Schwarz führte die Zuhörer am Mariengarten weit zurück in die Geschichte der Schutzengelkirche. In dem Gotteshaus haben zwei, der aus der großen Thüngersheimer Künstlerfamilie Urlaub stammende Maler ihre Spuren hinterlassen.
Beginnend mit Georg Sebastian Urlaub (1685 - 1763) bis zum Tod von Johann Christian Urlaub 1888 trugen aus sechs aufeinander folgenden Generationen neun in Thüngersheim geborene oder aus dem Ort stammende Maler den Namen Urlaub weit über das Frankenland hinaus.
Als erster von sich reden machte Georg Sebastian Urlaub. Seine Wanderjahre führten den Sohn eines Tünchners ins Nachbarbistum Bamberg, wo er zahlreiche Bilder hinterlassen hat. 1729 schuf er drei Ölbilder für die Schutzengelkirche. Zwei der großflächigen Werke hängen im Chorraum. Sie zeigen die Darstellung des Letzten Abendmahls und die der Emmausjünger. Das dritte dazugehörende Bild, auf dem der Engelsturz dargestellt ist, befindet sich heute im Mainfränkischen Museum in Würzburg.
Wie es dort hingekommen ist, erläutert Gerhard Schwarz so: Als am 13. Mai 1730 die neue Kirche geweiht wurde, bekam das Bild „Engelsturz“ seinen Platz in dem alten, aus der Vorgängerkirche stammenden Altar. Als 13 Jahre später dieser Altar durch den jetzigen Hochaltar ersetzt wurde passte der „Engelsturz“ nicht mehr hinein und wurde zur Aufbewahrung nach Würzburg gegeben. Am 5. November 1729 erhielt Georg Sebastian Urlaub die restlichen zehn von insgesamt 70 Gulden für seine Arbeiten in Gaukönigshofen.
Aus der Schar seiner neun Kinder waren drei ebenfalls Maler. Zu besonderem Ruhm gelangte Georg Anton Urlaub (1713 - 1759). Er war befreundet mit dem berühmten italienischen Freskenmaler Giovanni Battista Tiepolo, den der Thüngersheimer künstlerisch stark nachahmte. Sein Können stellte Georg Anton Urban 1757 in Sonderhofen unter Beweis mit dem Fresko „Die Verklärung Jesu“, mit dem er die Decke des neuen Kirchenschiffes ausschmückte.
Über ein Jahrzehnt später wurde mit Johann Andreas (1735 -1781) ein weiterer Urlaub im Ochsenfurter Gau tätig. Der Maler aus einer Nebenlinie der Familie Urlaub und ebenfalls aus Thüngersheim stammend, hat in der Wallfahrtskirche in Bolzhausen die Bilder für die Seitenaltäre gemalt.
1776 bekam er den Auftrag, der prächtigen Gaukönigshöfer Kirche gleichsam die bildhafte Krone auszusetzen. Sein flächenmäßig größtes Werk schuf Johann Andreas Urlaub mit dem Deckenfresko „Engelsturz“. Ein Jahr später malte er alle Bilder im Chorraum, die Ölbilder an den Seitenwänden und das weitere Deckenfresko „Engel und Maria huldigen dem Auferstandenen“.
In den 80 Wochen, in denen der Gaukönigshöfer fleißig ein Werk nach dem anderen geschaffen hat, ist unter der Empore auch das oft übersehene Bild mit der Schar der musizierenden Engel entstanden. Auf einer Quittung mit Datum vom 25. Mai 1779 bestätigt Johann Andreas Urlaub dass er für seine Arbeiten in der Schutzengelkirche, wie mit Hochwürdigem Pfarrer Erwinus Immel ausgemacht „Fünfhundert Gulden fränkisch“ erhalten hat.