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Sekretär, Archivar und Geschichtsschreiber
Von hans-Peter Baum
 |  aktualisiert: 15.12.2020 12:40 Uhr
würzburg Lorenz Fries wurde am 24. Juni 1489 oder 1491 als Sohn eines Gastwirtsehepaares in (Bad) Mergentheim geboren. Dort verbrachte er seine Kindheit und Schulzeit. Im Wintersemester 1507/08 immatrikulierte er sich an der Universität Leipzig, die er im Sommer 1509 mit dem Titel eines baccalaureus artium verließ.

1512 erwarb er an der Universität Wien den Magistergrad. Er verdiente wahrscheinlich eine Zeitlang seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer. 1518/19 besuchte er zusammen mit dem seinem Schutz anvertrauten Würzburger Domizellar Johann vom Stein die Universitäten Ingolstadt und Wittenberg. Letztere wurde damals durch das Wirken Martin Luthers berühmt; vielleicht um theologischen Streitigkeiten auszuweichen, blieben vom Stein und Fries nur kurz dort.

Spätestens 1522 trat Fries unter Fürstbischof Konrad von Thüngen als Sekretär mit zunächst 50 Gulden Jahresgehalt in die Dienste des Hochstifts. Schon 1525 wurde er auch als Rat bezeichnet. Er war mehrfach als Diplomat für das Hochstift tätig, wobei er den Reichsvizekanzler Dr. Matthias Held kennen lernte, mit dem ihn eine jahrelange Freundschaft verband. Im Bauernkrieg 1525 begleitete Fries Bischof Konrad zu den Verhandlungen über Hilfe durch den Schwäbischen Bund nach Heidelberg und auch bei dessen "rächendem Umritt" nach der Niederlage der Bauern. Der Bauernkrieg, den er als Versuch zum Umsturz der göttlichen Ordnung empfand, prägte Fries wie kein anderes Erlebnis.

Als Sekretär nahm Fries an der bischöflichen Kanzlei eine Stellung als, wie wir heute sagen würden, höherer Beamter ein; da ihm aber Jurastudium und Doktortitel fehlten, wurde er niemals deren Leiter. Jedoch gelangte Fries schon unter Thüngen und mehr noch unter dessen schwachem Nachfolger Konrad von Bibra in eine einflussreiche Position, da Bibra sich in wesentlichen politischen Fragen völlig auf seinen Rat verließ und ihm sogar wichtige Personalentscheidungen anvertraute. Unter Bibras Nachfolger Melchior Zobel verlor er den größten Teil seines politischen Einflusses, blieb aber als Archivar und Geschichtsschreiber am Hofe hoch geschätzt.

Als Archivar trat Fries durch eine grundlegende Neuordnung der schon zu seiner Zeit umfangreichen fürstbischöflichen Archivbestände hervor. Mit der alphabetisch nach Orten und Sachen geordneten "Hohen Registratur" schuf er überdies ein zentrales Verzeichnis, das über ein reines Findbuch weit hinausgeht und vielfach wertvolle, teils bis heute nicht übertroffene Darstellungen einzelner Ortsgeschichten oder für das Hochstift wichtiger Rechtsverhältnisse enthält. Fast jedes Archivale des Staatsarchivs Würzburg aus der Zeit vor 1550 trägt handschriftliche Vermerke von Fries.

Fries ordnete und verzeichnete die Archivalien aber nicht nur, er legte sie auch seinen großen historischen Werken zugrunde. Neben seiner berühmten Chronik der Würzburger Bischöfe sind von seinen zahlreichen Werken eine Darstellung des Bauernkriegs in Franken und eine Abhandlung über das Kaiserliche Landgericht erhalten geblieben. Als Geschichtsschreiber zeichnet sich Fries durch seine Nähe zu den Quellen aus, die er zugleich kritisch bewertet; er ist stets um eine ausgewogene Betrachtung der dargestellten Personen und Sachen bemüht. Seine Sprache ist kraftvoll, treffend und direkt. Vor allem seine Bischofschronik ist zu einem in Franken das Geschichtsbild von Generationen prägenden Standardwerk geworden.

Über Fries' Privatleben ist wenig bekannt. Er war zweimal verheiratet; beide Ehen scheinen kinderlos geblieben zu sein. Als Besitzer des Hofs zum Großen Löwen (Dominikanergasse 6), Teil der ersten Würzburger Universität, den er wohl mit der Mitgift seiner ersten Frau erwarb, und später Ehemann einer Bürgermeistertochter gehörte er zur Würzburger Oberschicht. Am 5. Dezember 1550 starb Fries, der trotz gesundheitlicher Probleme fast bis zum letzten Tag seines Lebens im Archiv arbeitete, in Würzburg an den Spätfolgen einer Syphiliserkrankung. Seiner Geburtsstadt Mergentheim hinterließ er eine Darlehensstiftung für mittellose junge Ehepaare.

Zur 1300-Jahr-Feier bringt das
Stadtarchiv eine dreibändige Stadt-
geschichte heraus, deren erster
Band bereits erschienen ist. In
loser Folge veröffentlichen wir da-
raus Auszüge.

¤  Autor Hans-Peter Baum ist promovierter Historiker und Mitarbeiter des Stadtarchivs.

 
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