Das Mozartfest in der Residenz wird in Würzburg jedes Jahr mit großem Pomp gefeiert. Es ist eines der wichtigsten, wenn nicht sogar das wichtigste kulturelle Ereignis im Jahreslauf. Seit 1921 findet es statt, über 60 hochkarätig besetzte Konzerte und Veranstaltungen stehen alljährlich auf dem Programm und locken rund 25.000 Besucher an. Der Musikwissenschaftler Horst Tony Walter liebt das Mozartfest und hat sich ausführlich mit seiner Geschichte beschäftigt.
Besonders faszinierend findet er, dass der Mann, nach dem das Fest benannt ist und dessen Werke hier vornehmlich aufgeführt werden, am 27. September 1790 durch Würzburg reist und dort, wie er einen Tag später in Frankfurt am Main an sein „Liebstes, bestes Herzens- Weibchen“, seine Gattin Constanze, schrieb, „unsern theuern Magen mit Kaffee gestärkt“ hat. Würzburg sei „eine schöne prächtige Stadt“, kommentiert Mozart, der damals wohl auch an der gerade neu errichteten alten Residenz vorbeikommt, dem Ort, an dem später alljährlich ein Fest zu seinen Ehren stattfinden wird. „Er komponierte hier nicht, er übernachtete hier nicht und das Mozartfest hat keinen direkten Bezug zu diesem Besuch“, stellt der Würzburger klar. „Aber ich finde, es ist wirklich ungemein bedeutsam, dass Mozart hier war, in dieser Stadt, in der 130 Jahre später das Mozartfest ins Leben gerufen wurde, das bis heute stattfindet.“
Impuls zum Fest kam vom Komponisten Hermann Zilcher
Die Initialzündung für das Mozartfest kommt von Hermann Zilcher, der damals das Musikkonservatorium leitet. 1921, zwei Jahre, nachdem hier durch das Ende der Monarchie öffentliche Veranstaltungen stattfinden dürfen, gibt er ein „Residenzfest“ mit Werken klassischer Orchester- und Kammermusik. Wie gut sich ein Konzert im Kaisersaal macht, hat man schon im Vorjahr feststellen können, als der Kunsthistorik-Professor Fritz Knapp 1920 in einem nur von Kerzen beleuchteten Kaisersaal anlässlich einer Tagung einen Streichquartett-Abend organisiert. Dem Residenzfest folgt vom 17. bis zum 26. Juni 1922 die „Mozartwoche in der Residenz“, die heute als erstes Mozartfest genannt wird.
Zilcher ist begeistert und findet, Mozarts Musik vor Balthasar Neumanns Architektur und der Kunst Giovanni Battista Tiepolos sei „eine innige Vermählung zwischen Ton, Architektur und Farbe“. Rund 20 Jahre lang ist Zilcher der führende Kopf des Mozartfests, er führt die Nachtmusik im Hofgarten ein und erlebt auch die unschöne Epoche: dass die Nazis sich in den Jahren 1943/44 des Mozartfests bemächtigen und es im Sinne ihres „Kraft durch Freude“-Wahnsinns missbrauchen. Auch bekommt er die Zerstörung der Residenz am 16. März 1945 mit, die dem Mozartfest ein vorläufiges Ende setzt.
Mozart ist später auch familiär mit Würzburg verbandelt
Zilcher stirbt 1948, drei Jahre, bevor das Mozartfest durch das Engagement von Oberbürgermeister Dr. Franz Stadelmayer wieder zu neuem Leben erwacht. „Es ist einfach für Würzburg von so großer Bedeutung; die Stadt ohne das Mozartfest, das geht gar nicht“, unterstreicht Horst Tony Walter. Wenn Mozart also seinerzeit in Würzburg auch nur seinen Magen mit Kaffee stärkte – wie heißt es doch auf der Homepage des Mozartfestes so schön: „Seine Musik ist in Würzburg geblieben und hat hier eine Heimat gefunden.“ Übrigens: Wie wir in Geschichte 13 erzählten, wird Mozart später der Schwager des Würzburgers Joseph Lange und ist somit noch stärker mit der Stadt verbandelt.
Text: Eva-Maria Bast
Erschienen ist das Buch im Verlag Bast Medien GmbH, in dem auch die erfolgreichen „Würzburger Geheimnisse“ veröffentlicht wurden, die ebenfalls in Kooperation mit der Main-Post entstanden sind.
Erhältlich ist „Was Würzburg prägte – 52 große und kleine Begegnungen mit der Stadtgeschichte“ von Eva-Maria Bast und Kirsten Schlüter Überlingen 2017, ISBN: 978-3-946581-24-6 in den Main-Post-Geschäftsstellen (14.90 Euro).