Steigende Mieten und Baupreise treffen auch eine Bevölkerungsgruppe, die bei diesem Thema nur selten in den Blick gerät: Senioren, die Schwierigkeiten haben, in ihren oft nicht barrierefrei gestalteten Wohnungen oder Häusern zurechtzukommen und damit zu Verlierern der sich immer schneller drehenden Preisspirale nach oben zu werden drohen. Der Rottendorfer Seniorenrat hat daher schon 2018 eine Initiative angestoßen, auf die Bedürfnisse von Senioren Rücksicht zu nehmen, die mit ihrem Geld knapp kalkulieren müssen und dabei auch das Baugebiet "Sand West" in den Blick genommen.
"Wir benötigen dringend seniorengerechte Wohnungen, die auch bezahlbar sind", stellte der Sprecher des Seniorenrats Karl-Dieter Scheckenbach fest. Zwischen einem Viertel und etwa 40 Prozent der Senioren könne bei einem Umzug die Mietpreise nicht mehr bezahlen. Dies bestätigt eine Bedarfsanalyse, die Annegret Schefold von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung erstellt hat. Die Expertin, die auch das Bayerische Sozialministerium berät, geht von einem "hohen Bedarf an seniorengerechten, barrierefreien Wohnungen im Ort" aus. Aus ihrer Umfrage, die sie im Sommer 2019 durchgeführt hat, geht hervor, dass sich gut 40 Prozent der Senioren vorstellen können, altersbedingt umzuziehen.
An der Umfrage haben sich von 1522 Bürgern über 60 Jahren 43 Prozent beteiligt. Davon wollen 80 binnen zwei Jahren, 130 binnen vier Jahre umziehen. Gesucht seien mittlere Wohnungsgrößen mit zwei Zimmern bis höchstens 80 Quadratmeter. Besonders nachgefragt sei sozialgeförderter Wohnungsbau. Die Altersforscherin geht davon aus, dass 2034 1900 Bürger über 65 Jahren in der Gemeinde leben. Heute sind es 1100. Noch nicht erfasst ist darin, wie sich das Baugebiet auswirkt. Rottendorf dürfte jedoch in den kommenden 15 Jahren kräftig wachsen, von heute 5300 auf etwa 6300 Einwohner. Ohne das Baugebiet würde die Rottendorf um 300 Menschen schrumpfen.
Bayernweites Problem
Eine klare Sprache spricht auch ihre Einschätzung der Altenpflege. Immer weniger Familien seien in der Lage sind, die Pflege ihrer Angehörigen zu übernehmen. Die Zahl der Pflegebedürftigen verdoppele sich von 150 auf 334. Der Bedarf an vollstationären Plätzen steige von 27 auf 43. Im BRK-Seniorenzentrum stehen nur 30, schon heute sehr gut ausgelastete vollstationäre Plätze zur Verfügung. Noch düsterer sieht es bei der Kurzzeitpflege aus. Die Versorgungssituation sei, so Schefold, "äußerst angespannt". Bei weitem könnten nicht alle Anfragen positiv beantwortet werden. Dies sei ein bayernweites Problem.
Besser steht es um die Tagespflege mit zwölf Plätzen. Allerdings sei eine rasch steigende Nachfrage zu beobachten. Eine besondere Stärke ist, dass Rottendorf mit dem Haus der Begegnung über einen Anlaufstelle für Senioren und Angehörige verfügt: "Hier haben Sie ein großes Pfund auf der Habenseite." Die Einrichtung sei den Bürgern bekannt, biete Beratung, Kurse, Alltagshilfe und Vernetzung mit anderen Diensten und Gruppen. Schwierig sei die hauswirtschaftliche Versorgung. "Die klassische Nachbarschaftshilfe stößt hier an ihre Grenzen", stellt fest. Ehrenamtliche würden an ihre Grenzen stoßen, die Nachfrage sei jedoch hoch und wachse weiter.
Frage des Bedarfs
Die Gemeinde habe in den letzten Jahres einiges getan, stellte Bürgermeister Roland Schmitt heraus. Die Nachverdichtung im Ort sei in vollem Gange. Gut 150 barrierefreie, mit Aufzug ausgestattete, allerdings nicht immer ganz günstige Wohnungen sollen entstehen. Es gibt daher Überlegungen, auf das Förderprogramm des Wohnungspakts Bayern zurückzugreifen.
Auch befindet sich ein Gebäude mit 20 Plätzen in ambulant betreuten Wohngemeinschaften im Bau. Es gibt aber auch Zweifel, dass für alternative Wohnformen tatsächlich ausreichend Bedarf für weitere Projekte besteht. Volker Hauck (fraktionslos) verwies auf ein ähnliches Projekt in Gerbrunn, das seit Jahren erhebliche Schwierigkeiten habe. Ein weiteres, vergleichbares Projekt im Landkreis sei nur zur Hälfte von Einheimischen genutzt.