zurück
Leinach
Selbst gemachte Gesichtsmaske: Improvisation statt Resignation
Aus Verantwortungsgefühl heraus: Leinacher Schneidermeisterin fertigt aus Bettlaken einfache Gesichtsmasken als Minimalschutz.
Seit die Schulen wegen der Corona-Krise geschlossen sind, fertig Handarbeitslehrerin und Schneidermeisterin Sieglinde Küffner aus ausgedienten Bettlaken (rechts) unentgeltlich Atemschutzmasken.
Foto: Herbert Ehehalt | Seit die Schulen wegen der Corona-Krise geschlossen sind, fertig Handarbeitslehrerin und Schneidermeisterin Sieglinde Küffner aus ausgedienten Bettlaken (rechts) unentgeltlich Atemschutzmasken.
Herbert Ehehalt
 |  aktualisiert: 03.04.2020 06:28 Uhr

So banal und verwunderlich es klingt: Alles, was Sieglinde Küffner derzeit fehlt, sind Gummibänder in jeglichen Ausführungen. Das, was sie davon an Vorrat in ihrem Nähzimmer hatte, ist längst aufgebraucht, seit sich die Schneidermeisterin und Handarbeitslehrerin an der St.-Ursula-Realschule und Maria-Ward-Schule wegen der durch das Coronavirus bedingten Schulschließungen am 13. März in den "Zwangsurlaub" verabschieden musste. "Einfach abwarten ist doch nicht die Lösung", dachte sich die Schneiderin und startete ihre "Produktion" von vereinfachten Gesichtsmasken.

Nichtstun war für Sieglinde Küffner aus Leinach in all ihren bisherigen Lebenslagen noch nie eine Option. Vermutlich liegt dies in ihrer Kreativität begründet, die sie auch das Schneiderhandwerk erlernen ließ. Im Bayerischen Wald, in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, lernte sie von frühester Kindheit an, dass jeder der sieben Geschwister Verantwortung für den anderen übernehmen musste und so mit seinem ganz persönlichen Anteil zum Lebensunterhalt der Familie beitrug. Gesellschaft im Miniaturformat also.

Für den Nächsten aktiv werden

Das in ihr tief verwurzelte Verantwortungsgefühl für ihr ganz privates Umfeld war für die Schneidermeisterin auch Auslöser, in der Coronkrise für ihre Nächsten aktiv zu werden. Durch die mit weiteren Familienangehörigen gemeinsame Pflege der Schwiegereltern, bestand auch tagtäglich Kontakt zu betagten Senioren, die zur Risikogruppe gehören. 

Zwar einfach, aber nützlich sind die von Handarbeitslehrerin und Schneidermeisterin Sieglinde Küffner aus ausgedienten Bettlaken kreierten Atemschutzmasken.
Foto: Herbert Ehehalt | Zwar einfach, aber nützlich sind die von Handarbeitslehrerin und Schneidermeisterin Sieglinde Küffner aus ausgedienten Bettlaken kreierten Atemschutzmasken.

Um die Senioren zu schützen, und "weil hierbei auch der Eigenschutz nicht zu vernachlässigen ist", fertigte sie aus einfachsten Materialien den Prototyp einer Gesichtsmaske. Freilich im Bewusstsein, das dies nie und nimmer den offiziellen Hygienebestimmungen entsprechen könne, aber:"Besser ein Minimalschutz, als gar keiner", dachte sich Küffner.

"Besser ein Minimalschutz, als gar keiner."
Sieglinde Küffner, Handarbeitslehrerin und Schneidermeisterin

Um ein maximales Maß an Hygiene zu erzielen, verwertet die Schneidermeisterin als Material für ihre Minimal-Gesichtsmasken ausgediente Bettlaken. "Das hat den Vorteil, dass die Masken zur Reinigung in der üblichen Kochwäsche oder auch einzeln in kochendem Wasser abends gewaschen werden können. Bis zum Morgen sind sie wieder trocken", erklärt die Schneiderin. Nicht nur ihre Großfamilie in Leinach wurde mittlerweile mit den improvisierten Atemmasken ausgestattet. So lange sie Vorrat an Gummibändern zur Befestigung der Masken im Gesicht hatte, versorgte Küffner uneigennützig auch ihren Freundes- und Bekanntenkreis mit ihrer Kreation.

Schutzmasken in den Bayerischen Wald geschickt

Selbst in den Bayerischen Wald, wo noch fünf ihrer Geschwister leben, hat sie für deren Familien auf dem Postweg eine Lieferung geschickt. Dem Paket legte sie sogar eine Anleitung bei, wie die Minimal-Gesichtsmaskn selbst zu fertigen sind. Die Rückmeldungen belegen, dass auch in ihrer früheren Heimat die "Produktion" für ein Mindestmaß an Sicherheit angelaufen ist.

Und obwohl sie inzwischen ihren gesamten Vorrat an Gummibändern aufgebraucht hat, bietet die Schneidermeisterin unentgeltlich allen Interessenten ihre Hilfe und ihre Kreation an, soweit sie die unverzichtbaren Gummis zur Verfügung stellen können. Ausgediente Bettlaken und Nähfaden gehen ihr so schnell nicht aus.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Leinach
Herbert Ehehalt
Bekanntenkreis
Coronavirus
Eigenschutz
Familien
Familienmitglieder
Geschwister
Lieferungen
Maria-Ward-Schule
Produktion und Herstellung
Schutz
Schwiegereltern
Wald und Waldgebiete
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • A. N.
    Kompliment an das Engagement, ABER: dieser Mundschutz ist kein "Minimalschutz", das ist KEIN Schutz! Es wird nur ein trügerische Sicherheit vorgespielt. Gerade ältere Menschen oder Risikogruppen sind am besten geschützt, wenn sie isoliert die Zeit möglichst ohne Kontakt überstehen. Nicht angenehm, aber die klare Empfehlung der Experten. Mann muss nur den seriösen Medien mal zuhören, da wird das schon seit Tagen erklärt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. E.
    Ganz tolles Kompliment an Frau Küffner. Es gibt bestimmt in jeder kleinen Gemeinde Schneiderinnen oder ehemalige dieses Standes. Die sollten sich diesem Bsp. anschließen. Vielleicht entwickelt sich dann in Zukunft wieder so etwas wie es früher gegeben hatte: Viele kleine selbst. Handwerker und Dienstleister in Dörfern! Dankeschön für Ihr Engagement, Frau Küffer
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten