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WÜRZBURG
Seifenkisten voll in Fahrt: Geschwindigkeit gegen Gestaltungslust
Da hört man doch den Motor röhren! Heiße Kistse am Start des Seifenkistenrennens auf der Wittelsbacherstraße.PATTY VARASANO
Foto: Fotos: | Da hört man doch den Motor röhren! Heiße Kistse am Start des Seifenkistenrennens auf der Wittelsbacherstraße.PATTY VARASANO
Lukas Will
Lukas Will
 |  aktualisiert: 01.06.2014 20:33 Uhr
Fotoserie

Sie sind ferrarirot, mercedessilber oder bunt bemalt. Doch drei Dinge haben die Seifenkisten am Sonntag beim 19. Kiwanis-Cup alle gemeinsam: funktionierende Bremsen, Lenkung sowie Radaufhängung sind Pflicht. Der Rest ist Gestaltungsfreiheit, vom Bully mit VW-Emblem bis zum „fahrenden Fußballfeld“ mit Kunstrasen und Brasilien-Flaggen reicht das Teilnehmerfeld.

Das an die Weltmeisterschaft angelehnte Gefährt hat Alex Bergmann von der Jugendhilfe Creglingen (Mobile Betreuung Würzburg) mit den elf- und zwölfjährigen Jungs Alex und Jens gebaut. Sie sind zum ersten Mal dabei und gespannt, ob alles gut geht und welche Platzierung für sie drin ist. „Klar will ich gewinnen, jeder will das“, meint Jens.

Bevor es losgeht, müssen die Seifenkisten zur technischen Abnahme. Dort bekommt jeder Bolide einen Aufkleber, auf der die maximal drei Fahrer aus insgesamt fünf Wertungsklassen notiert werden. Jeweils einen Probelauf auf beiden Strecken haben die Piloten zum üben, für viele das erste Mal überhaupt in einer Seifenkiste.

Ein paar Meter weiter in der Boxengasse steht das Gefährt der Familie Ostler, die ebenfalls noch keine Rennsporterfahrung hat. Komplett in blau sieht der Rennwagen weniger spektakulär als das rasende Fußballfeld aus, ist aber windschnittiger. Die Piloten von „1Stein“, wie die Kiste nach dem Familienhund getauft wurde, sind die zehnjährige Amelie und ihr zwei Jahre jüngere Bruder Konrad. „Vor dem ersten Trainingslauf hatte ich schon ein wenig Angst“, gesteht Amelie. Doch die verfliegt schnell und der Spaß ist den 50 Kindern anzusehen, wenn sie ungeduldig auf den nächsten Start warten.

Das Rennen eröffnet OB Christian Schuchardt im Duell gegen den Mitveranstalter Thomas Menzel vom Kiwanis-Club. Knapp gewinnt das Stadtoberhaupt auf der 250 Meter langen, abschüssigen Strecke in der Wittelsbacherstraße. Immerhin hat er in den Vorjahren schon Erfahrung gesammelt, als „alter Hase“ möchte er sich bei einer Fahrt pro Jahr aber nicht betiteln.

Nach dem Oberbürgermeister kommen die Kinder, und die nächsten zwei Stunden wird mit etwa 30 Kilometern pro Stunde die Straße runtergerauscht. „Wahnsinn, das war richtig schnell“, ruft Alex Bergmann begeistert nach dem ersten Lauf und eilt zurück zum Start. Alles läuft perfekt, bis die Brasilien-Kiste am Ziel in die Strohballen rauscht. Zwei Räder sind in Mitleidenschaft gekommen, zum Glück können Bekannte aushelfen. Beim Team „1Stein“ macht hingegen die Bremse wiederholt Probleme und muss neu festgeschraubt werden. Papa Christoph Ostler stehen in der Rennpause die Schweißperlen auf der Stirn, doch rechtzeitig zur zweiten Runde funktioniert wieder alles.

Nun kommt es vor etwa 2000 Zuschauern zum Duell zwischen dem blauen „1Stein“ und dem rasenden Fußballfeld. Anfangs liegen beide gleich auf, doch Brasilien wird immer schneller. „Ich glaube wir sind die schwerste Kiste. Das macht den Luftwiderstand bestimmt wett“, meint Betreuer Alex Bergmann. Tatsächlich ist der grüne Brummer schneller und kommt nach etwa 25 Sekunden als erster ins Ziel – landet kurz darauf aber erneut in der Seitenbegrenzung. Wieder ein Rad kaputt! Die ADAC-Ortsgruppe, die viele Helfer stellt, kann diesmal aushelfen.

Nicht nur „die gelben Engel“ sind vor Ort. Über 90 Helfer sind im Einsatz, so Helmut Emser vom Fachbereich Jugend und Familie der Stadt. Darunter auch das Technische Hilfswerk, das die Seifenkisten im Ziel abholt und wieder an die Startrampe bringt. Der Erlös des Rennens soll an ein Kinder- oder Jugendprojekt der Stadt gehen, welches genau, wird wohl im Herbst entschieden. Dann stecken die Organisatoren Emser und Menzel wieder mitten in den Vorbereitungen für das nächste Mal, das 20. Jubiläum des Cups. „Nach dem Rennen ist vor dem Rennen“, meint Menzel lachend.

Voller Spannung erwarten die Kinder – und die erwachsenen Begleiter – die Siegerehrung. Noch weiß keiner, ob es zum Platz auf dem Treppchen gereicht hat. Die Überraschung bei Familie Ostler ist groß, als Konrad vom Team „1Stein“ aufgerufen wird und einen Pokal für den zweiten Platz in seiner Klasse überreicht bekommt. Zum ersten Mal dabei und schon auf dem Siegerpodest! Für das Fußball-Mobil hat es in der Zeitwertung nicht gereicht, jedoch bricht im Team lauter Jubel aus, als sie den Preis für die originellste Kiste abräumen. Nächstes Jahr wollen sie alle wieder mitmachen. Team „1Stein“ will noch schneller werden, Team Brasilien wird sich ein neues Motto ausdenken.

Die Gewinner

Und das waren die Schnellsten beim 19. Kiwanis-Cup: Klasse 1 (8-9 Jahre): 1. Till Jaugstetter, 2. Konrad Ostler 3. Bruno Thiesse Klasse 2 (10-11 Jahre): 1. Lars Henrik Keskin, 2. Morice Selke 3. Johannes Scheller Klasse 3 (12-13 Jahre): 1. Bastian Riegler, 2. Ilja Koldik 3. Christian Glücker Klasse 4 (ab 14 Jahren): 1. Alexander Kaus, 2. Marco Ritzke 3. Stefan Uderhardt Klasse 5 (Profis ab 8 J.): 1. Franz Funke, 2. Paula Eck 3. Ole Rickers Stadtmeister: Alexander Kaus Teamwertung: 1. Marco Ritzke und Bastian Riegler, 2. Franz Funke, Paula Eck, Ole Rickers 3. Ilja Koldik und Christian Glücker

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Kommentare
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  • S. E.
    Gibt es irgendwo eine Liste mit allen Platzierungen? Auch unsre TN, die nicht unter die ersten drei gekommen sind, hätten gern gewusst, wie sie abgeschnitten haben!
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