Die Behr-Halle im Rathaus wird von 9. bis 21. November zu einer „Guckkastenbühne“ im Stil von Dario Fo, teilt die Stadtverwaltung mit. Die Malerin und Grafikerin Gerda Enk und der Bildhauer Thomas Reuter haben sich zusammengeschlossen, um dort eine Ausstellung unter dem Titel „Narren und Shitstorm“ zu präsentieren.
„Wir haben Dario Fo als Vordenker für uns neu entdeckt“, sagen die beiden Künstler: „Sein komödiantisches Lachen weist eine Spur zu einem Miteinander auf einem Narrenweg, dessen Basis Witz und Sachlichkeit, Humor und Menschlichkeit, Souveränität und Fantasie sind.“ Der italienische Theaterautor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist, Erzähler und Satiriker Dario Fo (1926-2016) erhielt 1997 den Literaturnobelpreis.
Die Stücke des Satirikers wurden in mehr als 30 Sprachen übertragen und in 60 Ländern aufgeführt. Dario Fo wird auch als „italienischer Politclown“ bezeichnet und schuf ein Theater großer Provokationen. Der „Spiegel“ schrieb 2016: „Dario Fo hat den Kulturbetrieb gespalten, die Politik verspottet, die Mafia verärgert – der singende, springende, spielende Literaturnobelpreisträger war eine permanente Ein-Mann-Revolution.“
Mehrfach wurde Fo auf offener Bühne verhaftet, im italienischen Fernsehen hatte er jahrelang Auftrittsverbot. Das Lieblingsobjekt seiner kritischen Auseinandersetzung in den 2000er Jahren war Silvio Berlusconi.
Enk und Reuter verbünden sich mit Dario Fo und führen in satirischer Fo-Tradition Erscheinungen der aktuellen Gesellschaft vor. „Jedem Shitstorm liegt irrationaler Hass zugrunde. Er zeigt keine Lösungen, kennt weder Witz noch Größe, weder Menschlichkeit noch Achtung“, heißt es im Flyer zu ihrer Ausstellung. Die Künstler fragen sich: „Lässt sich Shitstorm in konstruktive Kritik verwandeln?“ In ihrer Installation wachsen somit bunte Kabel aus der Erdanhäufung zu den Narren, die über dem Hass stehen.
Laut Enk und Reuter ist der Narr in unserer Zeit von Verschwörungen, Halbwissen, Verleumdungen, Hass und Shitstorms der Lehrmeister, der Distanz, Ironie und Selbstironie lehrt. Eine Farce mit gesellschaftsveränderndem Anspruch und mit dem Ziel, den Betrachter zu veranlassen, seinen Verstand einzusetzen.
Zu sehen ist die Ausstellung zudem vom 17. Januar bis 20. Februar in der Augustinerkirche.