
Der letzte Applaus der Veitshöchheimer "Fastnacht in Franken" hallte gefühlt noch nach, als sich auf der gegenüberliegenden Mainseite das Narrenvolk aus Zell am vergangenen Samstag auf den eigenen Höhepunkt der fünften Jahreszeit vorbereitete. Als Kleopatra und Winnetou ihre Plätze einnahmen und Dracula am Nebentisch eine für seinen Speiseplan untypische Pizza verdrückte, stimmte die Sitzungskapelle "Los Elferados" die Maintalhalle musikalisch auf die zweite Prunksitzung des Jahres ein. "Das wird die längste Nacht in Zell", schallte es durch die Boxen.
Beim standesgemäßen Sitzungsbeginn um 19:33 Uhr dauerte es keine zehn Sekunden, bis erstmals "Zeller Böck!" durch die Reihen gerufen wurde. Dazu aufgerufen hatte der neue Sitzungspräsident Maik-Ulrich Schildge, der das Publikum, die Zeller Garden sowie Schautanzgruppen aus Thüngersheim, Hausen und Ochsenfurt im Namen der Karnevalsgesellschaft begrüßte. "'Digga, lass anfangen', würden meine Söhne sagen", bemerkte Schildge und gab die Bühne frei.
"Dorftratsche" Zilli nimmt Lokalpolitik und Gendern ins Visier
Nachdem die blaue Garde das eigentliche Showprogramm gekonnt eingeleitet hatte, übernahm auch schon die Zilli, alias Monika Ziller das Zepter in der Bütt. Wie zu erwarten war, schoss die "Dorftratsche" rhetorisch in alle Richtungen. Es begann schon beim Boden der Maintalhalle. "Den nemme mir, den könne mer brauch, der Schutz des Hallenbodens stets obenauf", sollen die Zeller gerufen haben, nachdem selbiger Boden in Veitshöchheim ausgemustert worden war. Auch eine Anekdote aus dem Gasthaus Rose fand den Weg in Zillers Rede. "Die Tür aufgemacht ham die Feuerwehrleut und unsern Bürgermeister aus seiner misslichen Lage befreit", erinnerte Ziller an Bürgermeister Kipke, der sich selbst eingesperrt und nur per Feueralarm zu helfen wusste.

Nicht begeistert war sie von der Einladung des "Bürgermeisters von Marokko", besser bekannt als Margetshöchheim, der einen Vortrag zum Thema Altortsanierung halten wollte. "Liebe Ratsmitglieder, tut ihr nur die Stühl platthocke? Könnt ihr nimmer selbstständig denk und lasst auch von annere Leut lenk", fragte Ziller und bezeichnete die Beratung durch Nachbargemeinden als "Armutszeugnis auf der ganzen Linie". Mit manchen heutigen Vorgaben politischer Korrektheit und dem Gendern tut sich die Rednerin ebenfalls schwer. "Kamma des nit schreib wie eh und je, die paar Buchstab tun doch beim Schreibe nit weh?"
"Flying Artists" geben Bühne für Würzburger Elferrat frei
Im späteren Verlauf der Sitzung sorgten die "Flying Artists" mit ihrer Turnkunst für begeisterte Gesichter. Für die nächste halbe Stunde fielen dann die Domstädter regelrecht in der Maintalhalle ein. Ralph-Jochen Geiger, erster Sitzungspräsident des Elferrats der Würzburger Karnevalsgesellschaft betrat als erster die Bühne, im Schlepptau seine zehn Ratskollegen, Prinzengarde und Ranzengarde, der Spielmannszug und das Würzburger Prinzenpaar Suheib I. und Selina I. Nach ein paar Grußworten hielten sich die Nettigkeiten der Sitzungspräsidenten schnell in Grenzen. "Es ist wunderschön, nach Zell zu kommen… aber es ist noch viel schöner, wieder wegzufahren", stellte Geiger fest und musste nach anfänglichem Gelächter einige Buhrufe hinnehmen. Die Prinzengarde sorgte dann für einen der Hingucker des Abends und brachte mit ihrem Aladdin-Tanz auch einen Hauch von arabischer Nacht in die Maintalhalle.