Mutig steigt die alte Dame die kleine Stufe der Straßenbahn hoch und sucht einen für sich und ihren Rollator geeigneten Platz aus. Im Beisein eines Mobilitätsberaters probiert sie verschiedene Möglichkeiten in Ruhe durch – mal der Rollator zuerst, mal sie, mal steht der Rollator in Sitzrichtung, mal entgegen. Die Rentnerin ist eine von insgesamt 30 Teilnehmern des WVV-Trainings für Rollstuhl- und Rollatorfahrer im Betriebshof der Würzburger Straßenbahn.
Organisiert hat das Training die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV). „In Würzburg gibt es immer mehr ältere Menschen, die noch mobil sein wollen. Uns ist dieser Bedarf aufgefallen, da wir es an unseren Fahrgästen gesehen haben“, sagt Kornelia Hock, Abteilungsleiterin im Marketing und Vertrieb der WVV.
Übung im Schulungsbereich
Nach einem zehnminütigen Vortrag, bei dem Fragen wie „Wie steige ich in das Fahrzeug ein?“ oder „Wie verhalte ich mich im Fahrzeug?“ geklärt wurden, ging es auch schnell an die Umsetzung. In einem Schulungsbereich im Betriebshof der Würzburger Straßenbahn wurde eine entsprechende Kulisse aufgebaut und die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, den Einstieg in eine echte Straßenbahn und Omnibus zu üben.
Vier WVV-Mobilitätsberater standen den Senioren mit Rat und Tat beiseite und gaben Tipps, wie man sich in einem öffentlichen Verkehrsmittel am sichersten zu verhalten hat. So sollte man beispielsweise seinen Rollator während der Fahrt niemals als Sitz benutzen und die Feststellbremse erst lösen, wenn das Fahrzeug in der Haltestelle steht.
Damit der Rollator nicht zum Unfallrisiko wird
„Das geht ja einfach“, sagt ein Teilnehmer, der mit seinem Rollator in den Bus gestiegen ist, seine Feststellbremse angezogen hat und nebenan auf einem Sitz Platz genommen hat. Zwar ist in den letzten Jahren das Fahren mit Bussen und Bahnen für Menschen mit Rollator zum Beispiel mit Niederflurfahrzeugen erleichtert worden, doch trotzdem ist individuelle Vorsicht nötig, damit der Rollator nicht zur Unfallgefahr wird. So sollten keine Einkaufstaschen an den Haltegriffen befestigt werden und während der Fahrt die Feststellbremsen unbedingt angezogen werden, erfahren die Senioren.
„Ich finde es toll, dass so etwas angeboten wird. Ich habe viele Freundinnen, die sich nicht trauen, mit dem Bus oder der Straßenbahn zu fahren“, erzählt eine Dame mit Rollator. Dass das Angebot gut angenommen wird, zeigt sich nicht nur am vollen Schulungsraum. „Wir konnten uns kaum retten vor Nachfragen und Anmeldungen, sodass wir jetzt noch eine Warteliste führen und weitere Veranstaltungen planen“, erzählt Bern Karl, Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft Würzburg, „ich hoffe, dass wir mit dieser Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit und natürlich zur besseren Nutzbarkeit unserer Verkehrsmittel beitragen können.“