
Ach du lieber Himmel, Barney! Was ist nur in dieses biedere Mannsbild gefahren, dass der arme Tropf nach nun 47 unaufregenden Jahren, die geschäftlich und familiär ganz positiv verliefen, das sexuelle Abenteuer sucht? Den großen sinnlichen Genuss? Die rasende Leidenschaft? Absolute Torschlusspanik! In welch schräge Situationen er sich damit bugsiert, zeigt sich in „Der Letzte der feurigen Liebhaber“.
Diese Neil-Simon-Erfolgskomödie, uraufgeführt 1969, gibt das Theater Chambinzky auf der kleinen Bühne im Keller. In der Premiere bewiesen die zwei Darsteller Frido Müller als Barney Cashman und die hinreißende Daniela Vassileva – sie schlupft hintereinander in die Rollen drei höchst verschiedener Evas-Töchter – enorme (Spiel-)Leidenschaft und sehenswerten Körpereinsatz. Unter der Regie von Carsten Steuwer bescherten sie zwei „heiße“ Stunden, witzige Unterhaltung mit einigen fast tragischen Momenten.
Erster Schritt ins Abenteuer
Barney, bisher monogamer Ehemann, dessen Leben „in der Summe nett“ ist, hat sich beim ersten Schritt ins Abenteuer wohl nicht ganz dumm angestellt. Tatsächlich erscheint schon kurz nach ihm das Objekt seiner Begierde am verabredeten Lustort: in der spießbürgerlichen Wohnung seiner Mutter. Doch die verheiratetet Elaine erwiest sich als Vamp, die beim Möchtegern-Womanizer den Angstschweiß aus allen Poren treibt.
Ihre Gelüste – nicht nur nach Zigaretten – kann er nicht erfüllen. Wie auch, bei dieser Konstellation? Er, der sich das „Unaussprechliche“ etwas „altmodischer“ vorgestellt hat. Sie, die Frau, die Topflappen braucht, „um mir die Unterwäsche auszuziehen“, die den „puren animalischen Akt“ liebt. Ihre Versuche, Barney auf Touren zu bringen, müssen unweigerlich scheitern.
„Nie wieder“ ein solches Desaster, schwört sich der verhinderte Seitenspringer – um kurz darauf eine ganz andere Schöne in der Wohnung zu begrüßen. Bobbi, seine durchgeknallte Eroberung aus dem Park, eine Möchtegern-Schauspielerin, die Pin-up-Posen perfekt beherrscht, unentwegt quasselt, abwegige Geschichten erzählt. Mit ihr gibt’s kein heftiges Techtelmechtel, aber ein bisschen Gras-Konsum und wunderbar ansteckendes Lachen.
Die beste Freundin seiner Ehefrau
Doch noch gibt der Draufgänger nicht auf, hat bei Versuch Nummer drei sogar dazugelernt. Pech nur, dass es ausgerechnet Jeanette ist, die beste Freundin seiner Ehefrau – und zudem schwer depressiv, suizidgefährdet, „lustschwach“, aber mit breitem Grinsen bei ihrem düsteren Blick auf die Welt. Sie verwickelt ihn in therapeutisch-philosophische Gespräche, die Barney, untermalt von einem beseeltem Lächeln, gestehen lassen: „Ich fühl mich wie ein Schwein.“
Also sauwohl, auch wenn die bisherigen Verführungsversuche gescheitert sind. Die Hoffnung (wenigstens auf ein kleines Abenteuer) stirbt zuletzt und so greift Barney nochmals zum Telefonhörer…
Auf dem Programm bis 26. Juni. Keine Abendkasse! Karten gibt es online oder an der Theaterkasse, Tel.:(0931) 51212.
Für den Seitensprung auf der Bühne spielts keine Rolle, aber liegt das Theater Chambinzky wirklich in der Sanderau ? Für den Würzburger nicht ...