Der Verein „Da sind wir!“ aus Würzburg, der sich für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge einsetzt, wurde mit dem Hauptpreis der Aktion Zeichen setzen für vorbildliches ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Auch drei weitere Preise für Ehrenamt in Unterfranken wurden bei einem Festabend mit 180 Gästen in Würzburg vergeben. Träger der Aktion sind die Mediengruppe Main-Post und das Lernwerk Volkersberg.
Im Rahmen einer Artikelserie hatten die Zeitungen der Mediengruppe Main-Post in diesem Jahr 16 Initiativen vorgestellt. Die Auswahl der Preisträger hatte in den Händen einer Jury gelegen, zu der Vertreter der Veranstalter, von Verbänden und Behörden und aus dem Bereich der Ehrenamtlichen gehören. Alle 16 Gruppen waren zu dem Abend im Verlagsgebäude eingeladen und wurden mit ihrer Arbeit kurz vorgestellt. Mit dabei seit Beginn der Serie 2003: die musikalische Umrahmung durch das „Mad Bob Duo“.
„Sie alle gehören ausgezeichnet, aber wir haben nur vier Preise“, würdigte Michael Reinhard, Chefredakteur der Main-Post, die Aktiven. Die Jury habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sondern intensiv und kontrovers diskutiert. „Sie alle verkörpern die regionale Stärke“, betonte Reinhard. „Jeder, der hier ist, hat etwas Besonderes geleistet. Sie alle sind stille Helden.“
„Da sind wir!“
Den Großen Förderpreis der Fürstlich Castell'schen Bank überreichte Vorstandsmitglied Klaus Vikuk an den Verein „Da sind wir!“. In seiner Laudatio hob er hervor, dass sich hier junge Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur auf Augenhöhe begegnen und Freundschaften schließen können. Die Suche nach Gemeinsamkeiten sei wichtiger als die Verschiedenheiten. Szenen aus der Arbeit des Vereins und Statements von Jugendlichen zeigte ein Film, der vom Bereich Digitale Medien der Mediengruppe Main-Post gedreht wurde.
K.L.E.K.S.
Der Förderpreis der Bürgerstiftung der VR-Bank Würzburg für das Kinderkunsthaus K.L.E.K.S. in Würzburg wurde überreicht von Stiftungsvorstand Jürgen Kirchner. Er hob die Leistung von Peter Baumann – bekannt als „Clown Batschu“ – und seinen Gleichgesinnten hervor, die viele tausend Arbeitsstunden in die Renovierung einer alten Schreinerei im Stadtteil Grombühl investiert hatten, damit dort 60 Kinder malen und handwerken, aber auch Zirkus vorführen können. Gebühren werden nicht erhoben. „Die Bürgerstiftung gratuliert und wünscht steigenden Erfolg“, so Kirchner.
Helferkreis Fladungen
Redakteurin Andrea Czygan überreichte den Förderpreis der Mediengruppe Main-Post an den Helferkreis Fladungen. Sie habe größten Respekt für die Leistung, zumal es gegolten habe, Flagge zu zeigen. Die Unterbringung der Flüchtlinge sei im Ort umstritten gewesen, die Helfer hätten sich auch rechtfertigen müssen. Der Helferkreis habe Mitgefühl gezeigt und zutiefst menschlich gehandelt.
Ehemalige Synagoge Kitzingen
Das Lernwerk Volkersberg in Bad Brückenau (Lkr. Bad Kissingen) ist eine Erwachsenenbildungseinrichtung der Diözese Würzburg und Mitveranstalter der Aktion Zeichen setzen. Sein Förderpreis geht an den Verein Ehemalige Synagoge Kitzingen. Martina Reinwald, Leiterin des Lernwerk, zeigte sich beeindruckt von der langen Zeit – 33 Jahre – und dem Erfolg des Engagements. Eine Vielfalt von Aktivitäten beleuchte jüdisches Leben in Franken in allen Aspekten, auch der Verfolgung und Deportation.
Ehrengast und Patin der Aktion Zeichen setzen war in diesem Jahr die aus Bamberg stammende Schriftstellerin Tanja Kinkel, deren historische Romane (nur eine kleine Auswahl: „Manduchai“, „Verführung“) Bestseller sind. Sie engagiert sich aber auch seit vielen Jahren ehrenamtlich. So hat sie die Aktion „Brot und Bücher“ ins Leben gerufen, die Kindern in Indien und Afrika Schulbesuch ermöglicht und sie zugleich mit Lebensmitteln versorgt. Im Gespräch mit Redakteurin Andrea Czygan berichtete sie von sieben solcher Schulen für 4500 Kinder. „Auch der Brotteil der Aktion ist sehr wichtig, denn die Kinder sollen ihre Kindheit überleben“, schilderte sie die Not.
Die Finanzierung der Lehrer und der Lehrmittel sorge für die Ausbildung der Kinder. Das gebe ihnen die Chance, als Erwachsene selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Bei einer Lesung lernte sie auch das Erich Kästner Kinderdorf in Oberschwarzach (Lkr. Schweinfurt) kennen und unterstützt es seither. Sie sei sehr beeindruckt von der Hilfe, die missbrauchte Kinder dort erhalten. Sehr am Herzen liegt ihr das Projekt „Schulchen“: „Es bietet eine einmalige Möglichkeit für zehn bis zwölf Kinder, therapeutisch betreut zu werden.“
Ferner engagiert sie sich in einem Kinderhospiz für Kinder mit lebensbegrenzenden Krankheiten. Hier gebe es kein Happy End, mit dem man Helfer motivieren könne, und doch sei es gerade wichtig, diese Kinder so gut wie möglich zu begleiten. Sie berichtete von einem Vater, der seinen Sohn betreut. Er habe gesagt, dass sein Sohn ihm Stärke gebe und nicht etwa umgekehrt.
„Prominente haben eine gute Möglichkeit, auf Missstände aufmerksam zu machen, weil man Prominenten eher zuhört“, so die Schriftstellerin. Obwohl sie sich so vielfältig ehrenamtlich engagiert, gefällt ihr das Wort nicht. Denn nicht „amtlich“ könne man dieses Engagement leisten, sondern nur mit Liebe und Leidenschaft. „Wir dürfen nicht gleichgültig wegschauen“, appellierte Tanja Kinkel. „Jeder kann etwas für andere tun.“ Alles andere als gleichgültig ist auch die Autorin: Mit ihrem neuesten Buch „Der Schlaf der Vernunft“ wendet sie sich einem heiklen Kapitel der deutschen Zeitgeschichte zu: dem Terror der RAF. Und ist damit brandaktuell.