Das Akkordeon stand vor 50 Jahren am Beginn von Gunter Jüttners musikalischer Karriere. „Eigentlich wollte ich Schlagzeug lernen“, sagt der heute 62-Jährige. Doch das war den Eltern zu laut. Immerhin genehmigten sie dem Sohn private Musikstunden. Das Gitarrespiel, das der 14-Jährige zwei Jahre später als Mitglied der Band „Vultures“ erlernte, brachte er sich zusammen mit den anderen Jungs allerdings selbst bei: „Im Dallenbergbad ließen wir uns ein paar Gitarrengriffe zeigen.“
Hinter Jüttner liegen aufregende fünf Jahrzehnte. Nichts davon möchte er missen, sagt der Gitarrist, der nach wie vor mindestens einmal im Monat auf der Bühne steht. Wie die Musik damals, in den 1960er Jahren, in Bann gezogen hatte!
Ab 1966, dem Jahr, als die Beatles ihr US-Album „Yesterday and Today“ veröffentlichten, kamen die „Vulture“-Jungs regelmäßig am Würzburger Schmalzmarkt zusammen. Dort hatten Jüttners Eltern ein Geschäft: „Unterm Dachjuchhe durften wir proben.“
Verstärker waren unerschwinglich. Drum wurden die Radios der Eltern zweckentfremdet. Für die kleinen Apparate war das, was die Jungs mit ihren Instrumenten erzeugten, natürlich oft zu viel gewesen. Dann gab es einen Knall, Rauch stieg auf: „Und wieder war ein Radio hinüber.“
Geprobt wurde am Wochenende. Schließlich mussten die Jungs unter der Woche arbeiten. Jüttner ließ sich von 1967 bis 1970 in Nürnberg zum Kürschner ausbilden. Der Ort war ideal für einen Musikfreak. Im Januar 1969 sah der Jugendliche seinen Star Jimi Hendrix in der Meistersingerhalle. Was ihn restlos begeisterte.
In den 1960er Jahren war die Musikeuphorie junger Leute auch in Würzburg groß, für gute Bands war es ein Leichtes, Säle zu füllen. Jüttner und seine Musikkumpane waren gut: „Wir spielten bei Schülerbällen, auf Riverboat Shuffles und einmal sogar beim Polterabend der Assistentin von Joachim Kulenkampff im Steinbachtal.“ So gut waren sie, dass die „Vultures“ bei einem Bandwettbewerb in Röttingen als Bestplatzierte einen Pokal gewannen: „Worauf wir mächtig stolz waren.“
Ein Highlight war schließlich 1967 die Einladung zur Talenteshow „Und Ihr Steckenpferd?“ von Entertainer Peter Frankenfeld in Berlin. Das waren unvergessliche Tage. Um es gleich vorwegzunehmen: Ins Fernsehen kamen die „Vultures“ nie. Denn die Band erschien, nicht einmal aus eigener Schuld, viel zu spät zu den Aufnahmen. Frankenfeld war stinksauer.
Überhaupt war der Berlin-Aufenthalt ziemlich chaotisch gewesen. Jüttner kam bei einer Party erstmals mit Haschisch und Trips in Kontakt. Ein alles andere als durchweg schönes Erlebnis, das er andererseits ebenfalls nicht missen möchte: „Im Hotel konnte ich erst nach langem Hin und Her den Schlüssel ins Schlüsselloch stecken, weil sich das Schlüsselloch ständig bewegte.“ Überhaupt war die Welt völlig aus den Fugen geraten. Unheimlich. Angst stellte sich ein. Gleichzeitig versuchte der Jugendliche, einen kühlen Kopf zu bewahren: „Ich sagte mir, dass das bald vorbeigehen würde.“
Das Erlebnis war einmalig und lebensprägend, aber nicht wiederholungsbedürftig. Jüttner brauchte keine Drogen, um Musik machen zu können. Mit den 1974 aufgelösten „Vultures“ nicht. Und auch später nicht, als er mit den Bands „Sweetwater“, „Starlights“ und „Kleeblatt“ auf Tour ging.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein, dieses Gefühl stellt sich ein, wenn Gunter Jüttner zurückblickt. Wie faszinierend das war, was in den 1960er Jahren musikalisch alles passierte! Vor allem von den Beatles war der junge Musiker ein großer Fan. Eine Begeisterung, die bis heute anhält: „Nach wie vor gibt es immer etwas zu entdecken, wenn ich mir die Stücke anhöre.“
Sich immer neuen musikalischen Herausforderungen zu stellen, das liebt der Kürschnermeister, der bis 1994 den elterlichen Betrieb in Würzburg führte, bis zum heutigen Tag. 2013 wagte er sein bisher letztes großes Experiment: „Ich wollte einmal einen Song komplett alleine machen.“ In fünf Wochen war das Konzept für „white sand“ realisiert. Wer die Single anhört, denkt, eine mehrköpfige Band würde spielen. Dabei stammt tatsächlich jedes musikalische Detail von Jüttner. Er spielt Gitarre, Bass, Schlagzeug und Mundharmonika, von ihm stammen Text und Komposition, er singt solo und selbst die Partien für die Chöre.
Im Frühjahr 2013 spielte er das Gute-Laune-Stück in einem Studio in Bad Mergentheim ein. Das dauerte nur einen Tag: „Am anderen Tag machten wir die Feinabmischung.“ Seitdem steht das Stück hin und wieder auf dem Programm, wenn Jüttner mit „Double One“ auftritt.
Dieses Duo, für das er den Musiker „Mike“ Wolfgang Popp, früher „Shakers Five“ gewinnen konnte, wird in Kürze fünf Jahre alt. An das genaue Gründungsdatum kann sich Jüttner nicht erinnern. Das wurde nicht festgehalten.
Doch am Samstag, 14. März, wenn das Duo, wie schon so oft, im Höchberger Kulturstüble auftritt, dürfte sich die Gründung etwa zum fünften Mal jähren. Los geht es um 20 Uhr. Ihre Instrumente: Akustik-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug. Die beiden spielen in kleineren Clubs die Musik der 60er bis 90er Jahre. Und so haben die beiden die Lieder der Supergruppen Beatles, Stones und Kinks im Gepäck.
Kartenvorverkauf und Reservierungen in der Bibliothek Höchberg unter Tel. (09 31) 40 90 65.