„Ich bin offen, redefreudig und herzlich“, sagt Selina Sönmez bei ihrer Vorstellung im Ochsenfurter Rathaus. Als Zuckerfee hat sich die 18-Jährige beworben, jetzt gilt es, die Jury um Bürgermeister Peter Juks zu überzeugen.
Und das schafft die Abiturientin scheinbar mühelos – sie lacht, sie ist schlagfertig, von Nervosität keine Spur. „Meine Zwillingsschwester sitzt draußen vor der Tür, die ist viel aufgeregter als ich“.
Es hat schon Wahlen gegeben, erzählt die Ochsenfurter Marketingleiterin Petra Gold, da wollten die 20 Minuten kaum vergehen, die pro Kandidatin zur Befragung angesetzt sind, da wurde es zäh. Doch bei der sechsten Auflage verflog die Zeit im Nu, weil auch die zweite Bewerberin stark war, sicher ebenfalls eine tolle Zuckerfee geworden wäre.
Starke Bewerberinnen
„Ich bin begeistert, was hier geboten wurde“, stellte Südzucker-Werksleiter Stefan Mondel fest, der Jury-Premiere hatte in dem Gremiums als elf Personen mit Zuckerfee Sophia Holtz sowie Vertretern der Stadt, des Verkehrsvereins und der Medien.
Der Name der zweiten Siegerin wird laut Organisatorin Petra Gold nicht genannt, um sie zu schützen. „Das hat sich bewährt. Und mir bleibt jedes Mal die unangenehme Aufgabe, die Hiobsbotschaft an die nicht Gewählten zu überbringen“, sagt Gold, die an allen Wahlen seit 1998 beteiligt war.
„Ich will mich engagieren, mich für meine Heimatstadt einsetzen“, antworte Selina auf die Frage, warum sie sich als Zuckerfee beworben hat. Seit 6. Oktober studiert sie „Kommunikationsdesign“ in Würzburg an der Fachhochschule. „Dort sind Kreativität und Kommunikation gefragt. Also genau das, was eine gute Zuckerfee auszeichnet. Sollte ich gewählt werden, wäre das sozusagen der ständige Praxistest.“
Für Toleranz und Integration
Wer sich die gute Fee aus dem Märchenbuch vorstellt, bringt das mit Selina gut überein, auch wenn sie dunkelbraune Haare hat, nicht feengleich blond und blauäugig ist. Sie stehe für Toleranz, Gleichheit und Integration, hat die Studentin als ersten Satz in ihre Bewerbung geschrieben: Ihre Großeltern kamen einst aus der Türkei, als ihre Mutter sieben Jahre alt war. Selina ist in Goßmannsdorf und Ochsenfurt aufgewachsen, hat das Abitur in Marktbreit gemacht. „Ich stehe dafür, dass man es mit Willen und Einsatz zu etwas bringen kann, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund.“
Selina arbeitet nebenher für die Finanzierung ihres Studiums und packt derzeit auch beim Umbau ihres Elternhauses mit an. Sie zeichnet gerne und liest viel – und ist unzertrennlich mit ihrer Zwillingsschwester verbunden. „Sie ist meine beste Freundin fürs Leben“, erzählt Selina, beide haben die Schulbank zusammen geteilt und studieren jetzt auch gemeinsam. „Zuerst wollte sie sich auch als Zuckerfee bewerben. Aber dann wollte sie mir diese einmalige Chance überlassen.“
Selina spricht neben Deutsch und Türkisch auch sehr gut Englisch. Ob sie sich vorstellen kann, die Stadt auch bei Reisen in die Partnergemeinden zu vertreten, will Josef Meixner wissen. „Aber natürlich. Ich freue mich drauf“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Einen Moment stockt die 18-Jährige, als Südzucker-Chef Mondel fragt, ob sie lieber Cola oder Cola light trinkt – Süßes sollte eine Zuckerfee ja schließlich mögen. Dann fällt der Groschen, klar mag sie Cola, und Süßigkeiten sowieso. Dazu dieses freundliche Lächeln – das hatte eindeutig etwas von Zuckerfee.
Eigene Feierstunde
Im Dezember wird Selina ihr neues Amt antreten, in einer eigenen Feierstunde, das Datum wird dieser Tage festgelegt. Die Krone mit echten Zuckerwürfeln, Zepter und Schärpe übergibt ihr dann Sophia Holtze, die kurz vor ihrem erste Staatsexamen fürs Lehramt steht und gelegentlich schon so etwas wie Abschiedsschmerz fühlt. „Ich war neulich bei der Abkrönung einer Freundin, die Weinprinzessin war. Da wird einem bewusst, dass es bald vorbei ist.“
Ochsenfurter Zuckerfee
Gewählt wir die Zuckerfee seit dem Jahr 1998. Die Idee bei ihrer Einführung war, keine weitere Königin oder Prinzessin zu küren: Beim Wort Zuckerfee sei die Aufmerksamkeit größer, erläutert Wahlchefin Petra Gold, daneben gebe es offiziell bundesweit nur noch Waldfee und Puppenfee.
Die Zuckerfee unterstreicht der Bedeutung der Südzucker AG für die Stadt. Sie fungiert aber nicht als Produktkönigin, sondern als Repräsentantin und Werbefigur der Stadt Ochsenfurt, tritt zum Beispiel bei Veranstaltungen, Festen und Messen auf. Die bisherigen Zuckerfeen: Nadine Kolb (ab 1998), Daniela Rienecker (ab 200), Eva Röll (ab 2004), Astrid Hofmann (ab 2007) und Sophia Holtze (seit 2011). Voraussichtlich am 6. Dezember folgt Selina Sönmez. noh