
Vor genau 50 Jahren ging Würzburg in die Luft: Am 30. März 1967 wurde eine Lufthansa-Boeing 727-030 auf den Namen der Stadt Würzburg getauft. Die feierliche Taufzeremonie fand auf dem Flughafen Nürnberg statt. Die erste „Würzburg“ mit dem Kennzeichen D-ABIX versah bis Sommer 1979 den Dienst in der Lufthansa-Flotte. Ihr folgte ab September 1981 eine Boeing 737-230 mit dem Kenn-zeichen D-ABFC. Darauf weist die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung hin.
Am 13. November 1997 wechselte die Patenschaft mit Würzburg dann erstmals auf den europäischen Flugzeughersteller Airbus: Ein Airbus A321 mit der Kennung D-AIRU fliegt seitdem als Botschafter der unterfränkischen Stadt zu Zielen in ganz Europa. Die täglich wechselnden Crews kennen die „Würzburg“ allerdings eher unter dem Namen „Romeo-Uniform“, also die letzten beiden Buchstaben der Registrierung nach dem internationalen Fliegeralphabet buchstabiert.
46 400 Flugstunden auf dem Buckel
Rund 46 400 Flugstunden hat die aktuelle „Würzburg“ bereits absolviert und war auf 35 797 Flügen für Lufthansa unterwegs. In ihrem bisherigen „Flugzeugleben“ hat die Maschine dabei Passagiere zu 111 verschiedenen Flughäfen in Europa geflogen. Aktuell pendelt die „D-AIRU“ von ihrer Heimatbasis Frankfurt aus nach Porto, Oslo, Helsinki, Paris, Lissabon, Rom, Kiew, Barcelona, Wien und Mallorca.
„Die ,Würzburg‘ ist für uns ein guter Botschafter – nicht nur, weil sie unseren Namen in alle Welt trägt. Sie zeigt auch die Internationalität Würzburgs mit seinen zehn Partnerstädten“, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt. „Wir freuen uns, dass wir seit 50 Jahren über eine Flugzeug-Patenschaft mit der Lufthansa verbunden sind.
Die Maschinen sind stets fliegende Botschafter ihrer Heimat“, so Florian Gränzdörffer, Lufthansa-Konzernsprecher. „Die Patenschaft signalisiert unsere Verbundenheit mit Würzburg und der Region Unterfranken, woher auch viele Lufthansa Passagiere kommen. Wir wünschen der „Würzburg“ noch „many happy landings“.“
Berlin-Taufe im September 1960
Die Tradition, Flugzeuge der Lufthansa mit den Namen deutscher Bundesländer und Städte zu versehen, geht auf den September 1960 zurück. Damals gab es in Frankfurt die erste Flugzeugtaufe, als die „Kranichlinie“ ihren allerersten Langstrecken-Jet, die damals moderne Boeing 707, in Dienst stellte. Der vierstrahlige Jet erhielt den Namen „Berlin“. Taufpate war der damalige Regierende Bürgermeister Willy Brandt. Seither wurden rund 300 Lufthansa Flugzeuge auf den Namen deutscher Städte und Gemeinden getauft. Auch sämtliche Bundesländer und einige internationale Namen finden sich in der Kranich-Flotte.
Dass eine solche Patenschaft nach wie vor noch ein begehrtes Gut ist, zeigt die Begeisterung der Passagiere und ein Blick auf die beachtliche Warteliste interessierter Städte. Bei der Vergabe orientiert sich Lufthansa an der historischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung des betreffenden Ortes. Auch Städte, die in besonderer Weise mit der Luftfahrt oder der Lufthansa verbunden sind, finden Berücksichtigung. Die Größe der Stadt spielt dagegen keine Rolle. Allerdings wird bei der Vergabe im Allgemeinen darauf geachtet, dass die Einwohnerzahl der relativen Größe des Flugzeugmusters entspricht.
Neben dem Namen der Patenstadt am Bug des Flugzeugs wird auch deren Stadtwappen im Eingangsbereich der Kabine angebracht.
Die Namensgebungen sind durchaus ein Spiegel der Zeit. So markierten die ersten Taufen gleichzeitig den Start der Lufthansa ins Jet-Zeitalter. Mit der „Berlin“ und der kurz danach getauften „Frankfurt am Main“ wurden die ersten beiden, damals hochmodernen, Boeing 707 eingeführt. Nach dem Fall der Mauer erweiterte sich die Flotte der nach Bundesländern getauften Maschinen von elf auf 16 und rasch fanden auch ostdeutsche Gemeinden Einzug ins Namensregister, sichtbarer Beleg der deutschen Einheit.
Dabei waren es nicht immer freudige Ereignisse, die zu Auslösern von Städtepatenschaften wurden. Als nach den Anschlägen vom 11. September 2001 plötzlich der gesamte amerikanische Luftraum gesperrt wurde, mussten einige Flüge auf den kanadischen Flughafen Halifax ausweichen, der für einen solchen Ansturm nicht ausgelegt war. Die Einwohner von Halifax und der Nachbargemeinde Gander kümmerten sich damals mit viel Gastfreundschaft um Passagiere und Crews. Daraufhin taufte die Lufthansa als Zeichen der Dankbarkeit erstmals ein Flugzeug auf den Namen eines ausländischen Orts und gab einem Airbus A340-300 den Namen „Gander/Halifax“.
Immer mehr internationale Namen
Mittlerweile ist dies nicht mehr das einzige Flugzeug mit einem internationalen Namen. In einem halben Jahrhundert seit der ersten Taufe hat sich das Geschäft der Lufthansa beträchtlich weiterentwickelt. Eine Tatsache, der nun im Rahmen der Namensgebung der A380 Rechnung getragen wird.
Die Mehrzahl der rund 300 getauften Lufthansa Flugzeuge hat deutsche Städte und Gemeinden als Paten, von Flensburg bis Lindau und von Aachen bis Frankfurt (Oder). Flaggschiff ist dabei ein Airbus A380, der im November 2015 von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf den Namen „Deutschland“ getauft wurde.
Dabei gilt bis heute das Motto: „Einmal Lufthansa, immer Lufthansa“, denn die Patenschaft ist eine dauerhafte Institution. Einmal in den Kreis der Patenstädte aufgenommen, geht der Name auf ein neues Flugzeug über, sobald die ursprünglich getaufte Maschine aus der Lufthansa Flotte ausscheidet.
Mit der D-AIRU "Würzburg" flog ich letztes Jahr im Mai von Stockholm Arlanda nach Frankfurt FRA!