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Würzburg
Seelischen Verwüstungen in "Rio Bar"
Theater Werkstatt Würzburg Premiere 'Rio Bar' mit den Darstellerinnen Adeliya Sagitova und Michelle Neise
Foto: Markus Rakowsky | Theater Werkstatt Würzburg Premiere "Rio Bar" mit den Darstellerinnen Adeliya Sagitova und Michelle Neise
Manfred Kunz
 |  aktualisiert: 09.02.2024 00:43 Uhr

Eine "Rio Bar" gibt es in jeder Stadt", sagt Ivana Sajko über ihr gleichnamiges Theaterstück. Das gilt kurioserweise auch für Würzburg, wo es um die Jahrtausendwende in der Theaterstraße ein Kellerlokal dieses Namens gab, ein Szene- und Künstlertreff wie es Sajko als Schauplatz beschreibt.

Jetzt hat die Würzburger Theaterwerkstatt mit dem Stück der in Zagreb geborenen, seit 2016 in Berlin lebenden Autorin die Spielzeit eröffnet. Die "Acht Monologe über den Krieg für acht Schauspielerinnen in Brautkleidern", wie es im Untertitel heißt, beruhen auf Sajkos 2006 in Kroatien erschienenen und sogleich ausgezeichneten Romandebüt.

Die Autorin hat den Stoff selbst dramatisiert und auch dessen Uraufführung 2019 am Stadttheater Gießen inszeniert. Im Gegensatz zur dortigen Interpretation mit einer Frau und zwei Männern konzentriert sich Regisseurin Cornelia Wagner in der Theaterwerkstatt ganz auf die Frau(en). Mal alleine, mal zu zweit, mal zu mehreren sitzen sie in der "Rio Bar" und erzählen, ja, vom Krieg: Wie er anfing, vom ersten Luftalarm (mitten in einer Hochzeitsfeier), den fallenden Bomben, den (Alb-)Träumen, den Verletzten und Verwundeten, den Toten und Vermissten, den Lagern, den Zerstörungen und Schmerzen - äußeren wie inneren.

Auf darstellerischer Ebene sind es acht ganz verschiedene Frauen unterschiedlicher Generationen, die aus jeweils individueller Perspektive zehn Jahre später auf das gleiche Ereignis blicken: den Krieg in Kroatien von 1991 bis 1995 und die seelischen Verwüstungen, mit denen die Überlebenden bis in die Gegenwart kämpfen.

Trotz der historisch eindeutigen Zuordnung handelt es sich nicht um eine spezifisch kroatische Kriegsgeschichte. Es ist "ein Krieg wie jeder andere auch", dessen Traumata sich eingeschrieben haben in die Körper der Frauen: Christina Strobel/Rebekka Dietz, Lara Herberich/Sophia Memmel, Daniela Vassileva, Adeliya Sagitova, Angelina Gerhardt, Kerstin Lauterbach/Sandra Müller-Barthelmes, Michelle Neise und Dagmar Schmauß/Cornelia Wagner sind nicht nur durch ihre blutbefleckten weißen Hochzeitskleider äußerlich Gezeichnete.

Ivana Sajkos Texte offenbaren vor allem, was Kriege im Inneren der Frauen, anrichten und was, mitunter lautstark, herausbricht. Das ist für die Zuschauer eine intensive, heftige, schmerzhafte, die Schmerzgrenzen gelegentlich überschreitende Erfahrung. So fügen sich die acht Monologe zu einem eindringlichen Theaterabend, der in einer besseren Welt zum sofortigen Ende jeglicher Kriege führen würde.

Theaterwerkstatt mit der Aufführung 'Rio Bar' mit den Darstellerinnen Daniela Vassileva, im Hintergrund Angelina Gerhardt
Foto: Markus Rakowsky | Theaterwerkstatt mit der Aufführung "Rio Bar" mit den Darstellerinnen Daniela Vassileva, im Hintergrund Angelina Gerhardt
Theaterwerkstatt mit der Aufführung 'Rio Bar' mit den Darstellern Christina Strobel, Adeliya Sagitova, Dagmar Schmauß, Michelle Neise, Angelina Gerhardt, Daniela Vassileva  und Kerstin Lauterbach.
Foto: Markus Rakowsky | Theaterwerkstatt mit der Aufführung "Rio Bar" mit den Darstellern Christina Strobel, Adeliya Sagitova, Dagmar Schmauß, Michelle Neise, Angelina Gerhardt, Daniela Vassileva  und Kerstin Lauterbach.
 
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