Gegründet 1874 mit dem Ziel, die Stadt und ihr Umfeld im wahrsten Sinne des Wortes zu verschönern, hat sich der Verschönerungsverein Würzburg, kurz „VVW“, in der zweiten Hälfte seiner Geschichte auch dem Denkmalschutz verschrieben. Und er ist zum Mahner und kritischen Begleiter der Stadtentwicklung geworden. Sein 140-jähriges Bestehen feierte der Verein, der seit einem guten halben Jahr von Suse Schmuck geführt wird, jetzt mit einem Vortrag seines Ehrenvorsitzenden Stefan Kummer: „Der VVW zwischen gestern und morgen“.
Gefeiert wurde im Ratssaal, Oberbürgermeister Christian Schuchardt eröffnete die Veranstaltung als Hausherr und VVW-Mitglied. Er wünsche sich auch in Zukunft die kritische Begleitung bei städtischen Projekten, sagte Schuchardt: „Ein Verein wie der VVW muss kantig sein.“
Dabei war der Denkmalschutz bei der Gründung des Vereins vor 140 Jahren noch kein Thema: Verschönerungsvereine wurden in Deutschland hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ins Leben gerufen, als die Bürger danach strebten, ihre Umwelt nicht nur schöner, sondern auch gesünder zu gestalten.
„Der Name trägt dazu bei, den VVW für antiquiert zu halten“, sagt Kunsthistoriker Professor Stefan Kummer. Anno 1874 habe der Begriff „Verschönerung“ indes eine sehr positive und fortschrittliche Bedeutung gehabt. Würzburg befand sich damals im Umbruch, Stadtchronist Leo Günther spricht gar von einer „Fortschrittsorgie“. Als der Freistaat Bayern im Jahr 1868 auf der rechtsmainischen Seite endlich die Festungseigenschaft der Stadt aufgehoben hatte, wurden die Mauern beseitigt und an Stelle der Bastion auf Beschluss des Stadtrats das „Glacis“ – heute als Ringpark bekannt – angelegt.
„In dieser Phase des Aufbruchs wurde der VVW gegründet“, blickt Kummer auf die Anfänge zurück. Das erklärte Ziel der Gründerväter war die Verschönerung der wachsenden Stadt mitsamt der Umgebung. Als „öde und kahl“ wurde die Landschaft damals empfunden, weil die Stadt nur von Weinbergen umgeben war. In den ersten rund 60 Jahren seines Bestehens hat der VVW dieses Bild mit großem Einsatz grundlegend verändert. Er legte insgesamt 540 000 Quadratmeter Grünanlagen in der Stadt auf eigene Kosten an. Die Waldstücke und Grünanlagen auf dem Nikolausberg, im Steinbachtal, auf der Sieboldshöhe, an der Zeller Waldspitze und das Bismarckwäldchen auf dem Steinberg zeugen bis heute davon.
1893 erbaute der Verein den Aussichtsturm „Frankenwarte“. Nach der Jahrhundertwende entstanden außerdem eine ganze Reihe bekannter Denkmäler: unter anderem das Schiller-Denkmal im Steinbachtal im Jahr 1905, die Morelli-Bank im Bismarck-Wäldchen zwei Jahre später oder das Denkmal für den VVW-Ehrenvorsitzenden Valentin Fischer in der Annaschlucht 1921.
Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde der Verein gleichgeschaltet, er musste sein Eigentum für einen symbolischen Preis an die Stadt abtreten. 1946 wurde er wiedergegründet und entwickelte sich über die nächsten Jahrzehnte zu dem VVW, der er heute ist: „Ein Verein, dem die Schönheit seiner Stadt am Herzen liegt“, betont Kummer, selbst langjähriger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des Vereins.
Vor mittlerweile 60 Jahren richtete die Vorstandschaft dann unter dem Vorsitz von Joseph Brennfleck erstmals den Appell an die Würzburger Bürgerschaft, „erhaltenes Kunstgut, erhaltene städtebauliche Schönheit zu wahren, zu schützen und zu pflegen“. Anfang der 1960er Jahre begann der VVW schließlich damit, sich öffentlich mit geplanten Projekten auseinander zu setzen: Der Plan, die Straßen entlang des Ringparks zu begradigen und wie den Röntgenring vierspurig zwischen Löwenbrücke und Berliner Ring auszubauen, wurde unter anderem durch den Einsatz des Vereins zu Fall gebracht.
Seit diesem Zeitpunkt an ist der VVW „ein mit hörbarer Stimme auftretender Streiter für die Bewahrung und Pflege insbesondere von historisch wertvoller und unter Denkmalschutz stehender Bausubstanz“, sagt Stefan Kummer. In der Folge wurde der Verein häufig als lästig empfunden und in der Öffentlichkeit selbst immer wieder zum Ziel von Kritik. Dabei geht es den Denkmalschützern des VVW nicht darum, „marode und unhaltbare bauliche Zustände zu konservieren“, wie Kummer betonte.
Würzburg sei allein wegen seines bedeutenden architektonischen und künstlerischen Erbes bis heute ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt: „Dass dies so bleibt, setzt einen pfleglichen Umgang mit dem Stadtbild voraus.“ Laut Kummer versucht der VVW „nur das aufzuhalten, worin er eine irreparable Schädigung der Stadt sieht
Der Verein kümmert sich aber auch selbst weiter um die Verschönerung des Stadtbildes: Kürzlich wurde ein Bauausschuss gegründet, der sich um den Erhalt des 1909 vom VVW als Ausflugslokal errichteten Waldhauses im Steinbachtal kümmert. Auch darüber, wie die Grünanlagen im Steinbachtal wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden können, wird beim VVW intensiv nachgedacht.
Vereinsbesitz: Um welche Liegenschaften sich der VVW bis heute kümmert, ist auf der Homepage nachzulesen unter www.verschoenerungsverein-wuerzburg.de