Oschmann leitet die Psychotherapeutische Beratungsstelle des Studentenwerks Würzburg, die heuer seit 35 Jahren besteht.
Ein neues Programm gegen Suizide soll helfen, wenn Studenten keinen Ausweg mehr sehen.
So haben Mitarbeiter der Beratungsstelle primäre Bezugspersonen darin geschult, suizidgefährdete Studenten frühzeitig zu erkennen.
Tutoren und Lehrpersonal an der Uni sowie Hausmeister und Verwaltungspersonal der Wohnheime bekamen Nachhilfe: „Wenn der Briefkasten überquillt oder sich Menschen sozial zurückziehen, sind das mögliche Anzeichen einer Depression“, erklärt Stefan Oschmann.
Zudem habe man sich auf die Behandlung depressiver Studenten spezialisiert.
„Depression ist nämlich keine Krankheit, die man hinzunehmen hat, sondern Ausdruck einer schweren Krise“, erklärt der Diplom-Psychologe. Neben anfänglichen Beratungsgesprächen bietet das Studentenwerk Einzel- und Gruppentherapien an.
Woher kommt die Krise? Oschmann will an die Quelle der Probleme, die oft banal daherkommen. „Effektive Lern- und Arbeitstechniken gehören immer noch nicht zum studentischen Allgemeingut“, sagt er.
„Die meisten Studenten lernen ohne richtige Struktur und vernünftige Pausen.“ Die Folge: Stress und Prüfungsängste, die hartnäckiger werden, je öfter die Betroffenen schlechte Noten kassieren.
Hier setzt die Beratungsstelle an, veranstaltet Seminare zu Lerntechniken und Stressbewältigung. Eine neue Selbsthilfegruppe soll außerdem Studierenden helfen, die den Anschluss an Kommilitonen verloren haben – „Verbesserung der sozialen Kompetenz“.
„Studenten kommen später meistens in Führungspositionen, deshalb müssen sie gut mit sich selbst und anderen umgehen können“, erklärt Oschmann die neue Sozialkompetenz-Offensive.
In besonders gravierenden Fällen schaltet Oschmann die Psychiatrische Polyklinik und niedergelassene Ärzte ein, die mit dem Studentenwerk zusammenarbeiten.
Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: 2009 besuchten insgesamt 380 Studierende die Einrichtung, 205 wegen Lernproblemen, 101 wegen depressiver Zustände. Mit ihren fünf Mitarbeitern in Würzburg hat die Beratungsstelle also gut zu tun. „1976 hatten wir 120 Anfragen pro Jahr“, erinnert sich der Leiter.
Hoffnung macht Stefan Oschmann auch, dass die Hemmschwelle gesunken ist, sich psychologische Hilfe zu holen. „Viele kommen hierher, weil jemand uns empfohlen hat.“
„Je früher man hilft, desto eher kann man neurotische Entwicklungen verhindern“, sagt Oschmann. Die Arbeit der Stelle sei immer auf schnelle Hilfe angelegt, denn manche Krisen können nicht warten.