieben Tage nimmt man dann kaum feste Nahrung zu sich. Während der ganzen Zeit ist es wichtig, viel zu trinken, zum Beispiel Fenchel-, Brennnessel oder Kräutertee. Mittags und abends gibt es die Dinkel-Gemüsesuppe und Tee.
Ströbel: Fasten hilft bei Rheuma, Gicht und Arthrose, dazu gibt es mittlerweile medizinische Studien. Auch sämtliche Schmerzkrankheiten werden positiv beeinflusst. Die Patienten sind nach einer Fastenkur meist ein halbes Jahr weitgehend schmerzfrei. Außerdem puscht die Kur das Immunsystem und kann bei Darmerkrankungen hilfreich sein. Aber das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Es gilt wie immer: Finde den Weg, der zu dir passt.
Ströbel: In der Woche Fasten nimmt man natürlich ab. Manche Menschen fasten nach dem Motto: „Der Winterspeck ist weg, wir steigen um auf Frühlingsrollen“. Doch wenn Abnehmen durch Fasten ein dauerhafter Erfolg sein soll, muss es mit einer Ernährungsumstellung einhergehen. In meinen Fastenkursen lernen die Teilnehmer, wo versteckte Fette und Zucker drin stecken. Wenn ich meinen Tee oder Kaffee künftig ohne Zucker trinke und Limonaden und soft drinks weglasse, dann ist das schon ein großer Erfolg.
Außerdem sind auch Pausen zwischen den Mahlzeiten nötig. Das Snacken zwischendurch lässt dem Darm keine Regenerationspause.
Ströbel: Sie sollten einen Fasten- oder Entschlackungstag pro Woche einlegen. An diesem Tag sollte man alles was, dem Körper zu viel Säure gibt, wie Fleisch und Kohlenhydrate, weglassen und rein basisch leben. Also an diesem Tag nur Gemüse und Obst oder Reis und Apfelbrei essen, viel Wasser und Kräutertee trinken, das entsäuert und entwässert den Körper. Ansonsten nach 18 Uhr keine Kohlenhydrate. Wenn sie auch ihre Bewegung steigern, am besten in der Natur, und sich ihren Brennnesseltee selbst sammeln, dann werden sie mit frischer Grünkraft in den Frühling starten, wie Hildegard von Bingen verspricht und was ich bestätigen kann.
Für die Fastenwoche vom 18. bis 25. März gibt es noch ein paar Plätze. Auskunft bei der Kursleiterin unter stroebel.monika@web.de oder Tel. (0931) 6193 146