Wenn Balbina nicht singt, dann läuft sie. So auch vergangenen Herbst in Paris. Dann im Hotel ein Anruf: Herbert Grönemeyer will mit ihr auf Tour gehen. „Ich habe gekreischt, wie ein kleines Mädchen, bin wortwörtlich im Dreieck gesprungen“, sagt Balbina. Nach dem Zehn-Kilometer-Lauf war sie ohnehin ein bisschen euphorisiert. „Als der Anruf kam, dachte ich nur: Ok, das ist jetzt offiziell der beste Tag meines Lebens.“
Nun war die 32 Jahre alte Berliner Sängerin im Vorprogramm mit Grönemeyer unterwegs. Die Kritiker sind aus dem Häuschen. „Wenn aus dieser tollen Frau kein großer Star wird, gibt es für den deutschen Pop keine Hoffnung“, schreibt der „Rolling Stone“.
Das Würzburger Publikum kann das jetzt selbst überprüfen: Balbina kommt zum Hafensommer. Am Dienstag, 4. August, stellt sie ihr neues, zweites Album „Über das Grübeln“ vor, das gerade erschien. Sie singt auf Deutsch. Ihre Videos sind durchkomponierte Kunstwerke, eine Mischung aus Traumwelt, Pet Shop Boys und Berliner Fashion Week.
Balbina ist inspiriert von deutscher Literatur wie von Erich Kästner, einem ihrer Lieblingsschriftsteller. In einem Video trägt sie Dutt und ein Melonenkleid. Dazu dichtet sie Zeilen wie „Goldfisch/ Du und ich/ wir haben was gemeinsam/ wir beide sind einfach vergesslich/ nur ich glänz nicht/ so schön wie du“.
In „Kuckuck“ heißt es: „Es riecht nach Persil/ ich bin gestärkt wie ein Hemdkragen, den ich trage“. Ist das banal oder hohe Kunst? Nicht jeder kann etwas mit den vertonten Gedichten und dem emotionalen Sound anfangen. Aber ob man sie mag oder nicht, Balbina hat eine Handschrift. Es ist Pop für den Kopfhörer, zum Zuhören.
Geboren ist Balbina Monika Jagielska in Warschau. Mit ihrer Familie kam sie als kleines Kind nach Berlin, wo sie im rauen Neukölln aufwuchs. „Ich war nicht die beliebteste Schülerin, eher schüchtern und in mich gekehrt“, erzählt sie. „Ein Mauerblümchen, aber ich mag Mauerblümchen eigentlich ganz gern.“ Ihre Muttersprache ist Polnisch. Aber sie fühlt und denkt deutsch, sie liebt die Sprache. „Ich mag klare Sätze, eindeutige Worte, greifbare Vergleiche. Der Alltag ist meine Inspiration.“
Balbina hat immer Ohrstöpsel dabei, um Lärm ausblenden zu können, wenn sie es will. Sie sehnt sich nach handylosen Zeiten. „Wenn ich nicht gerade in einer heißen Phase bin, in der ich erreichbar sein muss, mache ich das Telefon wochenlang aus.“ Ihre Umgebung analysiere sie laufend. „Ich grübel ständig. Grübeln ist für mich der Superlativ von Nachdenken. Ich höre gar nicht erst auf.“
Ob das Hafensommer-Publikum nach ihrem Konzert wohl was zu grübeln hat?
Konzert: Balbina tritt am Dienstag, 4. August, um 21.30 Uhr auf der Hafen- sommer-Bühne auf.