Im heimischen Muschelkalk kommen Seelilien als Fossilien vor. Ottmar Kleindienst, der in Kleinochsenfurt lebte, war Steinmetz und Bildhauer. Außerdem war er ein passionierter Fossiliensammler. Er kannte seine unterfränkische Heimat ganz genau und hatte ein Auge für das Besondere. Seine Funde stellte er in seinem Trias-Museum aus, das heute von seiner Frau Karola und seiner Tochter Barbara weitergeführt wird.
Und so hat Ottmar Kleindienst mit seiner Familie Anfang der 80er Jahre im Crailsheimer Raum Seelilien entdeckt, die damals zur Muschelkalkzeit vor etwa 240 Millionen Jahren lebten. Er war fasziniert von den Funden. Es waren einzelne Seelilien, aber auch eine riesige Platte mit einem Seeliliengrab. Die meisten Fossilien der Seelilien hat er in Mistelau ausgegraben. Doch als immer mehr Sammler kamen, hat der Besitzer des Grundes alle Grabungen verboten.
Fossil des Jahres 2019
An Bedeutung hat die Muschelkalk-Seelilie (Encrinus liliiformis) heuer gewonnen, da sie von der Paläontologischen Gesellschaft zum Fossil des Jahres 2019 gewählt wurde. Im Trias-Museum in Kleinochsenfurt sind einige Seelilien ausgestellt. Von einem besonders schönen Exemplar wurde sogar ein Abguss erstellt, das in einem Wasserbecken auf der Landegartenschau zu sehen war.
Seelilien sind keine Pflanzen, sondern Tiere. Sie haben eine Haftscheibe, mit der sie sich am Meeresboden, zum Beispiel an Austernbänken, festsetzt (siehe Abbildung von Hagdorn). Dieses Tier gehört zu den Stachelhäutern (Echionodermata) und ist damit mit Seeigeln und Seesternen verwandt.
Stiele können bis zu zehn Meter lang werden
Die Stiele der Seelilien können bis zu 10 Meter lang sein. Am oberen Ende sitzt ein Kelch, der mit Plattenkränzen aus Kalk aufgebaut ist, der den Weichkörper des Tieres schützt. Von diesem Kelchrand aus verzweigen sich fünf, zehn oder noch mehr Arme, die sich noch weiter teilen können, wodurch eine bewegliche Krone entsteht. Mit Hilfe dieser Armansätze wird das Plankton gefiltert und in den Mund befördert, womit sich das "Blumentier" ernährt.
Muschelkalkzeit mit warmem Klima
Die Gesteine rund um Ochsenfurt bildeten sich zur Muschelkalkzeit. Damals herrschte ein warmes Klima. Es gab sehr viele unterschiedliche Tiere, die das Meer bevölkerten. Neben Seelilien sind das beispielsweise Muscheln, Brachiopoden (Armfüßer) und die schneckenartig aufgerollten Ceratiten (Kopffüßer). Sie sind ebenfalls Charakterfossilien der Muschelkalkzeit, aber auch die Verwandte der Seelilien, also Seesterne.
Stürme schaden Seelilien
Damals gab es auch Stürme (Tempestite), die sich auf das Meer auswirkten. Davon waren auch die Seelilien betroffen. Die meterlangen Stiele zerbrachen und die einzelnen Glieder, die wie Geldmünzen aussehen, wurden bis heute überliefert. Nach dem Tod der Seelilien verteilten sich die Stielglieder, die als Trochiten bekannt sind, über den Meeresboden. Bei starken Stürmen konnten sie zusammengeschwemmt werden. In bestimmten Gesteinslagen sind sie deshalb so häufig, dass man auch von Trochitenkalk spricht.