Es ist immer wieder überraschend, wie Kinder Spaß am Schwimmen oder zumindest am Wasser finden, obwohl sie zunächst vielleicht gar keinen Bezug dazu hatten. In der Grundschule wird's ernst, da müssen sie am Sport- und Schwimmunterricht teilnehmen. In einigen Fällen haben die Lehrer so eine Art Geheimwaffe dabei: Schwimmhelfer. Die arbeiten ehrenamtlich, sind eigentlich aber unbezahlbar, denn sie können für einzelne oder mehrere Schüler während des Schwimmunterrichts da sein, ihnen Mut machen und Schwimmzüge erklären, während die Lehrkraft selbst auch eine ganze Gruppe Kinder im Griff haben muss. Schwimmhelfer gibt es allerdings viel zu wenige – darin sind sich die Verantwortlichen aus Schulen und Behörden einig. Denn sie sind für die Kinder wie ein Schatz: „Wertvoll, wirklich wichtig“, sagt der städtische Schulreferent Muchtar Al Ghusain.
Eindringliche Vorsorge
Deshalb wurde jetzt die Broschüre „Tauch' nicht ab! Lern schwimmen!“ herausgegeben, die Lebenswichtiges enthält: Baderegeln. Erklärt werden sie vom Seepferdchen „Meery“. Sie lauten zum Beispiel: „Gehe nur zum Baden, wenn du dich wohl fühlst“, „Bade nicht dort, wo Schiffe und Boote fahren“, oder: „Bei Gewitter ist Baden lebensgefährlich. Verlasse das Wasser sofort und suche ein Gebäude auf“.
Wo gibt es welche Bäder?
Stadt, Landkreis Würzburg und die Staatlichen Schulämter haben das Heft, das noch viel mehr zum Thema Schwimmen bietet, gemeinsam erstellt, zunächst in einer Auflage von 2000 Stück. Schul- und Sportreferent Muchtar Al Ghusain stellte die Broschüre beim 10. Treffen ehrenamtlicher Schwimmhelfer im Rathaus vor. Schwimmweltmeister Thomas Lurz steht dafür Pate. Die Aktion wurde vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Wie viele Kinder seither schwimmen gelernt haben, steht nicht genau fest, aber die Erfolge sind im Unterricht sichtbar.
Ein Highlight sei gewesen, dass ein Mädchen mit Schwierigkeiten durch Kinderlähmung bereits nach der dritten Unterrichtseinheit das Frühschwimmerabzeichen Seepferdchen erwarb – da staunten selbst eingefleischte Pädagogen und Schwimmhelfer, hieß es aus der Runde.
Zwischenzeitlich engagierten sich bis zu 30 Schwimmhelfer – zur Zeit sind es nur noch 15 an zwölf Grundschulen. Eine Ursache für den Schwund mag sein, dass manch einem der Weg zum nächsten Schwimmbad zu weit wurde, als das Nautiland geschlossen hatte, oder dass den Besitzern einer Ehrenamtskarte nicht einmal freier oder ermäßigter Eintritt in eines der städtischen Schwimmbäder gewährt wird, wenn sie selbst einmal privat schwimmen wollen. Im Landkreis ist das anders, und auch für Würzburg wollen die Organisatoren nun nachziehen. Manchmal ärgern sich Schwimmhelfer auch über einen patzigen Schwimmmeister, oder einfach darüber, dass vor einem Schwimmbad kein Parkplatz ist.
Den Erfolg sehen
Die, die geblieben sind, haben jedenfalls unbändigen Spaß daran, den Fortschritt der Kinder zu beobachten. Norbert Placzek hat schon mal Schwimmmützen gekauft, weil manches Kind seine vergessen hatte und dann nicht ins Wasser durfte. Und Christa Lindner half auch auf dem Weg von der Schule ins Schwimmbad, als ein bepackter Schüler fragte: „Kannst du mir meine Gitarre tragen?“ Für viele Grundschul-Knirpse ist die Belastung durch Schulranzen, Schwimmbeutel und das, was sie am Tag noch herumschleppen müssen, eben doch ganz schön viel. Da vergisst einer schon mal seinen Schwimmbeutel im Bus, und dann versuchen die Helfer ihrerseits, in einer „Schlamperkiste“ im Schwimmbad Passendes fürs Kind zu finden. Die meisten Schwimmhelfer sind Ruheständler, einige Studenten. Sie müssen sich darauf einstellen, dass der Schwimmunterricht teils am Vormittag stattfindet.
Die Ausbildung zum Schwimmhelfer dauert unterschiedlich lange. Welche Vereine sie anbieten, auch das ist in dem Prospekt zu finden. Voraussetzung ist ein erweitertes Führungszeugnis und ein Rettungsschwimmerabzeichen in Bronze. Regelmäßig werden Fortbildungen und Treffen zum Erfahrungsaustausch angeboten.
Jedes dritte Kind in Würzburg kann nicht schwimmen
Das Projekt „Tauch nicht ab...“ folgte seinerzeit auf eine bundesweite Untersuchung zur Schwimmfähigkeit. Für Würzburg lautete das Ergebnis: Jedes dritte Kind in Würzburg und Umgebung kann nicht schwimmen. Schwimmen macht aber fit und rettet im Zweifel auch Leben.
Nicht zuletzt zeigt die Broschüre auch alle Schwimmbäder in Würzburg und im Landkreis Würzburg auf, mit den beiden Bädern Nautiland und dem Wolffskeel-Bad auch jene beiden, die im Jahr 2019 in Betrieb gehen sollen.
Ansprechpartner, die die Broschüre an Interessenten vermitteln:
Jens Röder, Fachbereichsleiter Sport der Stadt Würzburg, Tel. (0931) 7908450, sport@stadt.wuerzburg.de
Nadine Bernard, Schulentwicklung und Netzwerkarbeit der Stadt Würzburg, Tel. (0931) 373498, nadine.bernard@stadt.wuerzburg.de
Projektmail: schwimmen-im-landkreis@lra-wue.bayern.de
Klaus Rostek, Amtsleiter Jugend und Familie beim Landkreis Würzburg, Tel. (0931) 8003376, k.rostek@lra-wue.bayern.de
Sandra Handke, Sportreferentin im Amt für Jugend und Familie, Tel. (0931) 8003379, sport@lra-wue.bayern.de
Ingo Matschullis, Schulrat, Tel. (0931) 46585400, schulamt@lra-wue.bayern.de