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GÜNTERSLEBEN
Seit 25 Jahren verhelfen die Günterslebener zur Selbsthilfe
Schulamtsdirektorin Claudia Vollmar (rechts) überreicht die Fairtrade-Urkunde an Schulleiterin Beate Weigand (Dritte von rechts) und Lehrerin Annette Schuhmann (Zweite von rechts).
Foto: Christian Ammon | Schulamtsdirektorin Claudia Vollmar (rechts) überreicht die Fairtrade-Urkunde an Schulleiterin Beate Weigand (Dritte von rechts) und Lehrerin Annette Schuhmann (Zweite von rechts).
Bearbeitet von Christian Ammon
 |  aktualisiert: 26.05.2017 03:52 Uhr

„Die gibt's in zwei Jahren nicht mehr.“ An diesen Satz erinnert sich Michael Röhm vom Eine-Welt-Verein Harambee noch ganz besonders. Gefallen ist er 1992 in einem Gespräch zweier älterer Damen bei der Gründung des Weltladens in Güntersleben, damals einer der ersten und bis heute einer der aktivsten Läden seiner Art in einer ländlichen Gemeinde. Ein Viertel Jahrhundert später gibt es ihn noch immer und ist eine feste Einrichtung im Ort. Bis auf die Sonntage hat er täglich geöffnet.

Kampf gegen Hunger

„Solange es auf der Welt Hunger und auch nur ein Kind gibt, das keine Schule besuchen kann, machen wir weiter“, erklärte Röhm bei der Jubiläumsfeier in der Günterslebener Festhalle das Engagement des Weltladen-Teams, das sich in dem Verein Harambee organisiert hat. Auch seiner Arbeit ist es zu verdanken, dass Güntersleben 2012 als kleinste Gemeinde Bayerns die Auszeichnung „Fairtrade-Gemeinde“ erhielt und großen Anteil daran hatte, den Eine-Welt-Gedanken auch im Landkreis bekannt zu machen.

Nicht nur kreative Ideen wie eine aus fair gehandelten Produkten hergestellte Weinschokolade lockten sogar das Fernsehen in den Ort. Gegründet wurde der Verein auf Initiative Röhms, der zuvor als Entwicklungshelfer das Leben der Menschen in Kenia kennen gelernt hatte. Er versammelte in den frühen 1990er Jahren eine Gruppe Menschen um sich, die – ebenso wie er – es nicht hinnehmen wollte, dass die reiche Hälfte der Welt auf Kosten der zweiten lebt. Eine Mitstreiterin der ersten Stunde ist Irmgard Geiger. Für sie ist der Ansatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ der richtige Weg, um die Menschen in den armen Regionen der Welt wirklich voranzubringen. „Die Kleinbauern haben über unseren Laden die Möglichkeit, ihre Produkte zu fairen Preisen zu verkaufen“, erläuterte sie die Idee, die hinter Fairtrade steht. Über 30 Mitarbeiter teilen sich den Ladendienst, zehn kümmern sich um den Einkauf, die Ladenorganisation und die Öffentlichkeits- sowie Bildungsarbeit etwa in den Kindergärten und Schulen, einem besonders wichtigen Bestandteil der Weltladen-Arbeit. Den aktiven Freiwilligen ist es zu verdanken, dass der Verein die vom Vermieter bewusst niedrig gehaltene Miete zu stemmen und ein Darlehen abzuzahlen vermag.

Mit den Erlösen werden zudem ausgewählte Projekte in Nigeria, Ghana und Nepal unterstützt. Auch die Gemeinde steht und stand hinter dem Laden. So war zwar Altbürgermeister Josef Ziegler anfangs skeptisch, dass ein Weltladen auch in seinem Dorf eine Chance haben könnte.

Die etwa 300 Besucher bei der Eröffnung überzeugten ihn jedoch. Heute sieht er den Laden als Zeichen der Offenheit und erinnerte daran, dass Güntersleben damals viele Flüchtlinge aus Jugoslawien und Aussiedler aus Russland aufnahm. „Irgendwelche Obergrenzen waren bei uns niemals ein Thema“, stellte er fest.

Bei dem Jubiläum zeigte sich, dass die Eine-Welt-Bewegung in Güntersleben äußerst muntere Früchte trägt: Als erste Schule im Landkreis wurde die Grundschule von einer Vertreterin des Schulamtes als „Fairtrade-Schule“ ausgezeichnet. Dazu gehört weit mehr, als nur fair gehandelte Produkte anzubieten.

 
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