
Kabarett ist Geben und Nehmen: Einer steht alleine auf der Bühne, erzählt stundenlang, viele andere hören ihm zu, spenden Applaus und ohne die, die zuhören, würde es dem, der erzählt, keinen Spaß machen.
Severin Groebner, geboren und aufgewachsen in Wien, war zum traditionellen Aschermittwochskabarett Gast der Ochsenfurter SPD im Bürgerkeller und gab vor nahezu ausverkauftem Haus die Ochsenfurtpremiere seines aktuellen Programms "Der Abendgang des Unterlands".
Eine Gitarre aus Schall und Rauch und ein Experte für den Weltuntergang
Im Pyjama, ausgestattet mit seiner Cigar-box-Guitar, seiner Zigarrenkistengitarre (steht nach seinen Ausführungen symbolisch für Schall und Rauch), war er gekommen, um die Ochsenfurter durch den unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang zu begleiten. Dafür schließlich sei er Experte, den Untergang dieser Welt konnte er sogar genau terminieren: auf Donnerstag, 7. März, um 09.48 Uhr. So zumindest habe er es dem Internet entnommen.
Gekommen war er mit seiner Krise ("wir mögen uns sehr, ich und meine Krise"), die sich auch während seines zweistündigen Programmes immer wieder zu Wort meldete. Den Ochsenfurtern empfahl er ein ausgiebiges Frühstück, denn zum Mittagessen werde es aus verständlichen Gründen nicht mehr kommen.
Wo Götterboten Pakete liefern und Siegesgöttinen Turnschuhe verkaufen
Selbst die Götterhierarchie des Olymps werde nicht mehr gebraucht. Jahrhundertelang im Zentrum der Verehrung müsse in heutiger Zeit Göttermutter Hera in Wien ein Sanatorium betreiben, Gott Apollo einen Optikerladen und Götterbote Hermes einen Paketdienst. Siegesgöttin Nike müsse in Amerika Turnschuhe verkaufen und Göttervater Zeus könne sich nicht einmal das Leben nehmen, denn er sei ja unsterblich. Schuld am Untergang der Olympier sei ein Wanderprediger aus Palästina.
Er, Groebner, als Wiener sieht sich als genau der richtige Mann für diese Zeiten. Denn wer kenne sich mit solchen Ereignissen besser aus als ein Wiener? Schließlich seien die Wiener mit ihrer derzeitigen Regierung für den Untergang gut aufgestellt.

Dass auch gerade das Christentum mit der Apokalypse besonders vertraut sei, zeigten nicht nur die gotischen Kirchen, die überall herumstünden. Die dort dargestellten zahlreichen Basilisken, Schreckens-Kreaturen, könnten allenfalls einem Gentechniker feuchte Augen bescheren – der möchte so etwas auch gerne einmal erschaffen. Die geheime Offenbarung des neuen Testamentes könne schließlich auch nur einem kranken Gehirn entsprungen sein.
Wenn das Lachen im Hals stecken bleibt: Terroristen auf dem Spielplatz
Immer wieder griff Severin Groebner im Verlauf des Abends zu seiner Gitarre und sang dazu Lieder, bei deren Pointen dem Publikum das Lachen bisweilen im Halse stecken bleiben konnte: "Auf dem Kinderspielplatz sitzt ein Terrorist, ich denke zumindest, dass es einer ist. Er hat ein Handy, einen Rucksack und einen Bart, sicher ist der gerade auf Dschihad!"
Den Zeitgenossen, die immer nur einen Staat haben wollen, in dem alle gleich aussehen und einer sagt, wo es lang geht, galt seine Empfehlung: Urlaub in einer Diktatur, mit viel Sonnenschein und nur einer einzigen Partei. Im Übrigen herrsche dort viel Ruhe und man könne zusehen, wie Oppositionelle abgeführt werden.
Überhaupt werde derzeit überall Geschichte restauriert: der kleine Vladimir beispielsweise wolle das alte Zarenreich wieder auferstehen lassen. Man könne aber nicht alle über einen Kamm scheren, denn die haben ja manchmal Glatzen und träumen von einem tausendjährigen Reich, das nicht einmal dreizehn Jahre lang Bestand hatte.
Die Titanic als reichhaltig gedecktes Büfett und am Ende nichts als Scherben
Dass so ein Untergang manchmal auch etwas sehr Schönes sein kann, beweise der Untergang der Titanic. Da komme es immer auf die Sicht an. Für die Fische im Wasser, die von Kadavern leben, war deren Untergang schließlich wie ein reichhaltig gedecktes Büfett.
Zum Ende seines Auftrittes empfahl Groebner dem Publikum: versprecht euch nicht zu viel vom Weltuntergang, wir werden auch den noch überleben. Und zum Schluss bleiben, wie beim Untergang jeder Hochkultur, nichts als Scherben.
Bei den Ochsenfurtern, von denen er nach zwei Stunden Untergangs-Ausführungen nicht nur reichlich Applaus, sondern auch Rufe nach Zugabe erntete, bedankte er sich mit - Taxigutscheinen.